Domaine de l'Horizon - Blanc 2015
Wir trinken von der Domaine de l'Horizon aus Calce in Südfrankreich den Blanc aus 2015.
Die Weine der Domaine de l’Horizon standen schon länger auf der Liste, der Weine die wir mal probieren wollten. Darauf aufmerksam geworden sind wir auf einer Messe, aber ohne die Weine zu probieren. Wir hatten kurz vorher Matassa getrunken und sind irgendwie mit einem Händler ins Gespräch über Naturwein gekommen. Der hat uns dann die Domaine de l’Horizon empfohlen. Das war nicht das einzige Mal, dass der Name aufgetaucht ist und jetzt haben wir endlich auch mal einen Wein davon im Glas. Wir trinken den Blanc aus dem Jahr 2015, eine Cuvée aus Grenache Gris, Grenache Blanc und Macabeu. Die Weine verantwortet Thomas Teibert, der vorher bei Manincor in Südtirol Wein machte und zusammen mit dem Weinhändler Joachim Christ 2005 das Weingut in Calce im Roussillon gegründet hat. Die Trauben kommen von älteren Stöcken, die sehr nah an der Natur bewirtschaftet werden und im Keller wenig Eingriffe erleben.
Intensiv ist der erste Eindruck von dem, was einem da aus dem Glas entgegen strömt direkt nach dem Aufziehen der Flasche. Sehr dicht, Aceton, erstmal denke ich an Alterstöne, die ich bei 2015 so nicht erwartet hätte. Aber das ist es nicht. Mit jedem Schwenken wird der Eindruck von zu viel Alter oder kaputter Flasche weniger und weniger und wandelt sich. Es kommen Apfelschalen, etwas Kandiertes ist dabei, viel Kräuter und der Wein wird immer frischer in der Nase. Es kommt Mirabelle und vor allem auch schon im Duft jede Menge Struktur. Am Gaumen ist eine Frische, die jedem ersten Eindruck von zu vielen Alterstönen den Kampf ansagt, da ist gar keine Reife erstmal, dafür aber viel Komplexität. Auch auf der Zunge verändert sich der Wein stark mit jeder Minute Luft und jedem kleinen Schluck. Zwischendurch kommen florale Noten, etwas Birne, ein bisschen Pfirsich ist dabei, es wird cremiger und cremiger und dann kommt doch wieder eine leichte Reifenote, die jetzt aber perfekt passt. Die Würze auf der Zunge, die Frucht, die oxidativen Noten dazwischen, das ist toll.
Am zweiten Abend wirkt der Wein holziger in der Nase, mehr Mirabelle, ein bisschen Nussmus. Oxidierte Apfelschalen mischen sich mit frischer Apfelfrucht. Auf der Zunge weiter ganz klar, mineralisch mit einer kräftigen, lebendigen Säure und jeder Menge Würze. Dann Pflaumenlikör in der Nase, danach wieder florale Töne. Weiter wirklich komplex. Lang, dicht und weit weg von Easy Drinking. Aber wunderschön.
Die ersten fünf Minuten haben mich sehr verwirrt. Da war so viel Alterston, dass ich schon Angst um die Flasche hatte und um den Blogbeitrag. Ich schreibe nicht über Flaschen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie in Ordnung sind oder nicht. Der Korken ist aber perfekt und die Entwicklung, die der Wein dann über die beiden Tage durchgemacht hat war ein Erlebnis. So geht das dann denke ich in Ordnung und ich freue mich schon sehr auf einen weiteren Jahrgang, der im Keller wartet um die Erfahrung auf die Probe zu stellen.
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