11.5.2019

Zwei Flaschen Karl Haidle

Wir starten ins aktuelle Weinjahr mit einem 2018 Ritzling Gutswein vom Weingut Karl Haidle. Dazu gibt es als Kontrast einen 2015 Stettener Pulvermächer

Warm und trocken war der letzte Sommer. Sehr trocken, vielerorts sieht man das den Pflanzen immer noch an obwohl es in den letzten Tagen und Wochen zumindest hier häufiger geregnet hatte. Trotzdem haben die tiefen Wurzeln der Reben gereicht um nach dem oft frostgeplagten Jahr 2017 wieder einen Jahrgang mit größeren Erträgen zu liefern. Es bleibt die Spannung was die Winzer draus gemacht haben. Zum Start ins Weinjahr 2018 gibt es einen Riesling aus der Ecke hier: Ein Ritzling vom Weingut Karl Haidle, der Gutswein. Junger Winzer, schickes Etikett und Wein aus der Heimat für den Start und als Kontrast dazu einen etwas gereifteren Riesling aus erster Lage, einen Stettener Pulvermächer aus 2015.

Der Ritzling ist in der Nase sofort unkomplizierte Rieslingunterhaltung. Viel Birne, nicht hundert Prozent reif, also die Birne, sondern irgendwo auf dem Punkt zwischen noch grün und schön gelb. Ordentlich voluminös, vor allem, wenn man sich klar macht, dass sich hier der Einstiegswein im Kreis dreht. Beim Trinken dann mehr Birne, die zusammen mit einer straffen, sehr jungen und frischen Säure lang mit ein bisschen Würze liegen bleibt. Eigentlich braucht es den zweiten Wein gar nicht. Mit dem hier bekommt man den Abend schon rum und wenn das was sonst so aus 2018 auf die Flaschen kommt ähnlich gut ist, dann wird das ein gutes Weinjahr.

Der zweite Wein war aber natürlich schon offen und eingeschenkt, also Nase ins Glas. Wow. Das ist nochmal eine andere Hausnummer. In der Nase ist extrem viel los, sehr reifes Obst, halb eingekochte Aprikosen, getrocknete Ananas und ein bisschen Hefe, etwas Süßes schwingt mit. Im Mund deutlich frischer als ich erwartet hätte. Die tolle Säure verlangt nach Mehr und Mineralik und Würze besetzen den Gaumen und gehen nicht mehr weg. Sehr interessante Kombination: In der Nase opulente Frucht um dann in Richtung Strukturwein abzubiegen. Was ein Glück, dass noch mehr vom Weingut im Keller liegt.

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