Zwei Flaschen Leiner
Wir trinken von Sven Leiner einen Weissburgunder und einen Grauburgunder der Handwerk-Linie aus 2019.
Gutsweine sind spannend. Deshalb trinken wir mal wieder zwei Flaschen davon. Den ersten Berührungspunkt mit Leiner gab es vor einigen Jahren bei einem Weinfest am Kalmit, etwas das diesem Jahr ja leider völlig abgeht, und dann sind die Weine immer wieder auf dem Radar aufgetaucht und haben nie enttäuscht. Zeit also, darüber zu schreiben. Rund um Ilbesheim bewirtschaftet das Weingut Jürgen Leiner seine Weinberge schon seit 2005 ökologisch und lebt voll die Philosophie, dass ein gesundes Ökosystem um die Reben herum auch für gute Weine sorgt. Die Weine der Handwerk-Linie sollen genau diese Arbeit und den Jahrgang widerspiegeln als typische Vertreter ihrer jeweiligen Rebsorte. Der Weissburgunder und der Grauburgunder wurden beide 2019 geerntet, nach der Ernte kurze Zeit auf der Maische gelassen und nach der Pressung im Edelstahl vergoren und dort auch bis zur Füllung auf der Hefe belassen. Gefüllt wird bei den Gutsweinen natürlich deutlich früher als bei den Weinen in höheren Stufen der Qualitätspyramide, so ist im Onlineshop des Weinguts etwa schon der Jahrgang 2020 des Grauburgunders gelistet.
Wir starten mit dem Weissburgunder: Knackig, frisch und lebendig wirkt der. Riecht nach Kernobst, ist trocken auf der Zunge mit einer schönen Struktur. Trinkt sich einfach so weg. Über die nächsten Stunden entwickelt sich mehr Frucht, das Kernobst, hier vor allem frische Äpfel, wird deutlicher und auch Zitrus kommt dazu. Mir gefällt die Frische, der Zug und die feine Frucht.
Der Grauburgunder wirkt deutlich dunkler in der Aromatik und auch zurückhaltender. Honigmelone in der Nase und deutlich weniger Säure auf der Zunge. Auch saftig, aber es fehlt der Kick, den der Weissburgunder bietet. Dafür entwickelt sich mehr Frucht. Mit Luft fast ein bisschen Banane, weiter die Melone und letztendlich genauso trinkig wie der Weissburgunder. Ich kann mir vorstellen, dass er gerade wegen der geringeren Säure noch mehr Leute ansprechen wird.
Beide Weine verändern sich über Nacht kaum. Habe ich auch nicht erwartet. Sie bleiben genau so trinkig lecker wie sie vom ersten Schluck an gewesen sind. Das ist Landwein der zum Essen geht, der alleine funktioniert und den man vor allem überall hin mitbringen kann mit der Sicherheit, dass die Flasche nicht lange voll bleibt. Und am allerschönsten ist er mit Sicherheit, und hoffentlich bald wieder, am Weinfest auf der Kalmit.