Bernhard Ellwanger - Junges Schwaben 2011
Wir trinken vom Weingut Bernhard Ellwanger den gereiften Sauvignon Blanc der Kollektion Junges Schwaben aus dem Jahr 2011.
Unter dem Label Junges Schwaben bringen die fünf Winzer Hans Hengerer, Jürgen Zipf, Rainer Wachtstetter, Jochen Beurer und Sven Ellwanger seit 2002 jedes Jahr einen Wein auf den Markt, der ihre Idealvorstellung vom Wein besonders gut trifft. Dabei muss jeder Wein von allen fünf Mitgliedern für gut befunden werden, bevor er als Junges Schwaben Wein verkauft werden darf. Wir haben heute eine Flasche von Sven Ellwanger vom Weingut Bernhard Ellwanger im Glas: Einen Sauvignon Blanc aus dem Jahr 2011, also ziemlich genau aus der Mitte des Zeitstrahls vom Anfang der Junges Schwaben Weine bis heute. Das Weingut bewirtschaftet, wie so viele Weingüter der letzten Wochen, ebenfalls seine Reben im Remstal.
Man denkt eher an Nachtisch beim Buffet-Asiaten als an Wein im ersten Moment, so viel Litschi kommt da aus dem Glas. Dazu sehr reife, gelbe Stachelbeeren, fast schon Stachelbeermarmelade gemischt mit Holunderblütensirup. Etwas Süße, deutliche Reife und im Hintergrund ein bisschen Veilchen. Im Mund erst cremig, dann auf der Zungenmitte viel Würze und Kräuter, kaum Frucht. Was liegen bleibt sind grüne Paprika und dann doch auch ein paar Stachelbeeren. Die Nase verändert sich mit den ersten Schlucken. Die Litschi verfliegt, es kommt intensiver Honig dazu. Da passiert sehr viel, sowohl auf der Zunge als auch in der Nase. Der Wein ist enorm dicht, kräuterig, gelbfruchtig, komplex, lang und dabei nie plakativ.
Im Laufe des Abends wird der Wein buttriger und feingliedriger. Die Frucht lässt den grünen Noten im Duft mehr Raum, am Gaumen dominiert die Würze. Dazu ein bisschen Gerbstoff und die Stachelbeere. Zwischendurch lässt sich die Litschi nochmal blicken und irgendwer hat in der Ecke Nagellackentferner offen stehen lassen. Da zeigen sich die Jahre auf der Flasche. Ich behaupte, dass der Wein so wie er jetzt ist, auf seinem Höhepunkt sein dürfte.
Eine Nacht im Kühlschrank ändert daran nichts, sie verschiebt nur dezent das Rampenlicht. Mehr Holunderblütensirup, etwas Vanille, ein bisschen Rauch und weiter der Honig. Würze auf der Zunge. Sehr viel Würze auf der Zunge. Toll! Normal mache ich gerne einen Bogen um Sauvignon Blanc. Wenn einem Tonnen von Maracuja um die Ohren geschlagen werden oder man alternativ das Gefühl hat sich eine Hand voll Wiese in den Mund zu stopfen, dann verstehe ich, dass man das faszinierend finden kann, für mich ist es aber nichts. Das führt auch regelmäßig dazu, dass am Esstisch jeder einen Wein für sich hat, was ja nicht das Schlechteste ist. Gut für mich und schlecht für die Mittrinkerin, wenn dann mal wie hier die Balance perfekt getroffen wurde und durch die Reife so viel Komplexität dazu kommt. So will ich das öfter trinken.