Zwei Flaschen Odinstal
Wir trinken zwei Flaschen vom Weingut Odinstal aus der Pfalz: Einen Silvaner Nature aus dem Jahr 2016 und einen Riesling 120 N.N. aus dem Jahr 2018.
Auf einer Tour durch die Pfalz sind wir ohne Pläne durch Weisenheim am Berg spaziert und im Charme du Sud hängen geblieben. Eigentlich wollten wir nur Eis essen, aber die Weinkarte hat sich geradezu aufgedrängt und so wurde es eine Flasche Odinstal Silvaner Nature 2016 und eine Käseplatte. Eis gab es danach trotzdem. Falls man mal in der Gegend ist und etwas Zeit mitgebracht hat, ist das eine Adresse, die man ruhig besuchen kann. Im mediterran angehauchten Hinterhof an einem sonnigen Herbstnachmittag lies es sich jedenfalls herrlich aushalten und der Wein war großartig. Klar, dass das auch in den Keller musste und natürlich auch in den Blog.
Neben dem Silvaner Nature aus eben 2016 steht auch noch der Einstiegsriesling 120 N.N. auf dem Tisch. Dieser stammt aus dem Jahr 2018. Das Weingut arbeitet schon seit 2006 bio-dynamisch, hat für die Pfalz ungewöhnlich hoch gelegene Weinberge und greift auch im Keller möglichst wenig ein. Naturwein also.
Beim Silvaner ist in der Nase viel Apfel, eher Schale als Frucht, wie so oft bei Naturweinen. Im Mund ist der Wein sehr trocken mit viel Struktur und auf eine interessante Art und Weise auch saftig. Das heißt es gibt zwar ordentlich Speichelfluss, aber anfühlen tut es sich anders im Vergleich zu dem, was ich sonst als saftig beschreiben würde. In die Nase kommt etwas Traube, florale Noten, Grüntee. Insgesamt eher schlank und ziemlich lang.
Der Riesling ist eine richtige Überraschung. Die Nase ist eine Wucht. Viel Frucht, Pfirsich, reifer, gelber Apfel, fast parfümiert. Da kommt so viel an, da passiert so viel. Das hätte ich blind vermutlich nicht in die Rieslingschublade gesteckt. Dabei trotz Naturweintouch aber ganz sauber und klar. Im Mund ist etwas Gerbstoff, Säure, ein Teil der Nase kommt auch mit, aber es fällt sehr schwer festzunageln, welcher das ist. Das ist eindrucksvoll. So was hatte ich bisher nicht in der Nase, da muss ich immer wieder reinriechen. Da kommt Melone, ätherische Öle, erinnert manchmal an Badewasser, dann wieder Apfel, dann Holunderblüten. Wow. Im Mund merkt man, dass der Wein noch sehr jung ist. Der Gerbstoff ist noch nicht wirklich rund, hoffentlich wird das noch. Vielleicht so wie beim Silvaner, da passt das nämlich alles schön zusammen.
Der tut sich dann schwer nach dem Riesling. Da passiert nichtmehr viel beim Riechen. Gut, dass er auch vom Mundgefühl leben kann und es so dann gar nicht so tragisch ist. Mit Luft wird der Riesling runder, zeigt wo es hingehen könnte die nächsten Jahre. Etwas Zitrus, die Säure kommt mehr hervor, am Ende bleibt aber immer die nicht ganz runde Kante.
Am zweiten Tag ist da mehr Rieslingtypizität im Duft. Weniger ätherisch, mehr Würze, dunklere Aromatik. Pfirsicheistee ohne Zucker, sehr trocken, klar, tolle Säure. Ich habe direkt zwei Flaschen nachbestellt.
Der Silvaner hat an Frucht zugelegt. Er ist jetzt ein wenig laktisch, Vanillejoghurt mit Apfel, Gewürze und eine Cremigkeit, die am ersten Abend noch nicht da war. Zwei komplett verschiedene Weine, die trotzdem eine ähnliche Handschrift zeigen. Das hat wirklich Spaß gemacht.