Enderle & Moll - Liaison
Wir trinken aus Baden zwei Spätburgunder Liaison von Enderle & Moll aus den Jahren 2014 und 2015.
Rien sans peine - Ohne Fleiß kein Preis steht es auf den Etiketten von Sven Enderle und Florian Moll. Die Beiden machen Weine mit Terroir-Fokus in Baden. Minimaler Eingriff im Keller, schonender Umgang im Weinberg, kein Filtern, kein Schönen, das bedeutet natürlich viel Handarbeit an den Reben, viel Fleiß. Wir trinken heute zwei Jahrgänge des Pinot Noir Liaison aus 2014 und 2015. Der Wein steht zwischen dem Einstiegsspätburgunder und den großen Weinen des Weinguts. Die Trauben kommen aus verschiedenen Lagen und von unterschiedlichen Böden und werden dann in gebrauchten Holzfässern ausgebaut. Die beiden Weine hatten etwas Zeit auf der Flasche und wir haben sie, wie die meisten Weine hier, über zwei Tage probiert.
Der 2014er riecht intensiv nach roten Beeren, rote Johannisbeere, Sauerkirsche und Himbeeren sind da, alle nicht mehr ganz frisch und ein bisschen zu lang rumgelegen. Dazu Unterholz und nasses Laub. Im Mund hat der Wein eine schöne Struktur und eine frische Säure. Sehr fein, elegant und weich am Gaumen. Zwischendurch wirkt er fast parfümiert in der Nase. Es ist für mich schwer zu greifen, was da genau in der Nase ankommt, aber wenn man das Glas etwas weiter weg hält, dann hat man bei beiden Jahrgängen das Gefühl, dass fast etwas Ätherisches in die Nase steigt. Die Mittrinkerin hält mir Lakritz unter die Nase, mag ich nicht, der Duft kommt aber hin und ist auch dabei. Das zeigt sehr deutlich, wie der wahrgenommene Duft dann doch vom eigenen Geschmack abhängt. Im Laufe des Abends wird die Frucht intensiver, er wird samtig und länger am Gaumen, dazu kommt noch etwas Vanille.
Am zweiten Tag ist interessanterweise mehr Frucht in der Nase, während ich gedacht habe, dass sich eher der Waldboden intensiviert. Da ist Kirsche, jetzt gemischt mit ein paar Gewürzen und der Süßholznote. Die Gerbstoffe sind fein eingebunden, was ein wunderschönes Mundgefühl ergibt. Samtig, weich und elegant.
Der 2015er ist im Vergleich zum vorigen Jahrgang herber in der Nase, in der Frucht mehr Erdbeere als Himbeere und der Wein wirkt dichter. Auch am Gaumen ist er dichter und hat mehr Gerbstoff. Er ist länger als der 2014er und wirkt tatsächlich etwas jünger. In die Nase kommt sowas wie gebrannte Mandeln und Kirschsaft. Es kommen über den Abend noch Aromen in Richtung Hibiskus dazu, das Mehr an Gerbstoff ist auch hier wunderschön eingebunden, ein paar Gewürze sind dabei und mit mehr Luft wird noch deutlicher, dass er länger liegen bleibt.
Am zweiten Tag wirkt er im direkten Vergleich noch jünger. Beeriger, frischer, aber halt immer auch ein bisschen ruppiger im Gerbstoff. Mehr Spannung im Wein, die Erdbeere bleibt, vielleicht ein bisschen Fleischsaft, rohes Steak, minimal Aceton dabei und eine Idee Rauch.
Beide Weine sind fein und toll ausbalanciert zwischen Frucht, dem Gerbstoff und der Säure und beide Weine machen im jetzigen Zustand eine Menge Spaß und ich denke, dass es ein sehr guter Zeitpunkt ist die Flaschen aufzumachen, so sie denn noch im Keller liegen. Rien sans peine - Die Arbeit hat sich hier definitiv gelohnt.