Zwei Flaschen Stefan Müller
Wir trinken aus den Niedermenniger Lagen Herrenberg und Sonnenberg zwei Flaschen Riesling Kabinett 2018 von Stefan Müller.
Das internationale Publikum hat sicher viel Spaß mit der Aussprache der beiden Lagennamen Niedermenniger Herrenberg und Niedermenniger Sonnenberg. Es reicht ja schon bei mir das Bild kaum aus um diese auf den Flaschen ganz abzubilden. Ich gebe zu, dass sich auch bei mir diese langen Lagennamen nicht gerade ins Gedächtnis einbrennen. Gleichzeitig finde ich aber, dass auch genau das deutschen Wein ausmacht und wenn man ehrlich ist sind manche Lagen- und Herkunftsbezeichnungen aus dem Umland auch nicht wirklich viel kürzer oder einprägsamer. Als Bonus kommt dann noch das Prädikat dazu: Kabinett. Der eine feinherb und der andere mit etwas mehr Restzucker aber von alten Reben. Dabei ist Kabinett erstmal nur die niedrigste Prädikatsstufe und hängt damit am Zuckergehalt der Trauben bei der Lese und es darf neben ein paar anderen gesetzlichen Anforderungen auch nicht aufgezuckert, also chaptalisiert werden. Ansonsten ist von trocken bis süß viel möglich. Viele Weintrinker, ich ebenfalls, verbinden Kabinett sicherlich mit Riesling von Mosel, Saar und Ruwer, dem Spiel aus Säure und Restzucker und moderatem Alkohol. Und auch die beiden heutigen Flaschen kommen von dort. Stefan Müller macht im gleichnamigen Weingut in der dritten Generation Wein und hat mit Anfang 30 noch viele Jahre vor sich. Das Weingut bewirtschaftet etwas über 10 Hektar Rebfläche, die vor allem mit Riesling an steilen Schieferhängen bestockt sind. Das zwingt generell zu viel Handarbeit. Die Weine werden dann nach der Lese mit wilden Hefen vergoren und im Stahl oder traditionellen Holzfass ausgebaut.
Wir starten mit dem Niedermenniger Herrenberg Kabinett feinherb. Da kommt relativ wenig Frucht aus dem Glas, dafür aber eine ganze Menge Stein. Der Wein wirkt kühl und enorm fokussiert. Im Mund hat er eine leichte Zitrusnote und eine knackige Säure. Der Wein bringt es auf 10% Alkohol und etwa 25 Gramm Restzucker von denen aber aufgrund der Säure nicht viel zu spüren ist. Nicht, dass der Wein sauer wäre, aber er langt schon ordentlich zu und zieht an den Backen.
Ein Tag Luft bringt hier richtig was. Die Nase wird intensiver und tiefer. Die dominierende Note bleibt der nasse Stein, aber die Frucht kann dem jetzt mehr entgegen setzen. Und auch auf der Zunge wirkt der Riesling etwas süßer und fruchtiger. Was nicht heißt, dass er an Säure eingebüßt hätte und auch die Eleganz ist nicht verloren gegangen. Das passt so perfekt an die Saar mit ihrem Ruf der puristischeren und durchaus auch säurebetonteren Rieslinge.
Der Niedermenniger Sonnenberg Kabinett Alte Reben bringt mit 9% noch etwas weniger Alkohol auf die Waage, dafür aber nochmal etwa 20 Gramm Zucker mehr pro Liter. Der Kabi startet noch zurückhaltender als der Herrenberg. Deutlich reduktiv, Feuerstein, Mineralik. Auf der Zunge ist Kernobst und andere hellgelbe Früchte. Man schmeckt zwar das Mehr an Zucker, aber auch in diesem Wein hat die Säure dem ordentlich was entgegenzusetzen. Er wirkt aber cremiger als die andere Flasche. Relativ schnell kommen dann florale Aromen in die Nase und Kräuter auf die Zunge.
Im Gegensatz zum feinherben Gegenpart fällt die Entwicklung über Nacht geringer aus. Der Wein ist genauso straight wie sie am ersten Abend aufgehört hat. Wenig Frucht, viel Feuerstein im Duft. Wo die Nase etwas karger wirkt, ist er im Mund voller und auch etwas runder. Für mich ist das heute der balanciertere Wein und hat deshalb gerade die Nase vorn im direkten Vergleich. Er hat alles, was ich von Kabi erwarte, ist präzise, hat Kraft, Frucht, Stein und packt richtig zu. Alles da und für die 9 Euro, die er damals gekostet hat war das ein richtiges Schnäppchen. Der aktuelle Jahrgang kostet um die 11 Euro. Nur schnell muss man sein, die Weine sind tatsächlich ziemlich schnell vergriffen.
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