Schnaitmann - Uhlbacher Götzenberg
Wir trinken vom Weingut Schnaitmann zwei Flaschen Riesling GG vom Uhlbacher Götzenberg aus den Jahren 2012 und 2013.
Nach unserem kurzen Ausflug in die Pfalz und den Weinjahrgang 2019 trinken wir uns weiter durch Württemberg. Als Kontrast zu den sehr jungen und frischen Weinen in der letzten Woche haben wir dieses Mal zwei gereifte Riesling GGs aus den Jahren 2012 und 2013 im Glas. Wir trinken zwei Weine vom Weingut Schnaitmann aus Fellbach aus dem Uhlbacher Götzenberg. Das Weingut ist noch relativ jung, erst 1997 wurde der erste Jahrgang unter eigenem Namen auf die Flaschen gefüllt. 2006 wurde das Weingut dann aber schon in den VDP.Württemberg aufgenommen, als damals jüngstes Weingut des Verbands. Dass die Weine wunderschön reifen haben wir vor etwa einem Jahr bei der VDP.Wein.Gut(s).Tour im Rahmen der Gartenschau im Remstal schon festgestellt. An 6 Stationen quer durchs Remstal hatten damals Weingüter ihre Tore geöffnet und mit Gastweingütern die volle Bandbreite der württemberger (VDP-)Weine vorgestellt. Ich hoffe sehr, dass es irgendwann nochmal eine Neuauflage geben wird. Leider war ich damals faul, habe nichts mitgeschrieben und weiß deshalb nichtmehr genau, was wir probiert haben bei Schnaitmann. Ich erinnere mich aber gut an die Durchreiche im Keller, an der verkostet wurde, und dass mir die Weine wirklich gut gefallen haben. Jetzt freue ich mich, zwei gereifte Rieslinge aus dem Weingut im Glas zu haben.
Der Riesling aus 2012 startet sehr voll in der Nase. Fast ein bisschen süßlich kommt es aus dem Glas, da ist etwas Petrol gemischt mit dunkelgelben Früchten. Die Reife spürt man deutlich. Der Wein hat noch Säure, aber keine Kante, zumindest nicht am Gaumen. Die Säure ist komplett eingebunden und das Mundgefühl ist wirklich weich. Was aber auf jeden Fall da ist, ist eine schöne Länge und auf den Lippen kommt es dann auch, das typische Rieslingziehen. Da ist ein bisschen Cremigkeit, ein bisschen Mineralität, ein bisschen Gummiabrieb und hinten raus Gerbstoff. Die Süße aus der Nase kommt in Form von Karamell oder Waldhonig mit mehr Luft und Temperatur auch an den Gaumen. Da ist mit der Reife ein bisschen die Lebendigkeit verloren gegangen, fürchte ich.
Völlig unerwartet ist genau diese Lebendigkeit nach einer Nacht im Kühlschrank wiederauferstanden. Der perfekte Osterwein sozusagen. In der Nase ist mehr Apfel als noch am Vortag, Gewürze, Butter und mehr Frische. Er wirkt schlanker, fokussierter als noch am Abend zuvor. Klar, die Reife verschwindet nicht, wo soll sie auch hingehen, aber es wirkt aufgeräumter, sortierter, mehr geradeaus. Die Süße bleibt im Hintergrund, dafür gibt es Noten von Bierhefe, Litschi, Orangenlimonade und Tannenhonig. Alles mit mehr Zug am Gaumen. So macht das richtig viel Spaß, und dass ein Wein, der am Vorabend fast etwas Müde gewirkt hat, nochmal so aufwacht, hat wirklich überrascht.
Der Wein aus 2013 wirkt dunkler beim Riechen. Sehr intensiv, sehr dicht mit viel Würze und relativ wenig Frucht. Ein bisschen Rauch ist dabei, viel Komplexität, viel Tiefe und schwer zu greifen. Im Gegensatz zum 2012er ist die Säure direkt da. Das, was da im Mund abgeht, ist sowieso beeindruckend. Erst ist er weich, dann kommt Struktur, Mineralität und dann läuft einem hinten Raus von den Zungenrändern her so krass das Wasser im Mund zusammen, dass man gar nicht weiß wo hin damit. Wow! Das ist enorm und übertrifft dann in der Zeit, die der Geschmack noch liegen bleibt den anderen Jahrgang ebenfalls locker. In der Nase hat man die Reife, die Tiefe, aber auf der Zunge wirkt das super frisch, packt zu und prescht nach Vorne.
Einen Tag später ist nichts verloren gegangen. Eher im Gegenteil, wie beim 12er hat es sich noch mehr fokussiert. Mehr Frucht in der Nase, Mandarine, sehr reife Birne, florale Noten, und auf der Zunge mehr Stein, mehr Mineralität und Struktur. Die Saftigkeit, die von den Zungenrändern in die Mitte wandert, ist geblieben. Das ist wunderschön so!
2012 ist gut, insbesondere am zweiten Abend, aber 2013 war vom ersten Schluck an eine Freude. Der Wein ist lebendig, geradeaus und hat trotzdem so viel Tiefe, dass man nie ganz rausfindet, was da eigentlich gerade passiert. Ob das dann an gerade den beiden Flaschen liegt, oder man daraus herleiten will, dass 2013 schöner altert als 2012, da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Eine sichere Erkenntnis des Abends ist aber, dass es viel schwerer fällt in etwas älteren Weinen das was auf der Zunge passiert auch in Worte zu packen. Da fehlt Übung!