Zwei Naturweine von den BrandBros
Naturwein aus der Pfalz ist heute im Glas: Ein Pet-Nat aus 2018 und ein Müller-Thurgau Pur aus 2017 von den BrandBros.
Umweltbewusst Wege kurz halten und deshalb in Bockenheim nicht nur bei Andreas Durst eingekauft, sondern auch beim Weingut Brand. Genauer gesagt bei der neuen Generation im Weingut, den Brüdern Daniel und Jonas Brand. Die beiden machen Naturweine aus den Bockenheimer Lagen. Zwischen den Reben werden Kräuter und andere Pflanzen eingebracht um Insekten anzulocken und den Boden zu beleben. Das sorgt mit viel Handarbeit für gesundes Traubenmaterial, das dann spontan vergoren und ungeschönt, ungefiltert und ohne zugesetzten Schwefel auf die Flaschen gebracht wird.
Als erstes im Glas ist der Müller-Thurgau Pur aus 2017. Die Nase ist hefig, typisch Naturwein, ein Stinker, aber trotzdem frisch mit einer leichten Mineralik, Apfel, der zu lange auf der Streuobstwiese lag und schon braune Stellen hat, eine Idee von Marzipan. Im Mund dann ganz anders als in der Nase, deutlich weniger Säure als die Nase hätte vermuten lassen, lang, kaum bis gar keine Frucht, cremig aber in der Mitte der Zunge ist mächtig Struktur und an den Zungenrändern kitzelt die Säure, der Apfel, wenn man ihn ohne wirkliche Frucht so nennen kann, ist hier eher grün und frisch. Der Gerbstofft ist nicht ganz rund eingebunden. Mit Luft kommt etwas Gemüsebrühe in die Nase, Balsamessig, hartgekochtes Ei, die Gerbstoffe werden weniger widerspenstig. Der Wein braucht Temperatur und Zeit und wir damit runder, der Widerstand bleibt aber. Das macht ihn letztlich auch aus, kein Easy-Drinking.
Am zweiten Tag ist der Gerbstoff intensiver, der Wein ist mostiger, Frucht ist nicht mehr zuzuordnen, der Apfel ist weg. Im Mund ist der Wein rund, am Ende bleibt aber ein kantiger Gerbstoff liegen, Kerngehäuse, Quitte. Am ersten Abend hat er besser gefallen.
Das Highlight war aber der Pet-Nat aus dem Jahr 2018. Nur eine Gärung, direkt alles in der Flasche, Weissburgunder und Silvaner. Schäumt beim Entfernen des Kronkorken ordentlich, da ist Apfel, der auch schon im Müller war, eine Idee Petrol, Säure schon in der Nase. Am Gaumen dann super erfrischend, trinkig mit einer spannenden Struktur, Kernobstschalen, trocken, herb. Wirklich ausgesprochen trinkig. Eher gröbere Perlage, sanfte Mineralik, etwas Heu. Der Wein fließt einfach so die Zunge entlang und verschwindet im Hals, dass man kaum hinterherkommt nachzuschenken. Das macht brutal viel Spaß, ist weit weg von langweilig und trotzdem oder gerade deswegen sicher einer der perfekten Terrassenweine. Das kann man einfach so wegtrinken und trotzdem ist das genug womit man sich beschäftigen kann. Großartig, ich freue mich auf die restlichen Flaschen und den Rosé!