11.9.2022

Zwei Flaschen Lassak

Wir trinken uns weiter durch Württemberg. Dieses mal mit einer Flasche Spätburgunder und einem Riesling Hambach vom Weingut Lassak, beides 2020.

Dass Stefanie und Fabian Lassak guten Lemberger machen, haben wir hier schon probiert. Einen Wein, den ich schon länger auf der Liste hatte ist der Spätburgunder der Beiden. Allerdings war der immer ausverkauft, wenn ich ihn kaufen wollte. Obwohl das Weingut erst seit 2016 existiert, hat es sich ziemlich schnell herumgesprochen wie gut die Weine sind. Mit dem Jahrgang 2020 hat es dann aber geklappt und wir haben dazu noch den Riesling Hambach im Glas. Die Reben des Weinguts stehen rund um Hessigheim in Terrassen inmitten von Steillagen am Neckar. Obwohl es gar nicht so weit weg ist, haben wir es irgendwie noch nicht nach Hessigheim geschafft. Etwas, das wir unbedingt noch nachholen müssen. Ich weiß aber wie die Terrassen oberhalb des Neckars in Esslingen aussehen und die bedeuten viel Handarbeit und körperliche Anstrengung. Die Reben stehen rund um Hessigheim auf kalkhaltigen Lehmböden. Der Spätburgunder wird spontan mit einer Hälfte ganzen Trauben für drei Wochen vergoren und dann im gebrauchten Barrique für 18 Monate auf der Vollhefe ausgebaut. Gefüllt wird unfiltriert. Der Riesling Hambach ist frisch mit dem Jahrgang 2020 im Sortiment und kommt aus den besten Lagen des alten Gewanns Hambach. Die Trauben werden im Halbstück ebenfalls für 18 Monate auf der Vollhefe ausgebaut und dann ohne Filtern gefüllt.

Der Spätburgunder braucht ein bisschen Zeit und will nicht direkt aus sich heraus kommen. Da ist Kirsche, etwas Ätherisches und eine gute Portion Dreck. Die Frucht wird aber schon in den ersten Momenten immer intensiver und dichter. Und auch die ätherische Note wird intensiver und erinnert immer mehr an Eukalyptus. Im Mund hat der Wein kaum Gerbstoff und packt ordentlich saftig zu. Das ist super frisch und hat so viel Zug, dass es sich an die Zunge krallt, die Backen zusammen zieht und dann einfach liegen bleibt. Ich kann schon verstehen, warum das immer ausverkauft war.

Der Wein wird runder über die Nacht und etwas samtiger in der Nase. Da ist jetzt mehr Waldboden und Dreck und weniger Kirsche in der Nase. Dazu kommt ein bisschen Laktik, die vor Allem die Mittrinkerin richtig gerne mag. Die Kirsche wird immer mehr zur Sauerkirsche und die Saftigkeit steht der vom Abend davor in nichts nach. Gerade funktioniert das insbesondere auch als Wein zum Vesper wirklich gut. Glücklicherweise habe ich nochmal eine Flasche und ich bin gespannt wie das mit ein bisschen Reife mehr auf dem Buckel aussehen wird. Außerdem würde ich das gerne eine Stufe drüber mal probieren, das gibt es im Sortiment aber nicht, da der hier momentan der einzige Spätburgunder ist.

Der Riesling hat einen leichten Naturaltouch in der Nase. Da ist ein kleines bisschen mürber, leicht süßlicher Apfel und eine ordentliche Portion Würze. Der Wein wirkt sehr kühl und geradeaus. Das ist reduziert und gleichzeitig intensiv und erinnert mich so ein kleines bisschen an Riesling von Odinstal oder auch an das was Matterne und Schmitt an der Mosel machen. Anderes Terroir natürlich, aber so von der Idee her sind die Weine für mich ziemlich dicht beisammen. Im Mund ist das wie der Spätburgunder extrem saftig und super lang. Das hat jede Menge Mineralik, eine tolle Säure und viel Textur auf der man fast rumkauen kann. Und zwischen all der intensiven Würze und Mineralik scheint immer so eine Idee gelbe Frucht zwischen Exotik und gelbem Apfel durch. Das ist extrem stark und einer der spannendesten Rieslinge seit einer Weile.

Einen Tag später sind da noch mehr Kräuter in der Nase. Die Frucht ist jetzt nur noch zu erahnen und die Kühle und die Steinigkeit dominieren noch klarer als schon am ersten Abend. Der Wein kommt überhaupt nicht über die Frucht sondern über Kräuterigkeit und Würze und das was er im Mund macht. Das großartige Mundgefühl hat er sich natürlich behalten und man kann weiterhin minutenlang noch auf der Textur kauen. Ich habs oben schon geschrieben, aber das ist wirklich richtig gut. Ich bin super gespannt was sonst noch so ins Portfolio kommen wird. Ich meine mich erinnern zu können, dass die Beiden auch Chardonnay gepflanzt haben und wenn das ähnlich gut wird wie die jetzigen Weine, dann muss man wohl noch schneller klicken als eh schon.

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