6.6.2021

Domaine de l'Horizon - Rosé 2017

Wir trinken einen Rosé aus dem Süden Frankreichs von der Domaine de l'Horizon.

Wie auch beim Weißwein, den wir schon probiert haben, schleiche ich auch um den Rosé der Domaine de l’Horizon schon längere Zeit herum. Der Wein wird aus Grenache Noir gekeltert und die Beeren kommen von über 80 Jahre alten Reben, die auf Schieferboden stehen. Der Rosé wird hier ernst genommen und erfährt genau so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung wie Weiß- oder Rotweine. Wie schon beim Weißwein wird mit möglichst wenig Eingriff ökologisch gearbeitet. Es wird langsam spontan vergoren und anschließend für 9 Monate im gebrauchten Holz ausgebaut. Obwohl das Anbaugebiet rund um Calce in Südfrankreich natürlich von der Sonne verwöhnt wird, ist der Wein mit 13 Prozent Alkohol kein Schwergewicht. Rosé und ich sind nicht die allerbesten Freunde. Das mag aber auch daran liegen, dass man oft das Gefühl hat, dass er eben nicht richtig ernst genommen wird oder man meint Fruchtbonbons im Glas zu haben. Bei den beiden Punkten ist aber bei dieser Flasche von Anfang an klar gewesen, dass das kein Problem darstellen wird.

Die Frucht ist vom ersten Schluck an toll. Da kommt etwas Amarenakirsche aus dem Glas und dazu sehr reifer Pfirsich, der kurz durch Cognac geschwenkt wurde. Im Mund ist der Wein sofort super würzig und krallt sich mit seinem Gerbstoff an der Zunge fest. Da ist ordentlich Spannung drin, wirkt aber noch nicht so hundert Prozent rund. Da wir die Flasche frisch geöffnet haben und 2017 unabhängig davon auch noch relativ jung ist, ist das aber ok und wir probieren den Wein nicht nur über zwei sondern über drei Abende. So ein bisschen Schlürfen beim Trinken bringt hier richtig was. Der Wein entwickelt schon auf der Zunge dann viel mehr Grip und Kraft und vor allem bleibt er dann auch viel länger liegen. Das werden spannende Abende.

Am zweiten Abend hat sich die Frucht verändert. Die Kirsche ist fast verschwunden, der Pfirsich ist geblieben. Er geht jetzt aber zusätzlich zur reifen Frucht auch in Richtung Pfirsichlikör. Im Hintergrund findet man Kräuter und eine schöne Mineralik. Alles wirkt aufgeräumter und klarer. Auch auf der Zunge ist das so. Da entwickelt er zwar immer noch ordentlich Grip, man hat aber das Gefühl, dass er sich mehr gefunden hat. Der Pfirsich kommt jetzt auch auf der Zunge an zusammen mit ein paar roten Beeren. Die Länge ist weiter beeindruckend und wird jetzt abgerundet durch eine feine, buttrige Cremigkeit. Geschmackliche Tiefe ist zur Genüge vorhanden und man hat das Gefühl, dass der Wein einem aufmerksames Schmecken abverlangt. Und das dann aber auch belohnt.

Am dritten Abend besteht die Frucht in der Nase jetzt aus Pfirsich und roten Beeren. Ein bisschen Laktik dazu, Kirschjoghurt vielleicht, und die Kräuter dahinter und schon hat man einen so spannenden Duft, dass man die Nase nicht aus dem Glas bekommt. Auf der Zunge ist auch nochmal was passiert. Der Grip ist weicher geworden, fast samtig. Er bleibt immer noch ewig auf der Zunge kleben und wirkt jetzt am dritten Abend nochmal deutlich zugänglicher. Viel Luft ist also die Devise, wenn man eine Flasche davon öffnet. Viel Luft und viel Aufmerksamkeit. Dann ist das aber ein wirklich spannender Rosé, der zeigt was möglich ist, wenn man das Thema ernsthaft angeht.

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