13.6.2022

Mythos Mosel 2022

Zwischen Detzem und Wintrich gab es nach zwei Jahren wieder jede Menge Riesling. Ein (etwas längerer) Riesling ReiseBericht.

Nach zwei langen Jahren Abstinenz ist endlich wieder Mythos Mosel. Nachdem die letzte Runde 2019 den Abschnitt am weitesten Flussabwärts abgedeckt hat, sind wir dieses Jahr zwischen Detzem und Wintrich unterwegs. Wobei das nur geographisch richtig ist. Geht man nach den Bussen ist nicht Detzem sondern Klüsserath die äußerste Station. Wir haben auf jeden Fall Lust und das Wetter verspricht perfekt zu werden. So perfekt, dass wir uns gleich am ersten Tag einen dicken Sonnebrand einfangen. Trotz der perfekten Rahmenbedingungen meint man die Coronaauswirkungen aber zu spüren. Zum Einen daran, dass wir echt wenig Lust auf relativ vollgepackte Verkostungsräume im Inneren haben (großer Dank geht raus an alle Winzer, die einfach alles nach draußen verlegt haben) und zum Anderen haben wir das Gefühl, dass vor allem am Samstag eigentlich gemessen am Wetter ziemlich wenig los war. Allerdings kann das auch einfach unsere eigene Stichprobe sein. Wir haben auch oft gehört, dass Samstag super besucht war und die Busse nicht mehr gehalten haben wegen Überfüllung.

Die Unlust auf manche Verkostungsräumlichkeiten bringt mich aber direkt zum nächsten wichtigen Punkt. Es ist selbst bei perfekter Planung unmöglich alles zu verkosten. Es ist vermutlich ebenso unmöglich überhaupt erst jede Station zu besuchen. Und da das hier immer noch Urlaub ist haben wir erst gar nicht versucht einen perfekten Plan zu machen. Unser Plan ist erster Tag links von Trittenheim, zweiter Tag rechts von Trittenheim. Und sonst mal schauen wann der Bus so kommt und wo es nett ist. Das heißt im Umkehrschluss, dass viele Stationen oder auch Weine hier einfach nicht auftauchen. Das liegt nicht daran, dass sie nicht gut waren. Kann auch sein, muss aber nicht. Manchmal trinken wir uns durch die ganze Kollektion, manchmal gibt es nur einen Wein und der Hunger schlägt zu. Über Weine oder Kollektionen, die uns nicht ansprechen schreibe ich aber auch nicht. Muss nicht sein und ich Unterstelle, dass der kleine Probierschluck der Kollektion nicht gerecht wird und dann passt das schon für mich.

Trittenheim als Zentrum deshalb, weil es irgendwie in der Mitte liegt und weil wir dort beim Weingut Christoph Clüsserath unser Nachtlager haben. Ein sehr schönes Nachtlager übrigens mit super Frühstück und ich empfehle das einfach mal auch für den Moselurlaub zwischendurch. Man muss hier nur aufpassen, dass man den richtigen Clüsserath erwischt. Die heißen hier nämlich gefühlt alle so. Also wirklich alle.

Aber genug der Einleitung. Los geht es mit Tag 1. Der erste Bus hat irgendwie den Fahrplan nicht gelesen oder so und kommt erst mal schön zu spät. Wir lernen und starten am zweiten Tag dann einfach direkt in Trittenheim irgendwo. Jetzt geht es aber erstmal nach Leiwen-Zummethöhe. Von nebendran im Bus heißt es, dass es hier doch gar keinen Winzer gäbe. Klar, wer kennt sie nicht, die Bushaltestelle bei Mythos Mosel ohne Winzer. Wir haben den Plan aber gelesen und freuen uns neben großartiger Aussicht auf die Moselschleife und Trittenheim (siehe Titelbild) auch auf Loersch und Gäste.

