Willi Schaefer - Graacher Domprobst Spätlese -10- 2016
Wir trinken von der Mosel eine 2016er Spätlese aus dem Graacher Domprobst vom Weingut Willi Schaefer.
Manchmal muss es einfach restsüßer Riesling sein. Und wenn einen die Lust gepackt hat, dann hilft auch nichts dagegen außer eine Flasche aus dem Keller zu holen und jetzt war es mal wieder soweit. Der Wein, der das Bedürfnis dieses mal befriedigen soll kommt von der Mosel vom Weingut Willi Schaefer. Die Trauben dafür wurden 2016 im Graacher Domprobst geerntet und anschließend zur Spätlese ausgebaut. Das Weingut Willi Schaefer unterteilt einzelne Prädikatsstufen nochmal. Deshalb gibt es auch von dieser Spätlese mehrere Varianten. Wir haben jetzt die mit der AP-Nummer 10 im Glas. Im Weingut wird tatsächlich nur Riesling angebaut, der auf den steilen Schieferhängen in Lagen mit großen Namen wie Wehlener Sonnenuhr, Graacher Himmelreich und eben Graacher Domprobst wächst. Da Steilhänge an der Mosel das Steil im Namen auch wirklich verdienen, bedeutet das viel Handarbeit. Es wird spontan im Holzfuder vergoren und möglichst wenig in die Weinwerdung der Trauben eingegriffen.
Der Wein startet sehr dicht in der Nase und auch auf der Zunge. Er wirkt ziemlich konzentriert aber trotzdem fein und vor allem total klar. Da ist viel gelbe, reife Frucht in der Nase, etwas Pfirsich, viel Melone, ein Hauch Ananas und dazu Stein. Schon ziemlich gut, was da aus dem Glas kommt und wenn man dann trinkt steht es dem Geruch in keiner Weise nach. Schöne Säure, viel Struktur und Würze auf der Zunge, super lang, saftig, einfach richtig gut und das alles direkt nach dem Aufziehen schon. Mit Luft wird der Wein offener und noch feiner ohne seine Tiefe zu verlieren. Am nächsten Tag soll es asiatisch angehauchtes Stir Fry geben. Ich bin gespannt wie das zusammen passen wird.
Wie erwartet hält der Wein die Form ganz lässig über Nacht. Er ist ein bisschen cremiger geworden im Mundgefühl, hat jetzt Honig, mehr Würze und eine schöne Buttrigkeit. Die Frucht, die jetzt ein bisschen weniger exotisch und mehr in Richtung Kernobst und Aprikosen geht, ist weiter richtig gut. Die Säure gibt Frische und Saftigkeit und bietet einen wichtigen Gegenspieler zum Restzucker. Der Wein passt auch tatsächlich ganz gut zum Stir Fry, aber da er uns alleine so gut gefällt haben wir das Gefühl, dass er uns zu Schade ist als Essensbegleiter und so findet er seine Bestimmung als Nachtisch. Eine Rolle, die die Spätlese perfekt ausfüllt.
Vor Allem bei solchen Weinen läuft man in Gefahr sich der Diskussion um zu wenig Flaschenreife hinzugeben. Sicher, der Wein hat noch viele, viele Jahre vor sich und wird garantiert noch lange besser werden. Aber es ist halt einfach auch Fakt, dass man ganz schön was verpassen würde, wenn man nicht jetzt schon mal eine Flasche aufmacht. Ich habe mir zumindest nichts vorzuwerfen.