Kraemer - Silvaner Muschelkalk 2016
Wir trinken von Kraemer aus Auernhofen einen Silvaner vom Muschelkalk aus 2016.
Das Dorf Auernhofen fällt einem nicht gerade als erstes ein, wenn man an fränkischen Weinbau denkt. Trotzdem hatten wir schon einen Wein von dort im Glas und auch heute ist das wieder so. Uns war nach Silvaner und auch ein bisschen nach Natural. Deshalb trinken wir dieses Mal einen Silvaner aus der Steillage vom Muschelkalk von Stephan Krämer aus 2016. Der Hof der Krämers ist kein reiner Weinbaubetrieb. Vielmehr ist der Weinbau auf etwa 4 Hektar ein kleiner Teil neben den 70 Hektar sonstiger Landwirtschaft. Auf dem Hof wird ökologisch gearbeitet und im Weinberg natürlich auch. Der Wein wird zum Teil mit Stielen spontan vergoren und darf anschließend auf der vollen Hefe über ein Jahr reifen. Es wird nicht gefiltert, geschönt oder geschwefelt. Das sieht man dem Wein an seiner Trübung auch sofort an.
Er stinkt leicht nach dem Aufziehen. Man riecht kaum Frucht, eher duftet es nach laktischer Gärung und nach Schalen. Nach was der Wein so direkt nach dem Öffnen schmeckt kann ich gar nicht so genau sagen, nur dass ich noch einen Schluck und noch einen Schluck nehme und dabei immer noch ratlos vor dem Glas sitze. Auch im Geschmack ist da keine Frucht, da ist Würze, ein bisschen Säure und Mineralik. Hinten raus kommt ein kleiner Bitterton dazu. Die Mittrinkerin sagt, dass das so schmeckt wie der Biss in eine unreife Stachelbeere. Ich tu sowas ja nicht, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Dass es dann keine reifen Stachelbeeren mehr am Strauch gibt stört mich zwar, aber das hat ja nichts mit dem Wein zu tun. Trotz der Schwierigkeit, hier geschmacklich etwas zuzuordnen, macht das viel Spaß. Saftig und faszinierend.
Auch am nächsten Tag bleibt das so. Die Nacht Luft konnte dem Wein nichts anhaben und weiter gibt er Rätsel auf. Kühl, saftig, wild und ungewöhnlich. Fast sogar noch puristischer heute. Gegen Ende des zweiten Abends wird er dann fruchtiger und erinnert etwas an Limonade. Für seine Verhältnisse ist er jetzt fast sowas wie zugänglich.
Gespannt darauf, was noch passiert durfte er nochmal einen Tag warten. Es wird noch limonadiger, Zitrus, hinten auf der Zunge Grapefruit. Dabei behält er aber immer die Struktur, die Wildheit und den Widerstand aus dem Gerbstoff. Einer der spannenderen Weine dieses Jahr und auch einer der anstrengenderen Weine. So nebenher trinken geht da nicht. Das würde ihm aber irgendwie auch nicht gerecht werden. Ich vermute, dass der Silvaner noch viele Jahre im Keller vor sich gehabt hätte und gerade ganz am Anfang steht. Wenn die Entwicklung über die Tage hier ein Indikator ist, dann wird er auf jeden Fall noch ein bisschen charmanter.