Wir starten auch bei Loersch. Apotheke GG 2020 hat super viel Struktur, ist leicht hefig, Frucht zurückhaltend, Säure entspannt. Dhroner Riesling Feinherb 2021 ist deutlich hefiger, deutlich mehr Säure, schöne Frucht, viel zu jung. Das merkt man dann auch deutlich bei der Apotheke Feinherb 2019. Die 2 Jahre mehr Reife sind wohltuend, die Frucht hier sehr schön und viel Stein dabei. Zum Abschluss noch 2021 Alte Reben Spätlese: Hier wieder deutlich hefig, krasse Säure aber wunderschöne Frucht. Dank der Säure wirkt er irgendwie fast trockener als die feinherben Weine. Guter Start.

Weiter bei Max Ferd. Richter. Domprobst Alte Reben 2020 hat ein bisschen Nagellackentferner, Zitrus, Grapefruit mit weißem Zeug, will heißen schöne Bitternote und viel Würze. Beim Helenenkloster Feinherb 2021 ballert mal wieder die Säure. Das wird sie noch öfter tun an diesem Wochenende. Die Frucht gleicht das aber aus, viel grüner Apfel und Stein. Elisenberger Kabinett 2021 ist dunkler in der Frucht, hat Punch, viel Kernobst und ebenfalls eine tolle Mineralik. Brauneberger Juffer Kabi 2021 hat viel Birne, einen tollen Zug und bleibt dann mineralisch auf der Zunge liegen. Das macht viel Spaß.

Dann Dr. Hermann mit dem Würzgarten GG 2020. Klebstoff, eher dunkel, interessante Struktur, die sich mit dem einen kleinen Glas nicht richtig in Worte fassen lässt. Sehr spannend, braucht aber mehr als nur den Probierschluck. 2021 Treppchen Kabi -6- hat noch deutlich Hefe, ist knackig und für mich auch schwer zu greifen gerade. Denke aber, dass der gut wird. 2021 Würzgarten Kabi hat viel Kernobst, eher gelbe Frucht und wirkt gerade etwas offener als das Treppchen. Ich mag die Säure hier. 2021 Herzlei Spätlese ist sehr dicht, viel Frucht und viel Stein, salzig, schmelzig und wirkt weit weniger süß als er vermutlich ist. Das ist verdammt gut.

Wären hier noch gerne länger geblieben, aber es war viel los und die Kabi Verkostung mitten im Gang aufzubauen war irgendwie auch nicht optimal. Da wäre doch so schön Platz auf der Terasse gewesen. Also ab zur Bushaltestelle, nochmal Aussicht genießen und dann ab nach Klüsserath.

Hier wartet auf uns das sicherlich schönste Gebäude dieser Tage (siehe Bild etwas weiter oben). Vor Allem im oberen Geschoss mit den offenen Wänden, einem leichten Wind und viel Schatten durch die offene Holzfassade ist das wirklich schön hier. Wir starten auch mit Regnery. 2021 Bruderschaft Alte Reben ist super fruchtig und der Nase und dann knallt die Säure ziemlich rein. Das ist irgendwie ein bisschen schwierig gerade, dürfte sich mit der Zeit aber fangen und dann viel Spaß machen. Der Blanc de Noir 2021 macht jetzt schon Spaß. Und dabei mag ich doch eigentlich BdN gar nicht so gerne. Der ist würzig, kräuterig, hat eine tolle Frucht, schöne Struktur und viel Frische.

Bei Frank Brohl gibt es den ersten Petnat für uns. Hier aus Cabernet Blanc. Der riecht ein bisschen wie Schwimmbad, frisch gemähte Wiese und grüne Paprika. Wir haben später noch Leute deshalb meckern gehört, aber wir findens super. Außerdem ist da Maracuja und sowieso alles relativ wild. Sommersprudler halt, nicht groß oder tief oder super komplex. Aber die perfekte Erfrischung zwischendurch. Der Riesling vom Weingut hat es super schwer dagegen gerade. Deshalb weiter zum nächsten PiWi.

