Zwei Flaschen Weigand
Wir trinken zwei Flaschen von Andi Weigand aus Iphofen: Einen White und einen Rosé, jeweils aus 2020.
Schon als wir das letzte Mal Wein von Andi Weigand im Glas hatten, war abzusehen in welche Richtung sich Andi entwickeln würde. Inzwischen ist seine Naturwein Linie gewachsen und es gibt sogar Wein aus Amphoren und Qvevri. Die Etiketten haben sich auch verändert und sind durch die komplette Naturallinie jetzt schlicht in geschwungener Schrift gehalten. Auf der Habenseite gibt es da eine Menge Wiedererkennungswert. Ich werde nicht so recht damit warm. Für mich war der Höhepunkt des Andi Weigand Designs, als er Aufkleber über die klassichen Etiketten geklebt hat und als Landwein füllte. Das dürfte 2018 gewesen sein und ich fand und finde die großartig. Egal. Hier soll es vor Allem um Inhalt gehen. Andi macht jetzt wie gesagt schon seit einigen Jahren Natural in Franken, genauer in Iphofen. Die Weinberge, in denen die Reben auf Keuperboden wachsen, werden ökologisch bewirtschaftet. Die beiden Weine, der White und der Rosé, sind sowas wie der Einstieg in die Kollektion. Der White ist eine Cuvée aus Silvaner, Bacchus, Müller-Thurgau und Scheurebe, typisch fränkische Rebsorten. Er wird spontan im Holz vergoren und dann nach 9 Monaten auf der Hefe gefüllt. Genau so ergeht es dem Rosé, einer Cuvée aus Spätburgunder, Domina und Dornfelder. Der abgebrochene Korken auf dem Bild geht hier auf meine Kappe. Zu schräg angesetzt und einfach abgehebelt. Der abgebrochene Rest war aber glücklicherweise dann sehr einfach und in einem Stück aus dem Hals zu ziehen.
Der White startet funky und wild in der Nase. Das kommt natürlich nicht unerwartet, ist aber gleichzeitig auch super frisch und spannend. Vor Allem kräuterig ist der Duft, die Frucht ist nicht wirklich definierbar. Trotz allem Funk ist der Wein auf der Zunge sehr sauber und klar. Irgendwie erinnert das in der Säure an exotische Frucht und die ganz feine Gerbstoffnote passt gut ins Bild. Dann kommt mit ein bisschen Luft ganz sanfte gelbe und reife Frucht dazu. Das ist wirklich der perfekte Einstieg in Richtung Natural. Sehr saftig und frisch. Für mich ist das Saufwein.
Und auch eine Nacht im Kühlschrank steckt er ganz locker weg. Kurz meint man, dass die Säure ein bisschen zu aggressiv geworden ist, was mit Luft aber sofort wieder verschwindet und dann Spaß macht wie am ersten Abend. Viel ist sowieso nicht mehr in der Flasche.
Der Rosé ist frisch und hefig zugleich. Da sind Beeren, andere rote Frucht und irgendwie wirkt er auch herb. Da ist ordentlich Säure im Wein und er bringt die gleiche Frische mit, die auch schon der White hatte. Das ist in Kombination mit den 11% Alkohol ein erfrischend leichter Begleiter auf dem Balkon. Da ist Grapefruit, etwas Kräuteriges und gefühlt hat er weniger Gerbstoff als der weiße Gegenpart. Und auch hier ist eindeutig der Funk erkennbar, aber so subtil, dass ich denke, dass man den Wein auch irgendwo mitbringen und hinstellen kann und er schnell leer sein wird. Mit mehr Luft kommen Cranberries und eine Idee von rotem Eistee in die Nase mit so einem kleinen bisschen Hibiskus. Ich mag wie saftig das ist und wie unkompliziert sich das trinkt. Sommerwein.