1.9.2019

Zwei Flaschen Kalkofen

Wir trinken zwei Weine aus dem Deidesheimer Kalkofen: Vom Weingut von Winning und vom Weingut Mehling, beide aus dem Jahr 2016.

Zwei Rieslinge aus einer Toplage, gekeltert von verschiedenen Winzern im gleichen Jahr, das ist immer interessant. Dieses mal sind wir in der Pfalz, genauer in Deidesheim und noch etwas genauer im Deidesheimer Kalkofen. Wir trinken ein großes Gewächs vom Weingut von Winning und vom Weingut Mehling ebenfalls einen Riesling aus der Spitze der Kollektion. Der VDP Wein ist dabei etwa doppelt so teuer wie das Pendant, was erstmal natürlich nichts über die Qualität sagt, aber im Hinterkopf hat man es irgendwie schon. Beide Weine sind aus dem Jahr 2016.

Starten wir mit dem Riesling von von Winning: Cremige Nase, Mineralik, leichter Stinker und man merkt sofort das Holz, in das beim Weingut fast alle Weine gelegt werden. Dabei fällt das Holz aber in keiner Weise unangenehm in den Vordergrund. Im Mund dann viel Würze und Struktur, straffe Säure, die auf der Zunge kitzelt, saftig, hell und klar mit ordentlich Zug am Gaumen. Das macht richtig Spaß beim Trinken. Mit Luft wird die Nase gelber, es kommen reife Mirabellen dazu und der Geschmack wird mineralischer. Sehr lang bleibt er liegen, und das könnte er mit Sicherheit auch noch im Keller tun. Dabei ist er auch jetzt schon super zugänglich und mit Freude trinkbar.

Am zweiten Tag ist das Holz weniger deutlich zu riechen, dafür tritt die Mineralik mehr hervor. Immernoch ein ganz klarer Wein mit sehr frischer Säure und einer tollen Länge. Jede Menge Spannung im Mund und so saftig, dass es schon echt schwer ist den Wein überhaupt über zwei Tage zu probieren und nicht am ersten Tag komplett leer zu trinken. Sehr schön!

Der Kalkofen von Mehling ist im Duft direkt viel fruchtiger, da ist Honigmelone, bei der will man direkt den Serranoschinken auspacken und dazu essen, weicher in der Nase, im Mund ist da auch viel Frucht, eben insgesamt deutlich fruchtiger ohne aber unangenehm zu werden, gelb, exotisch, mit Honig, auch lang aber ganz anders im Mundgefühl als der von Winning, sehr dicht in den Aromen, die Säure weniger straff aber durchaus vorhanden, eine Cremigkeit, und schön rund und ausbalanciert.

Nach einer Nacht im Kühlschrank ist da noch mehr Melone in der Nase, der Wein ist immernoch sehr voll im Mund und hat eine schöne Würze bekommen, die in der Länge dem anderen Wein nicht nachsteht und es bleibt immer die reife Frucht.

Das sind wirklich zwei sehr unterschiedliche Weine, die mir aber beide wirklich gut gefallen. Schön, dass vom Mehling noch was im Keller liegt, vom von Winning leider nicht. Ein Jammer. Was besser ist, ist hier wirklich nur Geschmackssache. Im direkten Vergleich hat der Winning mehr Spannung im Mund, mehr Zug dank der strafferen Säure und sicherlich auch des Holzes, aber auf keinen Fall heißt das, dass ich an vielen Abenden nicht lieber den Mehling im Glas hätte. Schön, dass es Auswahl gibt!

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