Der kommt von Stephan Steinmetz und es ist gar nicht so lange, dass wir den im Blog hatten. Der Unkultiviert riecht auch ein bisschen grün, Stachelbeere, Cassis und Würze. Mir sogar etwas zu grün gerade. Die Mittrinkerin ist begeistert. Ich mag dagegen den Elbling sehr. Relativ fruchtarm, etwas Kernobst, etwas vegetabil und mit toller Saftigkeit. Der Auxerrois tut sich im Vergleich ein bisschen schwer, da er merklich weniger Säure hat. Da ist Honigmelone und etwas Florales. Leiser als die anderen Weine hier, aber schön. Und dann macht Stephan Steinmetz natürlich auch immer noch tolle Schaumweine. Crémant Blanc und RosaRot machen gewohnt viel Spaß und man sollte das immer im Keller haben irgendwie.

Wir haben dann beim Schlossgut Liebig lecker Grillkäse und Wildgulasch gegessen, aber außer einem Glas Crémant von Alice Hartmann eigentlich nichts getrunken und sind dann wegen fortgeschrittener Zeit in den Bus nach Thörnich.

Petershof ist eine schöne Entdeckung. Der Oberemmel Altenberg Kabi 2021 ist ein leichter Stinker, hefig aber mit toller Frucht und viel Saftigkeit. Der 2020 Krettnach Altenberg hat eine tolle Würze, viel Stein, ist auch super saftig mit etwas weniger krasser Säure. Richtig gut und gar nicht teuer.

Château Pauqué Kandirella 2020 ist ein Weissburgunder aus dem Holzfass, Zweitbelegung. Super cremig, ganz feines Holz, etwas Rauch und wir mögen die Struktur. Der Clos de Paradis, ein Auxerrois aus neuem Holz hat noch mehr Struktur. Der braucht aber noch. Außerdem großer Fan vom Botrytis 2017, der viel Dörrobst, Trockenpflaumen und Intensität hatte.

Die 2020er GGs von C.H. Berres hatten tollen Stein, Struktur und alles, aber irgendwie zu jung. Die werden aber sicher richtig gut. Und zum richtig Luft rein schwenken fehlt hier einfach die Zeit. Das 2021 Erdener Treppchen macht aber schon jetzt viel Spaß mit kräftiger, etwas dunklerer Säure, die reifer wirkt als bei vielen anderen.

Die Pauly Weissburgunder Reserve 2019 braucht auch noch Zeit. Da reicht der eine Schluck auch nicht wirklich. Aprikosenkerne, Marzipan, Holz, Struktur. Jung, aber gut. Niederberg Helden 2020 GG hat viel Würze am Gaumen, reife Säure, Mango, etwas dezente Maracuja und ein paar Apfelkerne. Richtig gut.

Der Mittrinkerin gefällt der Ludwig Sauvignon Blanc noch richtig gut. Rote Johanissbere mit Strunk ist da und ich finde das auch ziemlich okay.

Jakoby ist dann auch richtig gut. Der Riesling Petnat ist wie alle Petnats dieses Wochenende perfekt für Zwischendurch. Schöner Zug, funky, viel Hefe und super trüb. Die 2019 Sonnenuhr (keine Ahnung welche, habe verpasst zu fragen und hier hat ja jede Sonnenuhr noch eine Sonnenuhr) hat eine tolle, reife Säure, ist super lang und die Frucht gefällt auch. Und auch der Sonnenuhr Kabinett (sicher die gleiche Sonnenuhr) ist gut aber viel zu jung. Wir mögen dann auch den Pinot Noir aus 2018 ziemlich gern. Tolle Kirsche, schöne Struktur und feines, mürbes Tannin. Ein bisschen zu viel mit dem Winzer gequatscht hier und ruiniert ist der Zeitplan.

Bei Ludes gibt es Ritsch Kabinett aus 2021 und aus 2017. Beides feinherb und es wird deutlich, dass man den Weinen dann doch etwas Zeit geben sollte. 2021 schreit ganz laut “Ich bin zu jung” aus dem Glas und bei 2017 kommt das super zusammen. Die Säure ist perfekt eingebunden, die Frucht ist toll und überhaupt ist das sehr rund.

