13.2.2022

Zwei Flaschen Shelter Winery

Wir trinken von der Shelter Winery aus Baden einen Spätburgunder Lovely Lilly aus 2019 und eine Flasche Brut Nature aus 2014.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir jede Flasche mit Hundeetikett kaufen. Der Inhalt spielt dann doch noch eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Es wäre aber auch nicht richtig, würde man den einkaufsfördernden Aspekt eines solchen Etiketts insbesondere bei der Mittrinkerin verschweigen. Und deshalb steht jetzt Lovely Lilly auf dem Tisch und nicht etwa ein anderer Spätburgunder Stillwein von Hans-Bert Espe und Silke Wolf. Auswahl gäbe es eine Menge, da Spätburgunder den Löwenanteil des Portfolios ausmacht. Da ist es nur konsequent, dass auch der Schaumwein, ein Brut Nature 2014, komplett aus Spätburgunder gekeltert wurde. Die Beiden haben ihr Weingut 2003 mit Weinbergen in Malterdingen und Kenzingen nördlich vom Kaiserstuhl gegründet und nach ursprünglicher Unterkunft in einem Hangar auf einem alten kanadischen Flughafen in Lahr, was den Namen Shelter Winery beeinflusst hat, sind sie inzwischen in einem eigenen Keller zu Hause. Sie bewirtschaften die etwa 5 Hektar bis auf die Ernte praktisch alleine. Der Lovely Lilly Spätburgunder wird im Stahl vergoren und dann im großen, gebrauchten Holz ausgebaut. Für den Schäumer liegt der Grundwein im Barrique und darf dann lange Zeit in der Flasche auf der Hefe reifen bevor er ohne Dosage degorgiert wird.

Die Lovely Lilly startet mit relativ wenig Frucht in der Nase. Da ist etwas Fleischsaft und ein paar Gewürze. Der Wein wirkt so direkt nach dem Öffnen eher erdig mit Brombeeren und Unterholz. Auf der Zunge hat er erstaunlich viel Kraft. Da ist ein bisschen Schwarztee, Kirsche und Struktur. Uns gefällt das Tannin mit leichtem Biss und die frische Säure. Die wird dann mit mehr Luft auch immer lebendiger und mit ihr damit der ganze Wein.

Auch am nächsten Tag ist die Frucht nicht wirklich offensiv. Da ist Kirsche und ein paar Beeren. Dazu etwas Rauch und weiter die erdigen Noten. Immer wieder zeigt sich zwischendurch auch etwas Florales in der Nase. Der Gerbstoff ist weicher geworden und sowieso ist der Wein enorm harmonisch gerade. Für die unter 10 Euro ist das ein richtiger Schnapper.

Der Geruch nach mit viel Butter gebackener Brioche zeigt im Brut Nature deutlich, dass er lange Zeit mit seiner Hefe im Kontakt stand. Dazu kommt gelbe Frucht, kurz sogar mal ziemlich intensiv an Multivitaminsaft und Dosenobst erinnernd, dann nach ein paar Momenten an der Luft aber wieder harmonisch eingebunden. Dazu kommt Zitrusfrucht. Ich würde ihn als unaufgeregt beschreiben. Im Mund hat der Schaumwein eine tolle Säure, die viel Frische gibt und auch die gelbe Frucht findet ihren Weg in Richtung Zunge und bleibt dort auch erstmal liegen. Gefällt uns ebenfalls wirklich gut. Und das ganz ohne Hund auf dem Etikett.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus