Drei Flaschen Le Nadir
Wir trinken drei Weine aus dem ersten Jahrgang vom Weingut Le Nadir von der Loire: Den roten PetNat Nuage, den Chenin Blanc Chebro und eine Flasche Octobre, eine Cuvée aus Grolleau und Cabernet Franc.
Eigentlich wollte ich mich ab diesem Wochenende ein bisschen auf PiWi fokussieren. Das muss allerdings noch eine Woche warten. Die drei Weine heute sind ziemlich spontan im Einkaufskorb gelandet. Von Le Nadir hatte ich noch nie gehört. Was angesichts der Tatsache, dass wir hier den ersten Jahrgang im Glas haben dann aber auch nicht besonders verwunderlich ist. Und ich kann schonmal vorweg nehmen, dass sich die Neugier mal wieder ausgezahlt hat. Fabien Perréard, der Winzer hinter dem Weingut, ist Wein-Quereinsteiger. Nach seiner Arbeit als Grafikdesigner und einer Zeit des Herumreisens ist er 2018 an der Loire gelandet und hat 2018 und 2019 bei mehreren Winzern um Saumur gearbeitet und gelernt. Mit dem Jahrgang 2020 ist er dann an einen Hektar Chenin Blanc und kurz darauf an einen weiteren Hektar Chenin Blanc, Grolleau und Cabernet Franc in Brossay gekommen. Den Großteil der Arbeit macht er komplett alleine und von Hand. Der erste Hektar wurde bereits ökologisch bewirtschaftet, der zweite Hektar ist jetzt in Umstellung. Die Trauben werden spontan vergoren und mit möglichst wenig Eingriff zu Wein. Da kein eigener Keller vorhanden ist konnte er mit seinen Weinen im Keller von Côme Isambert unterkommen. Ein Thema, das sich durch alle drei Weine zieht, ist der niedrige Alkohol auf den Fabien wert legt.
Wir starten mit dem 2020 Nuage, einem roten PetNat aus Grolleau. Roten Blubber haben wir eher selten im Glas. Dieser hier ist komplett durchgegoren. Und ich finde, dass die Farbe richtig was her macht. Der Wein ist herb und ein kleines bisschen funky in der Nase. Aber eigentlich viel weniger funky als ich bei Natural und PetNat erwartet hätte. Da ist ein bisschen Johannisbeere, ein bisschen Gerbstoff und viel Saftigkeit und Frische. Das macht richtig Spaß und stürzt sich im Prinzip von ganz allein die Kehle runter. Rot und Blubber ist in diesem Fall eine super Kombination. Nur an der Flaschengröße muss man arbeiten. Das gehört eigentlich in eine Magnum.
Weiter geht es mit dem Chenin Blanc Chebro. Ebenfalls 2020. Da ist viel Würze im Glas und relativ wenig Frucht. Zum bisschen Zitrus kommt aber viel Stein. Auf der Zunge knallt erstmal die Säure, dann kommt auch hier Würze und dann nochmal Säure. Das ist super saftig und zieht auf eine Art und Weise an der Zunge, dass man drauf rum kauen möchte. Und dann, ganz zum Ende, wird er noch richtig salzig. Die Nase verändert sich mit Luft, bleibt aber immer ein bisschen karg. Als Erstjahrgang ist das eine ziemliche Ansage.
Einen Tag später finde ich es schwieriger den Duft zuzuordnen. Die Würzigkeit wirkt anders jetzt und da ist jede Menge Yuzu in der Nase. Der Wein ist ziemlich komplex und hat auch immer noch diese tolle Salzigkeit und Frische. Außerdem ist da irgendwas leicht Cremiges und es erinnert auch ein kleines bisschen an Zitronenlimonade. Ich hoffe jetzt einfach, dass das Weingut dieses Niveau halten kann und dass das nicht einfach nur ein Glückstreffer war mit diesem ersten Jahrgang. Weil das ist richtig gut. Und natürlich hat auch dieser Wein nur 11% Alkohol.
Zum Abschluss noch der Rote. Mal wieder 11%. Der Octobre ist eine Cuvée aus einer Hälfte Cabernet Franc und einer Hälfte Grolleau. Da hat man rote Beeren in der Nase und auch ein bisschen Dreck. Im Mund geht das aber direkt so saftig los, dass man aufpassen muss, dass das Glas nicht gleich leer ist. Da ist viel Länge, eine ganz feine Würze und nur minimal Tannin, das ganz sanft über die Zunge gleitet. Saufwein ist das und Sommerwein ist das auch. Und auch einen Tag später bleibt er genau so. Die Nase wird floraler, bekommt eine deutliche Fliedernote, da ist ein bisschen Stein und einfach diese Saftigkeit. Super schön.
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