25.7.2021

Zwei Flaschen Schnaitmann

Wir trinken vom Weingut Schnaitmann einen Trollinger Alte Reben 2019 und einen Lemberger Steinwiege 2018.

Die Kombination und die Weine letzte Woche waren so gut, dass wir das einfach nochmal machen. Also nochmal Württemberg, nochmal Lemberger und ja, auch nochmal Trollinger. Wir trinken vom Weingut Schnaitmann, von dem wir schon zwei Flaschen gereiften Riesling im Glas hatten, einen Lemberger Steinwiege 2018 und eine Flasche Trollinger Alte Reben aus 2019. Der Trollinger Alte Reben zumindest taucht immer wieder auf, wenn irgendwo vom neuen Trollinger gesprochen wird und davon, dass man aus Trollinger ja durchaus gute Weine machen kann. Zeit also den mal zu probieren. Die Trauben für den Wein wachsen an 30 bis 45 Jahre alten Stöcken. Der Wein wird spontan mit ganzen Beeren und in Teilen Trauben vergoren und dann in alten 300 Liter Fässern und Edelstahl ausgebaut. Gefüllt wird ohne Schwefel und ohne Filtration mit Wachs über dem Korken. Hier glücklicherweise kooperativ und einfach zu entfernen. Ist bei Wachs ja nicht immer so. Steinwiege ist bei Schnaitmann die geschützte Bezeichnung für reinsortige Gutsweine aus klassifizierten Lagen. Der Lemberger wird spontan mit ganzen Trauben vergoren und dann 15 Monate im alten Holz ausgebaut. Gefüllt wird ebenso ohne Schwefel und ohne Filtration unter Schrauber. Zwei mal schwäbischer Landwein.

Wir starten beim Trollinger. Die Frucht ist hell und rot. Da riecht man Kirschen, dazu ein bisschen Marzipan. Ein leichter Stinker dahinter. Das wirkt total elegant und gleichzeitig wild und ungestüm. Die Säure auf der Zunge ist super, der Gerbstoff fein aber vorhanden, etwas Unterholz und viel Saftigkeit. Nie im Leben hätte ich auf Trollinger getippt. Und mit Luft kommt dann auch die leicht angequetschte, leicht schmutzige Beerenfrucht, die letzte Woche im Trollinger schon so zu gefallen wusste. Die Säure vibriert, ist lebendig und der Gerbstoff ergänzt. Viertele schlotzen auf hohem Niveau. 30 Grad, Balkon und die 11% Alkohol regeln. Wenn so jetzt Trollinger geht, dann trinkt das auch die badische Mittrinkerin in großen Schlucken. Darf sie nur daheim nicht erzählen. Also wenn das kein Saufwein ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Der Rest in der Flasche verschwindet einen Tag später genauso gut schnell in unseren Gläsern und danach in uns.

Der Lemberger hat viele Beeren in der Nase. Vor allem rote und schwarze Johannisbeeren. Wirklich sehr viele Johannisbeeren so direkt nach dem Aufmachen. Dazu Früchtetee, Würze und ein paar Kräuter. Der Wein wirkt super frisch auf der Zunge und noch ein bisschen unaufgeräumt und gestrüppig. Wobei Gestrüpp klingt nicht richtig, eher die Rispen von den Johannisbeeren um da im Bild zu bleiben. Die Frucht indessen wird immer dichter, tiefer und süßer mit Luft. Da sagt wohl die Wärme aus 2018 guten Tag. Das Gestrüpp verschwindet, der Gerbstoff ist jetzt super eingebunden und total weich. Schwer zu glauben, dass da Gutswein auf der Kapsel steht. Habe aber nochmal nachgeschaut, ist wirklich so.

Die Frucht wird noch dunkler über Nacht. Es kommt Süßholz dazu, die Johannisbeeren gehen zurück. Dazu jetzt Zwetschgen, süß und dunkel. Dazu weiter die Kräuter und die Säure, die mir heute noch besser gefällt. Die ist genau richtig um mit der Frucht mitzuhalten. Find ich gut.

Zum Ende noch ein anderes Thema. Man kommt gerade schwer umhin in der Weinwelt nicht an allen Ecken mit Bildern von der Ahr konfrontiert zu werden. Das Wasser hat dort unvorstellbar viel genommen. Es ist sicher nur ein kleiner Beitrag, aber auch als Weintrinker und Weinkäufer gibt es an ganz vielen Stellen gerade die Möglichkeit zumindest finanziell ein bisschen zu geben. Eine Möglichkeit ist die von Dirk Würtz vom Weingut St. Antony gestartete #solidAhrität Aktion und viele andere Pakete unter diesem oder anderen Namen oder auch direkt zum Beispiel beim VDP. Wer will, der findet was. Im Zweifel hilft die Suchmaschine der Wahl.

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