Christian Tschida - Birdscape 2019
Wir starten mit einem Birdscape 2019 von Christian Tschida ins neue Jahr.
Wenn bei dieser Flasche der innere Etikettentrinker laut aufschreit und auf den Kaufen-Knopf drückt ist wohl wirklich niemandem ein Vorwurf zu machen. Dass der Inhalt von Christian Tschida aus dem Burgenland stammt ist da fast nur noch sowas wie Bonus. Das Bild selber ist von Erró und ich mag die Kunsteditionen, die Christian Tschida auf den Markt bringt sehr. Der Wein wird gekeltert aus Pinot Noir und Blaufränkisch, gewachsen im gemischten Satz. Pink Maceration steht auf der Flasche, der Birdscape wird also sehr schonend und kurz mazeriert und ist deshalb ziemlich hell in der Farbe, aber kein Rosé. Das Bild fängt das, dank Licht von hinten, ganz gut ein glücklicherweise. Vergoren wird im großen Holz spontan und gefüllt wird ohne Schwefel. So weit, so natural und zumindest in Gedanken schonmal der perfekte, frische Einstieg in 2021.
Aus dem Glas riecht es schon direkt nach dem Entkorken extrem frisch und auch leicht wild. Ein bisschen wie zu kurz gezogener, kalter Früchtetee mit Hibiskus, den man auch auf der Zunge findet. Dazu kommt ein im ersten Moment ganz leicht erscheinender Gerbstoff, der dann aber an den Zungenrändern doch zupackt. Auf der Zungenmitte dagegen ist eine wunderschöne, rote Frucht und eine saftig, frische Säure. Toll! In der Nase jetzt etwas Tierstall, Cranberries, Kirschen und Beerenkerne. Die Säure wird mit jedem Moment lebendiger, das Tannin immer runder. So leicht und trotzdem so viel Tiefe.
Das bleibt auch so. Die Frucht ist ziemlich charmant und irgendwo dazwischen sind da Noten, die ich da nicht vermutet hätte. Ananas vielleicht, oder auch Melone. Der Wein hat noch minimal Kohlensäure, die zusammen mit der Frische und Saftigkeit so viel Lust auf den nächsten Schluck machen, dass wir mit der Verkostung über mehr als einen Abend eine Meisterleistung in Selbstdisziplin vollbringen. Was aber jetzt schon klar ist, ist dass es auf der einen Seite extrem schwer ist den Birdscape in eine Schublade zu stecken und auf der anderen Seite das aber auch völlig egal ist.
Die Nacht bringt Kräuter in die Nase und macht den Wein gleichzeitig schwerer greifbar. Die Frucht ist nicht mehr so deutlich, der Gerbstoff hat sich verändert. Der trocknet jetzt hinten raus den kompletten Mundraum etwas aus, ohne aber negativ aufzufallen. Insgesamt ist der ganze Wein viel weicher als am ersten Abend, die Kohlensäure ist natürlich weg, er ist floraler geworden. Weniger Spaß macht das aber nicht. Der Birdscape mag der erste Rote 2021 sein in unseren Gläsern, aber ich kann jetzt schon sagen, dass der bis Jahresende im Gedächtnis bleiben wird.