Zwei Flaschen Markus Molitor
Wir trinken zwei Flaschen Kabinett von der Mosel: Von Markus Molitor die Zeltinger Sonnenuhr und die Wehlener Sonnenuhr aus 2016.
Der Januar bleibt alkoholfrei oder mindestens alkoholreduziert. In diesem Sinne haben wir mit um die 8 Prozent dieses mal zwei Riesling Kabinett von der Mosel in unseren Gläsern, bevor wir in der nächsten Woche nochmal komplett alkoholfrei unterwegs sind. Die beiden Weine von Markus Molitor wurden 2016 in zwei bekannten Lagen an der Mosel geerntet: Der eine Wein kommt aus der Wehlener Sonnenuhr und der Andere aus der Zeltinger Sonnenuhr. Oft ist es an der Mosel so, dass sich aufgrund der Windungen des Flusses die Lagen in ihrer Ausrichtung stark unterscheiden können. Das ist aber bei diesen beiden Lagen nicht so, da sie ohne Flussdrehung genau nebeneinander liegen. Trotzdem unterscheiden sich die Böden und das Mikroklima natürlich. Spektakulär anzuschauen sind beide Sonnenuhren allemal und wir hoffen bald wieder davor oder darin zu stehen mit einem Glas Riesling in der Hand. Wenn der dann von Markus Molitor kommt, dann muss man erstmal eine wichtige Entscheidung treffen: Welchen will man überhaupt? Über 80 verschiedene Weine werden pro Jahr gekeltert. Das ist enorm. Eine breite Auswahl an Spitzenlagen von Mosel und auch der Saar und eine ebenso breite Auswahl an Prädikaten, süß, feinherb und trocken, zu erkennen an der Kapselfarbe. Heute sind die Kapseln golden und damit die Weine fruchtsüß.
Wir starten in Wehlen. Riecht direkt vom ersten Moment an wie man sich Kabi vorstellt. Zitrusfrucht, gelbes Obst, Mango, ein bisschen Honig. Auf der Zunge eine knackige Säure und mehr Mineralik als die Nase angekündigt hat und wieder der Honig. Schöne Länge und super frisch. Dass das 2016 ist und das ja auch schon wieder ein bisschen her ist inzwischen, ist hier nicht zu spüren. Luft macht den Wein schlanker, eleganter und viel feiner. Die Frucht wird immer heller, floraler, sanfter und weicher. Man hat erst ein bisschen Blütenhonig auf der Zunge, dann legt sich außen rum der Stein und an den Zungenrändern und hinten an Gaumen zieht die Säure. Und wenn das alles verschwunden ist, dann bleibt da die gelbe Frucht zurück. Toll!
Nach einer Nacht im Kühlschrank ist die Säure gleichzeitig präsenter aber auch reifer geworden. Wie bei einer ganz reifen Ananas. Die Frucht wird exotischer und auch reifer. Vielleicht doch ein Anzeichen der Zeit auf der Flasche. Die Wehlener Sonnenuhr macht aber genau so viel Spaß wie am ersten Abend.
Weiter geht es in Zeltingen. Und ja, es gibt deutliche Unterschiede. Der Wein hat viel mehr Kontur als die Wehlener Sonnenuhr. Kräuteriger, mehr Grapefruit und dazu auch viel mehr Mineralik schon in der Nase. Im Mund wirkt er karger, geradliniger, mit noch mehr Stein und weniger Frucht. Die hat auch viel weniger Exotik und geht eher in die Richtung Birne oder vielleicht auch Aprikosen. Mit Luft kommt Jod in die Nase, riecht ein bisschen nach Betaisadonna Salbe gemischt mit Äpfeln, höre ich von Gegenüber. Und Recht hat sie. Zeltingen ist kerniger, kräuterig mineralischer und viel klarer strukturiert.
Und auch die Nacht im Kühlschrank verdaut er ganz anders als sein Gegenpart. Verschließt sich eher, wird noch kräuteriger. Das Jod ist immer noch ein bisschen da, aber schon deutlich zurück gegangen. Gegen Ende des Abends verschwindet es dann ganz und zurück bleibt eine total fokussierte Mineralik, leichte Frucht und eine große Tiefe. Ganz anders, aber kein bisschen weniger schön als Wehlen.
Zu unserem üblichen Kabi Pairing, asiatisch angehaucht und scharf, passt Wehlen aber deutlich besser. Die exotische Frucht und der Honig geben dem Essen etwas mit, das die Zeltinger Sonnenuhr so nicht bietet. Die passt schon auch, aber irgendwie verschenkt man da dann eine Menge Potential, das ganz alleine getrunken nach dem Essen dann voll zur Geltung kommt.