Wir schaffen es dann noch nach Leiwen, da ist aber schon fast 18 Uhr. Hofgut Falkenstein hätten wir gerne probiert, war aber leer. Und bei Schmitges, Selbach-Oster und Carl Loewen gab es dann den Schnelldurchlauf ohne Notizen. Guten Riesling machen die aber alle.

An Tag 2 haben wir uns nur Piesport und Trittenheim vorgenommen und das wird sich am Ende auch ziemlich gut ausgehen. Der Bus nach Piesport kommt gerade als wir an die Haltestelle laufen. Perfektes Timing, also auf nach Piesport. Wir starten bei Karl Erbes. Der 2021 Erdener Treppchen Kabinett wirkt noch ziemlich verschlossen, feine Frucht, Kernobst, Kräuter, relativ feine Säure. Die 2021 Erdener Treppchen Spätlese ist super saftig, Apfel, Quitte, Birne, sehr klar, noch mehr Birne, das ist richtig gut. Die Spätlese aus dem Erdener Prälat 2021 wirkt dagegen viel steiniger, dunkler in der Frucht, intensiver, etwas hefig und mit knackigerer Säure. Das braucht noch, ist aber auch jetzt schon super. Und die 2016 Ürziger Würzgarten Auslese ist dann halt ein bisschen unfair. Ganz feine Reife, wunderschöne, ganz klare Frucht, saftig, mineralisch, perfekte Balance aus Säure und Süße, cremig, etwas Butter, Mirabelle auf Scones. Das ist toll.

Wir entscheiden uns dann gegen den Bus (ehrlich gesagt weiß ich gar nicht ob einer gefahren wäre, aber ich denke schon). Der Fußweg über die Brücke, vorbei an zwei Ziegen und an der Mosel entlang in Richtung Lehnert-Veith war eine gute Entscheidung. Wie schon gesagt, am Ende ist es vor Allem auch Urlaub und da darf man sich nicht hetzen lassen.

Bei Franzen geht es los mit Der Sommer war sehr groß, auch wenn das für 2021 vielleicht nicht so ganz passt. Der Wein hat Kernobst, eine feine Bitternote, ist frisch und unaufdringlich. Der Riesling aus dem Bremmer Calmont 2020 ist ein anderes Kaliber. Grapefruit und Stein. Sehr gut. Noch eine Schippe drauf legt der Neefer Frauenberg GG 2020. Der ist zwar noch verschlossen, aber super dicht, viel Würze, aber irgendwie auch schwer zu greifen. Der 2019 Fachkaul ist dann noch dichter, viele Kräuter, kaum Frucht, tolle, reife Säure und extreme Länge. Groß.

Bei Materne und Schmitt ruft es leise Natural aus dem Glas des Lehmener Ausoniusstein 2018. Da ist Apfelschale, Magnesiumsticks, Kernobst, leicht matschig, viel Stein, funky, ziemlich cool. Sehr speziell ist dann der Potion 1366 aus 2017. Der Riesling war hier 2 Jahre im Akazienfass und wurde ausgebaut wie Rotwein. Das hat ultra viel Rauch, vor Allem auch auf der Zunge, dunkle Frucht, leicht oxidative Noten, super spannend aber schon auch super anders.

