3.5.2020

Knauß - Schnait Altenberg 2017

Wir trinken vom Weingut Knauß eine Flasche Lemberger Schnait Altenberg aus 2017.

Eine der liebsten Rebsorten aus Württemberg ist und bleibt einfach der Lemberger. Dieses Mal trinken wir vom Weingut Knauß eine Flasche Schnait Altenberg aus dem Jahr 2017. Wie viele Weingüter der letzten Wochen, sitzt auch Knauß im Remstal, genauer in Strümpfelbach, und wird ein Teil unserer Nach-Corona-Weingutstour werden. Im Weinberg wird für mehr Geschmack in den verbleibenden Trauben stark im Ertrag reduziert, anschließend wird der Wein im Holzfass ausgebaut und unfiltriert abgefüllt. Das Weingut arbeitet ökologisch und mit dem Jahrgang 2018 gibt es dann auch die Bio-Zertifizierung, die jetzige Flasche kommt noch aus der Umstellung. Gerade die Lagenweine werden mit Hinblick auf ein langes Leben ausgebaut, aber wie immer hat die Neugier über die Vernunft gesiegt und wir probieren schon jetzt, dafür aber über drei Tage hinweg.

Der übliche Probierschluck zeigt dann direkt, dass wir vielleicht doch einen Tick zu früh dran waren. Sehr kompakt in der Nase, eher verschlossen, etwas Kirsche, Holz und Vanille. Im Mund viel Widerstand, dichter Gerbstoff überall und nur im Hintergrund lässt sich erahnen, was da kommen könnte. Man hätte es wissen können. Vom Weingut selber wird etwas Flaschenreife empfohlen und ansonsten sollte in der Jugend eine Karaffe benutzt werden. In der Nase kommt nach und nach Leder gemischt mit Waldbeeren dazu und hinter dem Gerbstoff auf der Zunge zeigt sich eine frische Säure. Die Frucht wird mit Luft immer intensiver und dann ist der Probierschluck auch schon leer.

Eine Nacht in der (wieder verpömpelten) Flasche bringt die Frucht deutlich nach Vorne. Der Wein riecht viel frischer, da ist natürlich noch immer das Holz, aber dazu kommen jetzt Zwetschgenstreuselkuchen und Waldbeeren. Der Gerbstoff und die Säure, die direkt nach dem Öffnen noch etwas auf Abstand waren, nähern sich an, spielen harmonischer zusammen und davon profitiert der Wein enorm. Auf der Zunge weniger Frucht als in der Nase, gepaart mit rotem Tee, außen rum der Zug vom Gerbstoff und über die Zungenmitte rollt die Säure, so dass man direkt noch einen Schluck haben will. Das trinkt sich enorm gut, ist pur, ist kühl, ist frisch und wirklich elegant. Über den Abend tut Luft weiter merklich gut, die Kirsche erlebt ihr Revival, das Tannin wird besser und besser eingebunden und in dieser Mischung von klarer, frischer Frucht, dem Gerbstoff und der tollen, saftigen Säure lebt der Wein richtig auf, wird komplexer, länger und gleichzeitig zugänglicher und harmonischer. Toll.

Tag drei zeigt dann noch mehr, wo die Reise vermutlich hin gehen wird. Harmonie pur. Die Frucht noch ein bisschen geschliffener, sehr klar, kühl, elegant und beerig, dazu ein solo perfekt eingebundener Gerbstoff neben der Säure, der aber zur Pizza dann auch nochmal richtig Biss zeigen kann. Himbeeren, Sauerkirschen, Waldspaziergang. Großes Lembergerkino!

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