Drei Flaschen Stephan Steinmetz
Wir trinken von Stephan Steinmetz von der Obermosel einen Weissburgunder, einen Unkultiviert aus zwei PiWis, jeweils 2019, und dazu noch den Crémant RosaRot.
Ein Weingut an der Mosel ganz ohne Riesling und ohne Schiefer, dafür mit Elbling, Burgundersorten und Muschelkalk ist eigentlich schon eine Erwähnung wert. An der Obermosel, direkt an der Grenze zu Luxemburg und nicht weit von Frankreich entfernt, ist das bei Stephan Steinmetz aber ganz normal. Was wirklich ungewöhnlich und eine Entdeckung wert ist, ist die Entstehung des Unkultiviert. Dazu aber später mehr. Auf das Weingut aufmerksam geworden sind wir durch die Wrint Flaschen und ein Interview mit Christoph Raffelt. Wenn man da so aufs Datum schaut, dann ist die Zeit ganz schön schnell verflogen. Seit dem sind wir den Weinen an der Mosel immer wieder über den Weg gelaufen. Vor Allem der Elbling passt ganz toll zu Spargel und die Schaumweine, hier allesamt Crémants aus klassischer Flaschengärung, machen immer viel Spaß. Elbling haben wir aber nicht im Glas dieses mal, sondern Weissburgunder aus 2019. Und einen Crémant RosaRot Brut aus Pinot Noir.
Wirklich spannend ist die dritte Flasche. Der 2019er Unkultiviert ist eine Cuvée aus zwei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PiWis). Hauptsächlich ist Sauvignac drin, verschnitten mit ein bisschen Souvignier Gris für mehr Struktur. Was den Wein aber abhebt von anderen, ist die Art wie er angebaut wird. Die Reben werden ungewöhnlich hoch auf 1,70 m erzogen und einmal im Jahr zurückgeschnitten. Das restliche Jahr wächst die Rebe einfach. Unter den Reben leben Zwergschafe. Da dank der PiWis nur drei mal im Jahr gespritzt werden muss, bleiben die Schafe bis auf 4 Wochen das ganze Jahr im Weinberg und kümmern sich um Unkraut und Bodenpflege. Das Projekt ist noch relativ jung, die Reben wurden 2015 gepflanzt und wir haben jetzt einen der ersten Jahrgänge im Glas. Stephan Steinmetz erklärt das alles hier im Video selber. Besonders in den Luftbildern sieht man den Unterschied zu dem Reben des Nachbarweinbergs deutlich. Und wer weiß, vielleicht ist das eine mögliche Zukunft des Gutsweins.
Los geht es mit dem RosaRot. Der braucht kurz im Glas und startet mit einem ordentlichen Stinker. Aber nur ganz kurz. Dann dezent rote Beeren und ein bisschen Brioche. Am Gaumen frische Säure, viel Blubber und Himbeere. Wirkt voll im Mund, hat Struktur und wird immer erdbeeriger. Nicht kitschig, sondern genau so wie man sich in dieser Jahreszeit an frische Erdbeeren erinnert. Da gefällt uns dann letztlich so gut, dass es das Ende für die Flasche bedeutet.
Der Weissburgunder ist viel floraler. Er hat leichte Apfelnoten, wirkt eher kühl und straff. Und das sowohl in der Nase als auch auf der Zunge dann. Der Wein hat eine ganz tolle, frische Säure, feine Mineralität und wirkt aber fast noch ein bisschen verschlossen. Trinkig ist er trotzdem vom ersten Schluck an. Hier bringt eine Nacht im Kühlschrank mehr Frucht in den Wein. Knackig grüne Äpfel, fast schon eine süße Birne und weiter die Frische. Geht sicher auch super zum Spargel sobald es wieder welchen gibt.
Als letztes der Unkultiviert. Der startet erstmal ziemlich unspäktakulär mit ein bisschen Kernobst und einer leichten Cremigkeit. Er wird dann aber langsam grüner in der Nase und auch auf der Zunge ist er zwar saftig, aber durchaus auch ein bisschen grün. Da sind Stachelbeeren, nicht ganz reif, und ein Hauch grüne Paprika gemischt mit ein bisschen Exotik. Bei sowas scheiden sich die Geister hier am Tisch dann deutlich. Von Gegenüber kommt nichts als Lob und der Wein verschwindet in großen Schlucken, ich bin da eher etwas verhaltener, kann ich aber durchaus reintrinken. Der langsam aufkommende Schmelz hilft dabei nicht unwesentlich. Auch am nächsten Abend sind wir bei dem Wein nicht unbedingt einer Meinung. Der Wein hat jetzt deutlich Cassis und das Grüne ist ein bisschen weiter im Hintergrund. Sie findet das großartig. Ich gebe den Rest der Flasche bereitwillig her. Macht aber nichts. Ich glaube so langsam wirklich, dass diese Trauben und vielleicht auch diese Form des Anbaus eine interessante Zukunft vor sich haben dürften.