Dann tut sich eine Lücke bei der Pinot Verkostung auf und wir stürzen uns ohne richtigen Plan in die Weine. Wir haben viel probiert, nicht immer mitgeschrieben, Liste gab es eh nicht so richtig. Zumindest haben wir keine gefunden. Die Pinots von Lehnert-Veit selber haben uns durch die Bank gut gefallen. Der Goldtröpfchen 2017 hat viel Reduktion, Frucht, Dichte und viel Länge. Super jung, aber das wird mal super. Dass das so ist konnte man an den gereifteren Weinen aus großen Flaschen einfach ausprobieren. Günterslay 2016 Magnum. Ganz tolle Frucht, super schön gereiftes Tannin, Kirsche, etwas Rauch, viel Frische. Nochmal eine Stufe drüber war die 2013 Private Reserve aus der 3 Liter Flasche. Richtig gut, aber das steht nicht auf der Weinliste, also genießen und freuen. Als Gast war die Domaine Thiriet aus dem Burgund dabei. Der Volnay 2019 Les Grands Champs hat eine großartige Frucht, ist kühl, kernig und super lang aber auch super jung. Deutlich dichter war dann der Wein aus der Côte de Nuits. Ich glaube es war der Aux Montagnes, aber ich habe kein Bild gemacht und es nicht aufgeschrieben. Asche auf mein Haupt. Trockenobst, deutlich dichter und trotzdem super elegant. Toller Wein. Die Weißen waren auch schön.

Nach so viel Rot hilft dann Lasersäure von der Saar. Der Sonnenberg Kabi 2021 von Müller knallt auf jeden Fall. Die Kunst ist dann, dass es nicht unangenehm wird und das hat super geklappt hier. Eine minimal grüne Note gibt Biss, da ist grüner Apfel, Stachelbeere und eine tolle Länge. In der Euchariusberg Spätlese 2021 kämpfen dagegen gefühlt Zucker und Säure noch ein bisschen. Die braucht noch. Die Kollektion ist aber richtig gut mal wieder.

Direkt an der Mosel geht es dann auch wieder zurück in Richtung Später-Veit. Da warten die Weine von Fio auf uns. Wir starten mit dem PiuPiu Petnat, der zwar nicht auf der Liste steht, aber das macht ja nichts. Petnat geht halt immer. Vor Allem wenn er so gut gemacht ist. Der CabiSehrNett ist ein richtiger Stinker, hat viel Struktur und eine schöne Balance. Ist aber doch ein bisschen speziell. Deutlich weniger speziell als vielleicht zu erwarten ist der Glouglou ein Orange aus Müller-Thurgau und Weissburgunder mit etwa 10 Tagen Maischegärung. Das ist Orange, aber in sanft und sauber. Toll. Der 2014er Fio Riesling zeigt dann deutlich, dass Wein keinen Schwefel braucht um großartig reifen zu können und trotzdem super stabil sein kann. Und weil wir schonmal da sind probieren wir auch noch den White Port 10 Years. Dörrobst, intensiv, tolle Länge, Vanille, Karamell, Struktur. Müssen wir kaufen. Und zum Abschluss dann noch einen 1997 Coalheita. Das ist halt geil. Machste nix.

Der Chardonnay Brut Natur von Später-Veit ist voller Umami. Intensiv und speziell, aber gut. So ist auch die Goldtröpfchen Grand Reserve 2016. Dicht, deutlich Holz, Würze, man kann drauf rum kauen. Gefällt mir sehr.

Wir hätten gerne noch mehr probiert hier, aber Hunger. Und leider hat das Essen sehr auf sich warten lassen. Für uns geht es dann direkt nach Trittenheim zurück. Endspurt.

Der Innenhof bei Ansgar Clüsserath ist eher Ofen als Innenhof. Gefühlt tausend Grad unter den Schirmen und kein Wind. Da heißt es stark sein und Erfrischung in Form von Petnat zu holen. Ja, es ist super, dass es das so oft gibt hier. Der Petnat Pinot vom Lubentiushof ist ein herber Stinker mit viel Struktur und leider auch zu warm. Aber gefallen tut er uns trotzdem. Genauso wie der Tun und Lassen Riesling 2019. Auch der hat einen kleinen Stinker, etwas Mango, Tuttifrutti Mix aber keine Süße. Super lang und wird schon beim Probierschluck intensiver mit Luft. Der 2017 Gäns Alte Reben holt uns dann völlig ab. Grapefruit, Stein, Orangina, tolle Säure und einfach ultra lang. Der 2018 Uhlen Alte Reben rundet dann alles ab. Dunkle Mineralik, viel Würze, viel Stein, super dicht und karg in der Frucht. Der Probierschluck wird dem Wein nicht gerecht. Aber großartige Kollektion.

