6.2.2022

De Fermo - Launegild 2018

Wir trinken aus den Abruzzen vom Weingut De Fermo eine Flasche Launegild Chardonnay aus 2018.

Die Abruzzen liegen mitten in Italien an der hinteren Seite des Stiefels östlich von Rom. Auf über 33000 Hektar Fläche werden dort Reben angebaut. Für italienische Verhätlnisse ist das nicht einmal besonders groß, stehen doch etwa in Sizilien über 100 Tausend Hektar Reben. Als Einordnung kommt das flächenmäßig größte Anbaugebiet in Deutschland, Rheinhessen, nur auf knapp unter 27000 Hektar. Wo die Abruzzen im italienischen Vergleich ganz vorne mitspielen ist der durchschnittliche Ertrag pro Hektar. Das heutige Weingut De Fermo spielt in dieser Statistik nur eine winzige Nebenrolle. Das Weingut wurde nach einer lang zurückreichenden Tradition bis 1785 und einer zwischenzeitlichen Pause seit dem 1950er Jahren erst 2008 wieder mit Leben gefüllt. Die um die 17 Hektar Reben stehen auf ungefähr 300 Metern über dem Meer und werden ökologisch bewirtschaftet. Es wird mit wenig Schwefel ohne Filtration oder Schönung gefüllt. Der Chardonnay, den wir dieses mal probieren, darf nach der spontanen Gärung ein Jahr im Tonneau reifen.

Die ersten Momente nach dem Öffnen ist er aber ein ziemlicher Stinker. Kaum Frucht, etwas Nuss und ordentlich Reduktion in der Nase. Auf der Zunge cremig, frisch aber auch noch ein bisschen nichtssagend. In der Nase kommt etwas Kernobst dazu, aber so richtig fruchtig wird er nicht. Außerdem riecht man das Holzfass. Mit Luft und Schlürfen wird er strukturierter auf der Zunge und verliert interessanterweise dabei erstmal wieder einen großen Teil seiner Cremigkeit. Dafür gewinnt er deutlich an Spannung. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Säure viel mehr Biss entwickelt hat inzwischen. Ziemlich lustig finden wir, dass im leeren Glas viel mehr Frucht zurückbleibt als man direkt im Wein riecht. Da erinnert er dann vor allem an Limette.

Auch nach einer Nacht im Kühlschrank ist da noch jede Menge Reduktion. Etwas Nagellackentferner, eine leichte Holznote und die unreife Walnuss geben sich die Klinke in die Hand. Die Frucht ist praktisch nicht mehr vorhanden. Auf der Zunge wirkt er fokussiert, saftig und mit viel Zug. Er profitiert immer noch von Luft und Zeit im Glas und deshalb garantiert auch noch von einiger Zeit im Keller. Trotzdem gefällt er uns gut. Lediglich ein bisschen länger dürfte der Wein im Mund zurückbleiben. Das ist aber auf hohem Niveau gemeckert. In Italien jedenfalls hätte ich diese Art von reduktivem Chardonnay so nicht vermutet. Er scheint aber gut dort hin zu passen.

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