Konni & Evi - Weissburgunder 2019
Wir trinken vom Weingut Konni & Evi einen Weissburgunder aus 2019.
Keine Auferstehungsgeschichte aber dafür immerhin eine völlig neue Entdeckung für uns an diesem Ostersonntag. Ich lehne mich vermutlich nicht allzuweit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass ich nicht der Einzige bin, bei dem die Weinbauregion Saale-Unstrut mal so überhaupt nicht auf dem Zettel steht. Dabei wird dort seit circa 1000 Jahren schon Wein angebaut, es gibt steile Terrassen, historische Trockenmauern, eine große Rebsortenvielfalt und ziemlich spannende Winzer und Winzerinnen. Zwei davon sind Konrad Buddrus und Eva-Maria Wehner, die als Konni & Evi 2016 mit 0,3 Hektar angefangen haben und inzwischen auf etwa 2,5 Hektar naturbelassene Weine machen. Mit viel Handarbeit wachsen in Steil- und Terrassenlagen Trauben, die dann relativ früh geerntet zu spannenden Weinen mit wenig Alkohol werden. Damit sind sie in der Region richtige Pioniere. Wir trinken dieses mal einen Weissburgunder von über 60 Jahre alten Reben, die auf Kalkstein in Terrassen stehen.
Dass es sich hier um Naturwein handelt spürt man sofort in der Nase. Die typischen Apfelschalen, etwas dunkel, etwas Rauch und ein paar Apfelkerne. Irgendwie kommt aber auch Cremigkeit dazu, wild, ungezähmt aber eigentlich auch ganz charmant. Auf der Zunge wirkt der Weissburgunder viel heller, hat eine tolle Säure, etwas Struktur und noch nicht so ganz seine Ruhe gefunden. Hinten raus kommen dann nochmal Gerbstoffe dazu. Mit etwas Luft wird er hefiger in der Nase, etwas pflanzlich gemüsig und jetzt auch kräuterig würzig. Mal schauen, wo das hingeht.
Die Kräuterigkeit ist am nächsten Tag noch intensiver geworden, wir haben Thymian in der Nase und einen Hauch Rosmarin. Den habe ich auch hinten auf der Zunge. Da ist schon auch Frucht, aber irgendwie immer nur ein Teil davon und nie so direkt oder deutlich erkennbar. Man muss sich intensiver mit dem Wein auseinandersetzen. Trotzdem wird und ist er nie intellektuell-anstrengend. Ganz im Gegenteil, ich finde er riecht einladend, frisch und erstaunlich klar. Nur lässt er sich nicht so einfach festhalten. Auf der Zunge ist weiter Zug angesagt zusammen mit der gerbstoffigen Struktur auf der man schon auch mal rumkauen kann und ganz langsam kommt ein knackig frischer Apfel dazu.
Die Entwicklung war Anlass genug für weitere Beobachtungen mit noch einer Nacht im Kühlschrank. Jetzt erinnert der Weissburgunder in der Nase an Orangenlimonade, aber ohne die Süße und an Badewasser, aber auf die charmante Art und Weise. Dabei behält er die Kräuter und seinen Naturalvibe. Der Gerbstoff auf der Zunge, die Frische und die Struktur tun ihr übriges. Nicht wirklich greifbar, schon gar nicht in eine Schublade steckbar, sich ständig verändernd und trotzdem schon auch ziemlich cool ist er in seinen letzten Schlucken. Ecken und Kanten bringen Spannung und davon hat der Wein eine ganze Menge.