16.10.2022

Peter Jakob Kühn - Sankt Nikolaus 2017

Wir trinken aus dem Rheingau eine Flasche Riesling GG Sankt Nikolaus 2017 von Peter Jakob Kühn.

Es war mal wieder soweit und die Lust auf Riesling hat zugeschlagen. Ich habe ja schon öfter geschrieben, dass das momentan eher selten passiert und wir eigentlich relativ wenig Riesling trinken, aber wenn es dann soweit ist, dann muss es eben Riesling sein. So wie jetzt. Die Flasche der Wahl kommt heute aus dem Rheingau vom Weingut Peter Jakob Kühn. In jetzt zehnter Generation sind inzwischen Peter Bernhard und Viktoria Kühn für das Weingut verantwortlich. Die Weinberge rund um Östrich-Winkel, das liegt zwischen Wiesbaden und Rüdesheim direkt am Rhein, werden schon länger biodynamisch bewirtschaftet und sind vor Allem mit Riesling bestockt. Die Trauben für den Wein heute sind im Jahrgang 2017 im Mittelheimer Sankt Nikolaus gewachsen, einer Lage praktisch direkt am Rhein mit leichter Südlage, die vom VDP als große Lage ausgewiesen ist. Die bis zu 65 Jahre alten Reben stehen hier auf kalkhaltigem und sandigem Lössboden. Nach der Handlese werden die Trauben ganz gepresst und nach der spontanen Gärung für 16 Monate im Stück- und Halbstückfass ausgebaut.

Der Wein hat jede Menge Mineralik und wirkt sehr dicht direkt nach dem Aufmachen. Da ist gelbe Frucht, minimal Reife und ein kleines bisschen Schnapsigkeit. Das ist extrem spannend, aber nicht unbedingt charmant. Das widersetzt sich ein bisschen und will auch noch nicht so wirklich aus sich heraus kommen. Die Struktur auf der Zunge ist aber gleich von Anfang weg sehr stark. Das legt sich auf die Zunge und bleibt dann da zusammen mit einer ordentlichen Portion Zitrus. Die Nase wird nach dem ersten Schluck etwas weicher und offener und das Schnapsige ist komplett verschwunden. Und ganz hinten raus kommt ein leichter Bitterton. Das ist ein Wein für deutlich mehr als einen Abend.

Einen Tag später wirkt der Riesling noch ein bisschen offener. Da ist minimal Cremigkeit, die alles gleich viel zugänglicher macht. Und wo die Nase ein bisschen weicher geworden ist, ist auf der Zunge jetzt deutlich mehr Zug. Die Säure wirkt heller und ist viel saftiger geworden, so dass es einem richtig die Backen zusammenzieht und man eigentlich gleich noch einen Schluck braucht. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass der Wein zu einem Schmeichler geworden ist, aber es ist doch eine gute Portion weniger Widerstand da, ohne aber auch nur irgendwas an Spannung eingebüßt zu haben. Ich bin richtig froh, diese Flasche aufgemacht zu haben. Die hat genau das, was ich suche, wenn die Rieslinglust zuschlägt, und wenn man dann die Muse und Zeit hat sich damit auseinanderzusetzen, dann ist das ein extrem starker Wein. Wenn man keine Lust und Zeit hat natürlich auch, aber das würde dem Wein dann nicht so ganz gerecht.

Aus Interesse wollte ich noch wissen wie das weiter geht und wir haben einen kleinen Rest noch für zwei weitere Tage in der Flasche im Kühlschrank gelassen und dann jetzt an Tag 4 nach dem Öffnen probiert. Und die Entwicklung ist genau so weitergegangen. Da ist jetzt unerwartet viel Cremigkeit im Wein, die Flaschenreife kommt etwas mehr hervor und die Säure fühlt sich wieder weicher an. Das ist gleichzeitig der gleiche Wein wie vor drei Tagen und doch ein ganz anderer Wein. Da ist mehr gelbe Frucht, etwas Limoncello, der Stein und die Würze und alles ist jetzt in perfekter Harmonie zueinander. Und auch im Mund wirkt die Säure reifer, die Zitrusfrucht ist mehr in Richtung Grapefruit gewandert, die Saftigkeit immer noch voll da. Richtig, richtig gut und wird das wohl auch noch eine ganze Weile bleiben.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus