Les Horées - Mon Poulain 2020
Wir trinken aus dem Burgund eine Flasche Mon Poulain 2020 vom Weingut Les Horées.
Nach einer kleinen urlaubsbedingten thematischen Pause geht es nun wieder ins Burgund. Ich muss aufhören auf sozialen Medien so viel Wein im Feed zu haben. Wenn da wieder so ein Etikett an mir vorbei zieht bei dem ich denke, dass das ja ganz nett aussieht und man das ja mal probieren könnte, dann stelle ich eigentlich fast jedes einzelne Mal fest, dass das von irgend einem Miniaturproduzenten kommt. Und dann sitzt man da und will gerne so eine Flasche haben, die es aber nirgends gibt. Und wenn man dann doch an eine Flasche kommt, dann ist das oft auch noch wirklich gut. Das macht aber alles nur noch schlimmer, weil man dann durch die Weiten des Interwebs scrolled um irgendwie an noch eine Flasche zu kommen. Gut ist das nicht. Und dann noch die Angst vor Kork bei diesen esoterischen Einzelflaschen, die man nie wieder bekommt. Nein, gut ist das nicht.
Ziemlich genau so war das bei der Flasche Mon Poulain von Les Horées. Mal gesehen, gedacht, dass das ja ganz nett aussieht und dann festgestellt, dass Catharina Sadde nicht nur sehr wenig produziert sondern auch praktisch sofort ausverkauft ist. Catharina Sadde kommt ursprünglich aus Deutschland, hat in Geisenheim studiert und ist dann im Burgund gelandet. Vor dem eigenen Weingut hat sie Stationen bei Weingütern mit sehr, sehr großen Namen durchlaufen. Mit dem Jahrgang 2019 wurden dann die ersten eigenen Weine mit nur knapp über einem Hektar Rebfläche abgefüllt. Die Weinberge werden ökologisch von Hand bewirtschaftet. Der Wein wird nach der Spontangärung in gebrauchten Barriques ausgebaut und dann mit minimal Schwefel unfiltriert gefüllt. Der Mon Poulain ist mit 2020 demnach der zweite Jahrgang des Weinguts. Der Wein ist eine Cuvée aus Pinot Noir und Gamay, die getrennt ausgebaut und dann zusammengebracht werden, und sowas wie der Einstieg in die roten Weine von Les Horées. Der Gamay stammt aus eigenen Weinbergen, der Pinot aus Zukauf.
Der Wein riecht unglaublich charmant. Das ist erstmal ein bisschen wild, aber da ist auch viel Kirsche, etwas Erdbeere, ein Hauch Schokolade und ein bisschen Marzipan. Die tolle Frucht schafft es auch auf die Zunge, die Säure ist super und das Tannin ganz fein. Mit Luft wird die Nase etwas struppiger und es kommt Würze dazu. So in die Richtung Sandelholz und Zimt. Das ist halt wirklich schon wieder sehr gut und das ist auf der einen Seite beim Trinken natürlich super, aber irgendwie auch ärgerlich. Weil Nachkaufen ist aus oben beschriebenen Gründen natürlich leider nicht drin. Verdammt. Der Wein trinkt sich total unbeschwert, aber jedes Mal wenn man rein riecht kann man auch noch etwas Neues entdecken. Das Wilde ist inzwischen komplett verschwunden und die Frucht ist noch viel schöner geworden. Sauber, ganz klar und super saftig und mit den Gewürzen drum herum einfach richtig gut.
Irgendwie ist das am zweiten Abend dann Schwarzwälder Kirschtorte im Glas. Ohne die Schnapsigkeit. Ich mag das sehr. Die Struktur ist fein und ja, das ist kein Komplexitätsmonster. Aber diese Leichtigkeit beim Trinken gemischt mit der Möglichkeit doch etwas zu entdecken ist super. Da ist Kirsche, etwas Schokolade, Geleebanane, etwas Holz und weiter der Zimt. Der Gerbstoff ist weiter da, aber schmilzt einfach so weg auf der Zunge. Außerdem finde ich, dass er bemerkenswert lange auf der Zunge zurück bleibt. Frustrierend. Also doch wieder klicken und hoffen und klicken und hoffen.
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