24.7.2022

Drei Flaschen Galler

Wir machen weiter mit den PiWis und trinken vom Weingut Galler eine Flasche Cabernet Blanc 2020, eine Flasche Feodora 2019 und eine Flasche Pinotin 2017.

Ein Weingut, das bei der Entdeckungsreise durch die Welt der PiWis zumindest bei mir immer wieder aufgetaucht ist, ist das Weingut Galler. Ziemlich weit im Norden der Pfalz, in Kirchheim an der Weinstraße, wurde es erst 2009 gegründet. Ansgar Galler und Familie haben sich hier 2012 entschieden nur noch pilzwiderstandsfähige Rebsorten nachzupflanzen. Inzwischen ist das ganze Portfolio mit dem Jahrgang 2021 auf PiWis umgestellt. Die Bandbreite an Rebsorten und Qualitätsstufen ist groß, sowohl an weißen als auch an roten Weinen und es gibt jede Menge Namen zu lesen, die ich noch nie gehört habe. Einen davon, Pinotin aus 2017, probieren wir direkt. Außerdem gibt es eine Flasche Cabernet Blanc 2020 und eine Qualitätsstufe darüber einen Sauvignac Feodora 2019. Bei der Flasche muss ich auch direkt jammern. Die Ausstattung ist so wertig, das Papier super, ich mag die Etiketten und dann klebt da dieser hässliche Grosses Gold Aufkleber darüber. Ich hoffe sehr, dass der die Verkaufszahlen in mindestens gleichem Maße erhöht, in welchem er das Aussehen runter zieht. Auf mich zumindest wirkt das eher abschreckend und das tut dem Wein, ich greife vor, absolut unrecht.

Los geht es aber mit dem Cabernet Blanc. Und auch dieser Vertreter erinnert ziemlich an die Frucht von Sauvignon Blanc. Da ist Maracuja und Stachelbeere. Die Frucht ist super frisch in der Nase. Außerdem ist da Pfirsich, heimisches Kernobst und ein paar grüne Noten. Der Wein ist fruchtig, aber nicht zu fruchtig. Das Grüne kommt auch auf der Zunge an. Glücklicherweise in einer Dosis, die ich noch mag und in der Mischung mit Stachelbeere und Apfel ist das wirklich schön zu trinken. Die Säure ist mild und tut so sicher keinem weh. Das ist Wein, der niemandem auf die Nerven geht, der den Geschmack von super vielen Leuten treffen dürfte aber trotzdem nicht belanglos ist. Ich würde sagen, dass das der perfekte PiWi Einstieg ist.

Mit einem Tag Luft wirkt der Cabernet Blanc grüner in der Nase und hat ein bisschen was von Hopfen. Ansonsten bleibt er genau so wie er sowieso schon war. Die Mittrinkerin mag das mehr als ich, aber das passt so schon und es ist nicht so, dass mein Glas ewig voll bleiben würde.

Dagegen hat es Feodora erstmal schwer. Der Sauvignac ist viel leiser in der Nase und außer ein kleines bisschen Klebstoff kommt da nach dem expressiven Cabernet Blanc gar nicht so viel. Die Erfahrung sagt, dass schwenken helfen könnte und auch hier tut es das. Mit mehr Luft kommt etwas exotische Frucht, die ebenfalls an Sauvignon Blanc erinnert, und eine kleine Note Dosenobst. Außerdem riecht man ein bisschen Holz und Kräuter. Trotzdem muss man schon ziemlich tief ins Glas rein riechen um auf seine Kosten zu kommen. Auf der Zunge ist das aber vom ersten Schluck an super. Da kommt zwar auch eher wenig Frucht im Vergleich zum vorherigen Wein, aber die Struktur und Haptik sind richtig gut. Mit noch mehr Luft wird der Wein dann auch in der Nase intensiver. Er gewinnt jetzt an Frucht und Exotik und auf der Zunge wird er cremiger und noch intensiver. Außerdem wirkt er fast ein bisschen salzig inzwischen. Es wird ziemlich deutlich, dass wir hier eine Stufe über den anderen beiden Weinen stehen.

Der Wein wird vor Allem kräuteriger über Nacht. Insbesondere der Geschmack hat sich weiterentwickelt. Die Komplexität ist toll und auch am zweiten Abend tut Luft noch richtig gut. In der Form ist Sauvignac eine Rebsorte, die man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Ich finde das richtig spannend, weil es zeigt, wie viel Substanz man der Rebsorte mitgeben kann. Der Wein hat diesen Goldaufkleber einfach gar nicht nötig. Verdient aber natürlich schon.

Zum Abschluss Pinotin 2017. Der Wein hat Frucht und Holz in der Nase. Da sind Kirschen, Beeren und ein bisschen Rose. Auf der Zunge hat er eine schöne Säure und der Gerbstoff ist vorhanden aber ziemlich weich geschliffen. Und auch hier ist jede Menge Frucht. Das ist wie schon der Cabernet Blanc ein unkomplizierter Wein, der zum Essen richtig gut funktionieren dürfte.

Lustigerweise ist der Pinotin dann der Wein bei dem am Meisten über Nacht passiert. Mangels Platz hat er die aber auch nicht wie die anderen Beiden im Kühlschrank verbracht sondern musste in der Dachgeschosshitze auf dem Tisch bleiben. Geschadet hat das aber nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Zur Frucht und dem sanften Holz, den Waldbeeren und der Kirsche kommt jetzt eine intensive, florale Note nach Veilchen und Flieder. Das steht dem Pinotin richtig gut. Und für die um die 12 Euro, die der Wein kostet muss man da nicht lange übers Kaufen nachdenken.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus