Domaine Labet - Chardonnay Lias 2018
Wir trinken aus dem Jura einen Chardonnay Lias von der Domaine Labet aus dem Jahr 2018.
Weil es die letzten beiden Wochen so schön war bleiben wir einfach noch eine Woche in Frankreich. Zumindest in unseren Gläsern, abseits der Gläser sitzen wir natürlich weiter munter zu Hause auf Abstand. Das hat zumindest in diesem Fall den Vorteil, dass ich mich nicht mit der Sprachbarriere auseinandersetzen muss, die sich, ob der schon lange vergessenen Französischgrundkenntnisse aus so wenig Jahren Französischunterricht wie möglich, garantiert ergeben würden. So muss ich nur mit der Flasche und der Mittrinkerin sprechen und die Flasche antwortet nicht und die Mittrinkerin versteht mich. Meistens zumindest. Entgegen der letzten beiden Wochen wechseln wir aber das Anbaugebiet und die Rebsorte. Wir trinken aus dem Jura von der Domaine Labet den Chardonnay Lias aus 2018. Ja, ist noch jung, bekommt aber drei Abende Zeit und dann geht das sicher schon. Der Wein ist beigefüllt, also Ouillé und damit nicht primär oxidativ ausgebaut. Die Domaine wird von den drei Geschwistern Julien, Romain und Charline geführt und es wird eine große Bandbreite an Weinen gemacht um damit verschiedene Parzellen und Stile innerhalb des Jura möglichst gut herausarbeiten zu können. Es wird handgelesen, der Ertrag pro Hektar ist extrem klein, die Trauben vergären spontan und im Fall vom Lias werden sie dann für 17 Monate im gebrauchten 228 Liter Holzfass ausgebaut. Gefüllt wurde Ende Februar 2020 und der Wein hat einen Schwefelanteil von unter 7mg pro Liter, also quasi nichts. Es gibt nicht so viel Menge und gleichzeitig aber eine ziemliche Menge Hype um die Weine der Domaine Labet, was den Kauf ab Händler zu einem echten Glücksspiel macht und den Kauf auf dem Zweitmarkt, falls man das beabsichtigt, eher kostspielig. Wir hatten Glück und haben ein paar Flaschen ohne Zweitmarkt erstehen können und waren jetzt wirklich neugierig ob Hype und Flascheninhalt korrelieren.
Die erste Nase ist ein bisschen Natural, aber gleichzeitig super klar und kühl. Riecht durchaus nach den typischen Apfelschalen aber eher frisch geschält und nur ganz leicht angelaufen. Dazu kommt eine feine Würze. Im Mund gleich vom ersten Schluck an extrem kraftvoll, sehr würzig, strukturiert und auch mit der Klarheit, die die Nase schon hatte. Die Säure ist super, frisch, saftig und schon ziemlich markant. Frucht ist da gerade gar keine, nur Mundgefühl und vorne an den Lippen und auch ganz weit hinten auf der Zunge schmeckt der Wein salzig. Es passiert überhaupt ziemlich viel auf dem hinteren Zungendrittel. Nach dem ersten Schluck verändert sich auch der Duft stark, keine Apfelschale mehr, jetzt eher süßholzig kräuterig und irgendwie erinnert es jetzt auch an Limonade mit einem Hauch von Holz dahinter. Der Wein ist gleichzeitig super klar und hat aber so viel Tiefe, dass man gar nicht weiß wo anfangen und wo weitermachen.
Die Kräuter intensivieren sich über Nacht. Der Duft wird noch tiefer und das Spektakel, dass der Chardonnay auf der Zunge abbrennt hat er sich behalten. Diese intensive Würze und die Salzigkeit sind großartig. Am Besten ist aber die Kombination aus der Lust auf den nächsten Schluck und der Komplexität. Ich habe bereits am ersten Abend kurz überlegt, dass man die Flasche jetzt ja easy leeren könnte. Das passiert mir normal bei Weinen, bei denen so viel passiert nicht unbedingt. Die Säure ist fruchtiger geworden, erinnert jetzt an frisch gepressten Zitronensaft und das bringt so viel Zug und Frische, dass die 14% Alkohol überhaupt nicht auffallen.
Zu all dem kommt nach noch einer Nacht im Kühlschrank eine Prise Cremigkeit. Sowohl in der Nase mit einer ganz feinen Butternote als auch im Mundgefühl. Die Salzigkeit ist über die drei Abende immer mehr angewachsen und das was auf den Lippen angefangen hat ist inzwischen fast mundfüllend. Und dann kommt die Säure, zieht an den Backen, die Spucke läuft und spült das Salz runter und bleibt dann kräuterig würzig liegen. Die Frucht ist noch deutlicher geworden, wirkt hellgelb und frisch. Das alles zusammen ergibt insgesamt ein ziemlich großartiges Erlebnis und ich kann jetzt absolut nachvollziehen, warum es so verdammt schwer ist an eine Flasche ranzukommen. Ich werde also weiter suchen.
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