16.1.2022

Zwei Flaschen Franz Keller

Wir trinken vom Kaiserstuhl eine Flasche Chardonnay und eine Flasche Spätburgunder 2019 aus der Lage Oberbergener Bassgeige vom Weingut Franz Keller.

Die Oberbergener Bassgeige hat auf jeden Fall schonmal einen coolen Namen. Mit ausreichend Fantasie lässt sich dieser auf die Form der Lage zurückführen, die wie der Name ebenfalls andeutet rund um Oberbergen am Kaiserstuhl in Baden liegt. Auf über 250 Hektar stehen die Reben hier in unterschiedlichsten Parzellen auf einer Mischung aus Löss und Vulkanboden. Die Lage ist vom VDP als Erste Lage klassifiziert und das Weingut Franz Keller holt die Trauben für die Weine von verschiedenen Parzellen in dieser Lage. Die Weine werden von Fritz Keller und seinem Sohn Friedrich Keller verantwortet. Wir trinken eine Flasche Chardonnay und eine Flasche Spätburgunder jeweils aus 2019. Beide Weine wurden für etwa ein Jahr im Holz ausgebaut. Der Weißwein im großen Holzfass und der Rotwein im Barrique mit einem kleinen Neuholzanteil. Beide Weine sind komplett durchgegoren.

Los geht es mit dem Chardonnay. Der riecht nach frischer, süßer Birne und etwas Banane. Cremig in der Nase, aber nicht fett. Man merkt ein bisschen Holz, Fudge und etwas Zitrusfrucht. Uns gefällt die Struktur auf der Zunge, die etwas Grip liefert. Der Wein ist im Mund deutlich weniger fruchtig als er das in der Nase war. Zum Vesper mit Käse, Wurst und Rote-Beete-Salat wird der Chardonnay extrem cremig und passt richtig gut. Die Kombination lebt vom Mundgefühl. Die Mischung aus Cremigkeit und Holznote mit der leichten Frucht ist toll. Ich habe in letzter Zeit im Blog öfter mal stark reduktive Chardonnays gefeiert und der Wein hier ist davon natürlich ziemlich weit weg, was aber nichts daran ändert, dass er mir trotzdem sehr gefällt. Immer das Gleiche trinken wäre auch ziemlich langweilig.

Eine Nacht im Kühlschrank bringt keine große Veränderung. Der Wein ist dann doch noch ziemlich jung und da braucht es sicher mehr als eine Nacht im Kühlschrank oder eben noch ein paar Jahre im Keller um die Entwicklung erleben zu können. Bei der Flasche hier wird das aber nichts mehr. Die ist nämlich leer.

Der Spätburgunder hat eine tolle Würze in der Nase. Da ist viel Kirsche, ebenfalls etwas Holz und ein paar Kräuter. Der Wein wirkt sehr frisch und jung. Die Frucht macht Spaß und das Tannin ist unglaublich charmant. Wenn ich meckern wollen würde, dann dass es fast schon zu charmant ist. Da ziept und zickt mal so gar nichts. Da ich dem Wein heute aber nicht vorwerfen will, dass er mir zu gut schmeckt und sich zu schön trinkt, lassen wir das und genießen. Was wäre das bei einer ersten Lage für deutlich unter 20 Euro auch für eine Kritik. Der Spätburgunder hat eine super schöne Frucht, hat Würze, etwas Holz, florale Noten und viel Frische. Alles da.

Im Gegensatz zum Chardonnay verändert eine Nacht den Spätburgunder. Der Wein gewinnt vor Allem an Tiefe. Die Frucht tritt einen kleinen Schritt zurück. Da ist immer noch die Kirsche, dazu kommen jetzt aber Pflaume und dunkle Beeren. Der Wein wirkt etwas erdiger, würziger und ein gutes Stück ernsthafter. Dazu hat er an Länge gewonnen. Vielleicht fehlen ihm einfach noch ein oder zwei Jahre im Keller. So ist er auf jeden Fall noch besser als er am ersten Abend sowieso schon war.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus