Zimmerle - Berg Viognier 2017
Wir trinken vom Weingut Zimmerle aus Württemberg eine Flasche Viognier Berg 2017.
Balance ist gut und man muss es ja nicht gleich übertreiben wie Thanos. Dann kommen auch keine Avengers. Trotzdem gibt es nach den letzten Weinen aus Baden heute Wein aus Württemberg vom Weingut Zimmerle aus Korb im Remstal. Gehört hat man davon vielleicht letztes Jahr, als das Weingut Zimmerle als einer der ganz wenigen Betriebe in Deutschland Eiswein des Jahrgangs 2019 geerntet hat. Eiswein trinken wir aber keinen heute. Wir öffnen eine Flasche Viognier Berg aus 2017. Das ist eine Rebsorte, die man eher an der Rhône findet als in Deutschland. Der Wein ist aus der Linie der Zweitweine, eine Stufe unter den Spitzenweinen des Weinguts einsortiert. Die Trauben für den Wein sind spontan vergoren und werden im gebrauchten Holzfass ausgebaut. Alle Weinberge werden bei Zimmerle ökologisch bewirtschaftet.
Der Wein startet dunkelwürzig und aromatisch. Sehr harmonischer Duft, der am Anfang ziemlich fruchtarm ist. Das was an Frucht kommt ist gelb, reif und erinnert an Pfirsiche. Dahinter versteckt sich eine Note Holz, die mit Luft immer intensiver wird. Auf der Zunge ist der Wein salzig, würzig und strukturiert mit einer leicht cremigen Note hinten auf der Zunge. Mit noch mehr Luft wird die Nase rauchiger, ähterischer. Gleichzeitig wirkt er auf der Zunge aber klarer und eleganter, er behält sich die mineralische Struktur und wirkt ziemlich geradeaus.
Über Nacht geht das Holz wieder etwas zurück, die Frucht kommt wieder stärker. Da ist etwas Walnuss und die Mittrinkerin riecht Mate Tee. Die Säure hat angezogen und ist jetzt ziemlich knackig und kräftig. Die Mineralik und Struktur blieben lange liegen bevor dann nur noch Cremigkeit zurückbleibt. Das macht schon viel Spaß und ist trotz der Intensität dabei nie fett oder aufdringlich. Ich würde den Wein jetzt gerne einordnen, sagen wie er sich im Vergleich zu typischen Vertretern von der Rhône schlägt, was er anders macht. Kann ich aber nicht. Da klafft eine Lücke im Vergleichsgedächtnis und ich bin mir nichtmal sicher ob ich überhaupt je reinsortigen Viognier sonst probiert habe, wenn dann in weißen Cuvées oder als minimale Beimischung zu Syrah. Es ist auf jeden Fall fest eingeplant das zu ändern. Für heute muss aber reichen, dass ich den Wein auch ohne Vergleich ziemlich gelungen finde.
Der aufmerksame Leser wird jetzt feststellen, dass letzte Woche zwei Flaschen verkostet wurden, heute aber nur eine Einzige. Ein badischer Überhang sozusagen, ein Ungleichgewicht in der zugegeben sowieso nicht ganz ernst gemeinten Balance. Das war tatsächlich anders geplant, aber die Natur hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die zweite Flasche war in der Aromatik eher Sherry und von Frucht oder toller Aromatik keine Spur mehr. Die bereitstehende Flasche Goldadler Sauvignon Blanc war nicht verschraubt sondern verkorkt. Und so sehr ich Korken mag, das Kapselschneiden, das Korkenziehen, die Ästhetik in der Flasche und auf den Fotos (da sieht so eine Schrauberkapsel ganz schön kacke aus) und das ganze Gefühl drum herum, so sehr bin ich mir sicher, dass wir bei Schrauber statt Korken zwei statt einer Flasche getrunken hätten.