Wagner-Stempel - Heerkretz 2016
Wir trinken vom Weingut Wagner-Stempel aus Siefersheim in Rheinhessen das 2016er GG Heerkretz.
Nachdem der Ortswein vom Porphyr als letzter Blogwein des letzten Jahres schon Eindruck hinterlassen hatte und ich insgesamt gerade gerne Riesling aus 2016 trinke, war es Zeit eine Stufe höher ins Regal zu greifen. Wir trinken vom Weingut Wagner-Stempel das Große Gewächs aus der Lage Heerkretz aus eben dem Jahr 2016. Zwischen Siefersheim und Neu-Bamberg in Rheinhessen gelegen, wachsen in der Lage Heerkretz die Rieslingreben auf relativ kargen Vulkanböden. Vor allem Nachts weht kühler Wind durch die offene Lage und die biologisch bewirtschafteten Reben und nötigt den Trauben mehr Zeit zur Reife ab. Das ermöglicht kühle, mineralische Weine mit viel Spannung und genau das versucht Daniel Wagner herauszuarbeiten.
Direkt nach dem Öffnen der Flasche haben wir ein bisschen Mirabelle im Glas, eher kühle Aromatik, gelbe Frucht, nasse Steine. Die Frucht bleibt aber nicht lange und wandelt sich schon nach ein paar Momenten mehr in eine kräuterig, würzige Nase. Der erste Schluck ist extrem. So viel Struktur auf der Zunge kommt unerwartet. Am Gaumen, den Backen bis raus an die Zungenränder. Da ist Säuregrip, da ist ein bisschen Bitterkeit von Zitrusfruchtschalen und so viel Dichte, so viel Substanz, dass man darauf rumkauen kann. Dabei bleibt der Wein aber immer fokussiert, fast schlank und elegant. In dieser Kompromisslosigkeit ist das neu für uns und ich bin gespannt, was mit ein bisschen Luft noch passiert.
An diesem Abend bleibt sich der Wein aber treu. Die Struktur ist beeindruckend. Ein bisschen Kernobst, vielleicht Zitrusfrucht, eher im Hintergrund und eher schwer zu greifen. Aber wer braucht schon Frucht bei diesem Wein. Wir hatten zwar schon mehrfach Weine, die über die Struktur kommen, über das Mundgefühl. Aber so wie hier, so war es wirklich noch nie bisher. Das was liegen bleibt, der Grip, der Zug, die Kernigkeit und Saftigkeit, dazu die Würze, die Kräuter. Groß. Das ist der Porphyr ohne Schnörkel, das ist der Porphyr mit weniger und gleichzeitig viel mehr.
Nach einer Nacht im Kühlschrank wird die Frucht intensiver. Dunkler in der Aromatik, die reifen Mirabellen sind wieder da. Auf der Zunge war nicht viel zu gewinnen, da hat vielmehr die Angst überwogen, dass etwas abhanden kommen könnte. Aber Entwarnung. Hier geht es weiter wie am Abend zuvor und, auch wenn ich mich wiederhole, sind genau diese Würze, diese Kraft und Eleganz, die Frucht im Hintergrund und dazu diese Dichte auf der Zunge einfach nur großartig im Moment. Ich bin ein bisschen verliebt.