Bei Adamy feiert die Mittrinkerin den Sauvignon Blanc und ich verschmähe. Der ist mir gerade zu grün. Die Rieslinge gefallen mir dagegen richtig gut. Wirken zwar alle noch super jung, aber vor Allem 2021 Ürziger Würzgarten Alte Reben mit viel Würze, Kräutern und Kerngehäuse und 2021 Erdener Treppchen Kabinett mit viel Birne, klarer Frucht und einer super frischen Säure sind gut.

Die Weine von Ansgar Clüsserath mag ich wirklich gerne, aber ich finde die jung sowieso schon immer ziemlich straight und 2021 macht das noch krasser. Der 2021 Apotheke Kabinett ist schon ein bisschen brutal. Wir haben aber vorige Woche zur Einstimmung eine 16er Spätlese getrunken und das reift einfach so wunderschön. Kaufen und weglegen.

Eine Highlight Station ist die Kombination aus Schokolade und Wein bei Eifel-Pfeiffer. Riesling und Schokolade funktioniert erstaunlich gut. Da ich dieses Jahr digital getippt habe und das mit Schokolade in und an den Fingern schwer geht muss das Urteil, dass es richtig gut war aber reichen. Die Kombination fürs Langzeitgedächtnis war Wehlener Sonnenuhr und Schokolade mit Chili. Super Ding.

Zum wirklichen Abschluss sind wir dann in die Homebase bei Christoph Clüsserath weitergezogen. Die Kollektion von Heymann-Löwenstein ist zwar nicht aus 2021 aber beeindruckend gut. Schieferterassen 2020 hat was von Tee, dunkle Mineralik und ganz viel Stein. Röttgen 2020 ist von all dem noch mehr. Die Mineralik ist so schön. Und dann der 2019 Uhlen L mit Cassis, viel Stein und super karg aber intensiv. Weiß gar nicht was man da außer Sehr Gut noch sagen soll.

Bei Christoph Clüsserath gefällt uns in der 2020 Trittenheimer Apotheke die Frucht. Der Wein hat Grip, ist frisch, hat viel Würze und ist dazu super günstig. Der 2021 Schweicher Annaberg ist noch intensiver in der Frucht, viel Apfel, etwas floral, fast ein bisschen parfümiert, aber nicht unangenehm. Gefällt uns ebenfalls sehr.

Und zum Ende hin wartet dann nochmal eine echte Entdeckung. Die ganze Kollektion von Christoph Eifel macht super Spaß. Der 2021 Trittenheimer Apotheke Kabi Feinherb ist kräuterig, hat Eukalyptus, ist insgesamt ziemlich ätherisch. Die Frische ist toll und die Aromatik auch. Der 2021 Piesporter Goldtröpfchen Kabi hat fast noch mehr Kräuter, etwas Ginger Ale und Kernobst. Das ist so saftig und balanciert. Super. Eigentlich hat die ganze Kollektion diese Kräuterigkeit in der Nase. Wirklich gut.

Aber jetzt ist 18 Uhr und damit war es das für 2022. Wir haben Lust auf 2023.

Noch ein kleines Fazit vielleicht. 2021 kann eine krasse Säure haben. Das kann richtig gut sein. Das kann aber auch ziemlich grün sein und dann ist das nichts für uns. Wenn es gut ist, dann ist es aber oft richtig gut. Außerdem ist der Plan irgendwie in der Mitte die Basis aufzuschlagen und dann ein Tag die eine Richtung und dann die andere Richtung am zweiten Tag zu erkunden, gut. Man schafft trotzdem nicht alles. Aber auch das macht nichts. Neue Sachen probieren ist wie immer auch super und man sollte wirklich versuchen so viel neue Weingüter zu testen wie man unterbekommt. In diesem Sinne bis zum nächsten Mal.

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