Drei Flaschen Peter Wagner
Wir trinken zum Abschluss der kleinen Baden Serie vom Weingut Peter Wagner einen Müller Thurgau Vom Löss 2021, einen Grauburgunder Oberrotweil 2019 und einen Spätburgunder Alte Reben 2019.
Wir beenden unsere kleine Serie mit badischen Weinen am Kaiserstuhl. Man kann nun natürlich jammern, dass mit zwei mal ganz weit im Süden und zwei mal in der Nähe des Kaiserstuhls, Baden nur unzureichend abgedeckt wurde und hätte damit auch recht, aber einerseits waren und sind die Weine trotz der geographischen Häufungen komplett unterschiedlich und andererseits ist das sowieso nicht das letzte mal, dass hier Wein aus meinem zweitliebsten Anbaugebiet dieses Bundeslandes im Fokus steht. Kein Grund zum Jammern also, schon gar nicht wegen der Weine. Die kommen dieses mal vom Weingut Peter Wagner aus Vogtsburg. Wie es in der Region häufig der Fall ist, wurden die Trauben der Familie in der Vergangenheit an die Genossenschaft geliefert. Erst mit dem Jahrgang 2017 hat Peter Wagner angefangen die Weine selbst auszubauen und zu vermarkten. Nach einer Küferausbildung, einem Studium in Geisenheim und später fünf Jahren Erfahrung als Kellermeister im Keller von Franz Keller war das der logische nächste Schritt. Ebenfalls ein nächster Schritt ist die Umstellung auf biologische Landwirtschaft und die Zertifizierung dazu. Der Fokus im Weingut liegt auf Spätburgunder, Grauburgunder und Chardonnnay mit ein bisschen Müller-Thurgau. Aus der Tradition heraus. Und ganz in diesem Sinne trinken wir uns quer durch die Rebsorten und probieren einen Müller-Thurgau 2021 vom Löss, einen Grauburgunder Ortswein Oberrotweil 2019 und einen Spätburgunder Alte Reben 2019.
Los geht es mit dem Müller. Der ist kühl, zitrusfruchtig und mit ein bisschen Pfirsich in der Nase. Auf der Zunge kommt eine gute Portion Zug, ebenfalls viel kühle Frische und eine ganz sanfte Textur danach. Das ist super straff und natürlich nicht hochkomplex. Unkomplizierter Saufwein irgendwie und auch als Müllerskeptiker einen Versuch wert.
Das bleibt einen Tag später genau so. Der Wein ist unaufgeregt und trinkig. Ich mag die feine Textur und die inzwischen in Richtung Mandarine oder Orange gehende Zitrusfrucht. Da kann man schon verstehen, warum das Weingut an der Rebsorte festhält. Guter Ruf hin oder her. So macht Müller-Thurgau durchaus Spaß.
Der Grauburgunder Oberrotweil ist da wie erwartet deutlich cremiger in der Nase. Da ist ein bisschen gelbe, eher dezente Frucht und ein bisschen Gebäck. Das wirkt einfach ganz anders auf der Zunge. Die Säure fühlt sich reifer an in der Frucht, weniger straff, dafür mit mehr Schmelz und einer leichten Reife, die natürlich der zusätzlichen Zeit auf der Flasche geschuldet ist und super in den Wein passt. Trotzdem hat der Wein auch Frische und trinkt sich gut. Das mag im Vergleich zum Müller-Thurgau erstmal fast sperrig und anstrengend wirken, ist aber mit Kraft und Textur gleichzeitig auch deutlich spannender.
Am zweiten Abend ist mehr Butter im Wein, mehr Holz und etwas, das an Zitrus erinnert, aber genausogut auch Szechuanpfeffer sein könnte. Die Cremigkeit mit der sehr reifen Säure, die eher sanft im Hintergrund steht als sich aufzudrängen, gepaart mit einem kleinen bisschen Vanille ist jetzt schon richtig stark und sicher auch noch für ein paar Jahre im Keller gut.
Der Spätburgunder riecht nach Kirsche, Holz und ein paar Gewürzen. Er hat aber dann beim Trinken mehr Struktur und Kraft als ich nach der Nase erwartet hätte. Da ist auch die Kirsche natürlich und hinten raus ein bisschen Sperrigkeit und Kratzen, die aber nicht wirklich stören. Das wirkt alles ebenfalls kühl und hat viel Frische. Etwas, das sich durchs Sortiment zieht bisher.
Und auch beim Spätburgunder tut sich was über Nacht. Sowieso zeigt sich immer wieder, dass nur ein Abend zu wenig ist um einem Wein gerecht zu werden und, dass das Probieren mit einer oder sogar zwei Tagen in der geöffneten Flasche nochmal einen echten Unterschied macht. Hier kommt Waldboden in den Wein und etwas Sandelholz. Das anfangs Kratzige ist komplett verschwunden und die super saftige Frucht mit frischen Kirschen und dunklen Beeren ist wirklich schön. Man hat auch bei dem Wein hier das Gefühl, dass der ganz am Anfang steht und man würde gerne eine Flasche davon vergessen und nach ein paar Jahren wiederfinden. Oder man legt sie einfach geplant ein paar Jahre in die Ecke. Egal wie, das dürfte auf jeden Fall noch deutlich zulegen. Oder man trinkt ihn jetzt und ist so glücklich wie ich dabei.