Zwei Flaschen Von Wiesen
Wir trinken vom Obstschaumweinprojekt von Niko Brandner eine alkoholfreie Flasche Eisenkraut und Quitte und eine Apfel Brut aus 2018.
Wenn man sich in den letzten Jahren für deutsche Schaumweine interessiert hat, dann ist es fast garantiert, dass man zwischendurch auch mal die Sekte von Griesel im Glas hatte. Was Niko Brandner dort auf die Flasche zieht ist unglaublich gut. Und es gab oder gibt auch eine Flasche Apfelschaumwein im Sortiment bei Griesels. Der passt traditionell nach Hessen und hilft beim Stillen der Experimentierfreude von Niko Brandner. Und genau diese Leidenschaft für Obstschaumweine wird jetzt unter dem Label Von Wiesen vergrößert. Die Idee ist Obst von biologisch arbeitenden Betrieben der Region oder von traditionellen Streuobstwiesen mit der gleichen Sorgfalt die den Trauben zuteil wird zu Schaumwein zu verarbeiten. Es gibt ein ziemlich interessantes Sortiment mit Apfel und Johannisbeere, Apfel und Hopfen oder Quittenschaumwein. Alles probiert und alles für gut befunden. Heute haben wir aber zwei andere Vertreter im Glas. Im Januar versuche ich ja immer auch Getränke mit weniger Alkohol oder sogar völlig alkoholfreie Alternativen vorzustellen und da haben diese beiden Flaschen perfekt gepasst. Wir probieren eine alkoholfreie Flasche Eisenkraut und Quitte und eine Flasche Apfel Brut aus 2018.
Der Eisenkraut mit Quitte besteht zu zwei Dritteln aus Kräutertee aus Eisenkraut. Dazu kommt etwa ein Drittel Quittendirektsaft und drei Prozent Saft der aus milchsaurer Vergärung von Knollensellerie gewonnen wird. Dazu etwas Zitronensaft und Hopfen. Auf dem Papier liest sich das erstmal ziemlich wild. Der Apfel Brut ist da simpler zu beschreiben. Der besteht komplett aus regionalen Apfelsorten, die spontan vergoren werden und dann ohne Schönung oder Filtration für mindestens 24 Monate auf der Hefe belassen werden um dann abgerüttelt und degorgiert zu werden. Ja, richtig gelesen. 24 Monate. Das ist mehr als viele Sekte bekommen. Die müssten gesetzlich schließlich eigentlich nur 9 Monate liegen.
Wir starten aber alkoholfrei. Die Nase ist voller Kräutern, man riecht die Quitte, etwas Seetang, Waldhonig und Schwarztee. Das wirkt alles ziemlich herb und auch im Mund ist das so. Da ist aber auch eine erstaunliche Tiefe im Geschmack. Der Sprudel erinnert ein bisschen an die Kräuter im Almdudler und hinter der Herbe versteckt sich immer etwas Frucht. Ich denke, dass vor allem der vergorene Selleriesaft ordentlich zur Tiefe und Komplexität beiträgt. Mir fällt von allen alkoholfreien Blubberalternativen gerade keine ein, die so trocken gewirkt hat und die ich lecker fand. Ich würde jetzt keinen Easy-Drinking-Aufkleber auf die Flasche kleben, aber das ist mit Sicherheit eine der spannendsten und besten alkoholfreien Alternativen die wir bisher im Glas hatten. Das ist eine richtige Entdeckung, die mit dem richtigen Pairing vermutlich auch zu Essen ganz toll funktionieren dürfte. Zu was genau muss ich aber noch herausfinden. Ich freue mich drauf.
Und auch der Apfel fängt gut an. Die Apfelfrucht ist schön und klar und doch auch ziemlich herb in der Nase. Dazu kommen Noten von Brioche und gerösteten Walnüssen. Das ist komplett anders als der Sidre, den wir vor zwei Wochen aus der Normandie getrunken haben. Irgendwie ernsthafter, aber irgendwie auch deutlich weniger charmant dadurch. Ich will gar nicht zwischen den beiden entscheiden müssen. Auf der Zunge kommt dann neben der Frucht auch ordentlich Zug an. Die Kohlensäure ist richtig schön und man merkt an ihr, und auch an den Brioche und nussigen Noten, die Zeit auf der Hefe. Zeit und Sorgfalt zahlen sich also auch beim Schaumwein aus anderem Obst als Trauben aus. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was bei Von Wiesen sonst noch so passieren wird.