Öko-Weingut Zang - Riesling Kabinett
Wir trinken vom Öko-Weingut Zang zwei Flaschen Riesling Kabinett trocken aus den Jahren 2015 und 2016.
Schon beim Bronner hat sich gezeigt, dass die Weine von Zang gerne etwas mehr Zeit im Keller vertragen. Aus dem Flaschenvorrat, der letztes Jahr in Nordheim in den Kofferraum gewandert ist, stehen dieses mal zwei Rieslinge auf dem Tisch. Wir trinken trockenen Riesling Kabinett aus dem Jahr 2015 und 2016. Die Weine sind Ortsweine aus den Lagen rund um Nordheim. Das Weingut selbst schreibt, dass die Weine die Herkunft der Lagen und die Stilistik des Winzers konsequent vertreten. Probieren wir mal.
Der 2015er startet mit Würze, Grapefruit und Kräutern. Dicht, im Mund cremig und hinten auf der Zunge viel Struktur die lange liegen bleibt. Man merkt ihm die Zeit auf der Flasche eigentlich nicht an. Es kommt etwas Waldhonig dazu, fast ein bisschen Süße.
Nach einer Nacht im Kühlschrank mehr Zitrus. Der Honig ist verschwunden. Den Raum besetzt jetzt die Säure. Mehr Grip und viel mehr Zug als am ersten Abend. Wirkt noch frischer als er das sowieso schon am ersten Abend getan hat. Dicht, würzig, die Frucht spielt die zweite Geige, steht hinten an und begleitet nur. Schmelzige Birne, Cremigkeit und wird dabei länger und länger. Wirklich gut und profitiert von jeder Minute im Glas. Eine weitere Nacht betont die Cremigkeit noch mehr. Er wird weicher und man hat das Gefühl, dass die Harmonie jetzt vollkommen ist. Das ist richtig schön im Moment, aber ich denke, dass es das noch einige Jahre bleiben wird.
Der 2016er wirkt direkt heller, schlanker in der Nase. Gelbe Frucht, Apfel, saftig, fast ein bisschen Exotik mit Maracuja und Pfirsich. Dazu Limette und eine frische Säure. Der Wein wirkt in seiner Struktur ganz anders als der Vorgänger. Er spielt sich weiter vorne ab auf der Zunge, hat mehr Mineralik und die Frucht wird immer klarer und feiner im Laufe des Abends. Es geht mehr in Richtung Mirabelle und mit der Frucht wächst aber auch die Kernigkeit und Widerspenstigkeit. Nicht so rund wie der 15er.
Und im Gegensatz zum Vorjahrgang taucht der 16er nach der ersten Nacht im Kühlschrank erstmal ab. Wo der 15er gewinnt, geht es hier zurück. Die Frucht wird viel karger, der Schmelz zarter. Alles wird weniger. Weniger Maracuja, weniger Kernobst, weniger Mineralität. Das wird mit viel Schwenkerei zwar besser, aber das Niveau des ersten Abends erreicht er nicht. Zurück geht es in den Kühlschrank. Doch auch eine zweite Nacht hat kaum positiven Einfluss. Wirkt verschlossen und wird deshalb direkt zurückgestellt. Macht nichts. Der 15er fängt das auf.
Die Belohnung folgt am nächsten Tag. Alles richtig gemacht beim Zurückstellen. Wir sind jetzt an Abend Nummer Vier nach dem Öffnen. Die Frucht ist wieder da, sanft, ganz klar und sauber, die Mineralik auf der Zunge übertrifft das, was sich am ersten Tag angedeutet hat bei Weitem. Die Widerspenstigkeit ist verschwunden. Orange, Grapefruit, eine wunderschön runde Säure, die jede Menge Frische gibt und dazu eine tolle Kräuterwürze. Der Wein braucht Zeit. Entweder im Keller oder, falls man ihn wie wir jetzt schon aufzieht, gerne auch in der offenen Flasche. Toll, wie er sich entwickelt hat und ich finde es bemerkenswert, dass ein Riesling, der ab Hof gerade mal 9 Euro kostet, über vier Tage hinweg so eine Entwicklung durch macht. Klar, das ist nicht der entspannte Nachmittagswein und wenn man auf viel Frucht steht, dann wird man hier auch nicht wirklich glücklich. Aber wenn man sich darauf einlässt und ein bisschen Zeit mitbringt, dann wird man hier für seine Geduld und für ganz wenig Geld groß belohnt.
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