Immich-Batterieberg - Weissburgunder 2020
Wir trinken eine Flasche Weissburgunder 2020 vom Weingut Immich-Batterieberg an der Mosel.
Zum Abschluss unserer vier Wochen Weissburgunder wechseln wir nochmal das Anbaugebiet. Wir probieren dieses mal eine Flasche Weissburgunder 2020 vom Weingut Immich-Batterieberg an der Mosel. Die Mosel ist eigentlich Rieslinggebiet, der auf den steilen Schieferlagen besonders wohl fühlt. Weissburgunder nimmt nur etwa vier Prozent der Rebfläche ein. Bei Immich-Batterieberg zumindest ist er komplett neu im Sortiment und 2020 ist der erste Jahrgang dieses Weins. Die Reben dafür stehen wie für die Mosel typisch auf Schieferböden. Die Trauben werden nach der Handlese spontan vergoren und dann in gebrauchten Holzfässern ausgebaut. Vor der Füllung bleibt der Wein auf der Feinhefe. Bei den Rieslingen des Weinguts haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie Zeit auf der Flasche nicht nur gut verkraften, sondern deutlich davon profitieren. Schauen wir mal wie das bei diesem sehr jungen Weissburgunder aussieht.
Der Wein riecht noch leicht hefig, super frisch mit ganz heller Frucht. Dazu kommt frisch aufgeschnittener Apfel und florale Noten. Auch auf der Zunge ist der Wein extrem frisch und wirkt wirklich noch sehr jung. Die Säure hat Biss und hinten raus kommt Würze, etwas Stein und ein kleiner Bitterton. Das ist gut, aber irgendwie fehlt da was.
Eine Nacht Luft ändert daran leider erstmal nichts. Der Apfel ist fast noch klarer als direkt nach dem Entkorken zusammen mit frischer Traube. Die florale Note bleibt. Die Würze ist etwas weniger geworden und ganz weit hinten hat man so etwas wie Cremigkeit. Wenn man seine Mitmenschen belästigen will und wirklich ordentlich schlürft, dann kann man aber schon erahnen, dass das nicht alles gewesen ist. Der Wein wird dadurch wesentlich komplexer und spannender. Vielleicht sind wir tatsächlich zu früh dran. Also nochmal zurück in die Kühlung.
Am dritten Tag wirkt der Weissburgunder mineralischer in der Nase. Die Frucht ist natürlich nicht verschwunden, das Warten hat sich aber in jedem Fall gelohnt. Da ist jetzt Zitrus auf der Zunge, die Würze ist deutlich feiner, der Wein ist saftig und lang. Alles wirkt viel eleganter, ausgewogener und irgendwie spielerisch. Da ist Kraft aus der Struktur, da ist Frische aus der Säure und die klare, helle Frucht dazwischen gibt Leichtigkeit. Für mich ist er am dritten Abend jetzt am stärksten und macht so richtig viel Spaß. Mal wieder ein Beispiel, dass Luft und Zeit wirklich das Erlebnis verändern können.
Das waren vier komplett unterschiedliche Weine die letzten Wochen und alle auf ihre Weise richtig spannend. Vielleicht ist das die sich verfestigende Erkenntnis: Man kann aus Weissburgunder ganz viel machen. Es bleibt also noch reichlich zu entdecken. Und auch wenn ich weiterhin nicht als allererstes danach greifen werde, so freue ich mich doch auf noch viele weitere spannende Flaschen dieser Rebsorte.