Weninger - Frettner 2013
Wir trinken vom Weingut Weninger einen Cabernet Franc Frettner 2013 aus Ungarn.
Das Weingut Weninger liegt in Horitschon nicht weit vom Neusiedlersee im österreichischen Burgenland und auch im ungarischen Balf, das zwischen Horitschon und dem Neusiedlersee liegt. Und relativ in der Mitte der Luftlinie Horitschon und Neusiedlersee, ganz in der Nähe von Balf, liegt die Lage Frettner in der Gemeinde Sopron mit Blick auf den See. Eigentlich dominiert hier Blaufränkisch als rote Rebsorte und auch im Sortiment von Weninger ist das der Fall. Wir haben heute aber Cabernet Franc aus 2013 im Glas. Inzwischen ist Franz Weninger für die Weine im Weingut verantwortlich, die Verbindung zu Ungarn geht jedoch schon auf seinen Vater zurück. Der hatte relativ schnell nach dem Mauerfall und der dann offenen Grenzen im Süden von Ungarn an der kroatischen Grenze in Zusammenarbeit mit Attila Gere 1992 eine Kellerei gegründet. Dort wird schon seit dem späten 19. Jahrhundert Cabernet Franc angebaut, was eine schöne Brücke zum heutigen Wein ist. Die Flächen um Sopron wurden dann 1997 aufgekauft und Teil von Weninger. Nach anfänglichem Erfolg folgten schwere Jahren, vor Allem um die Krise 2008 herum. Doch der Umstieg auf biodynamische Wirtschaftsweise und der Fokus auf spontan vergorene, elegantere Weine mit weniger Holz und weniger Eingriffen im Keller, der erst nicht angenommen wurde, war gleichzeitig der Grundstein für den heutigen Erfolg der Weine. Der Cabernet Franc wächst in der Lage Frettner auf lehmigen Böden am Rande eines Waldes. Es wird von Hand gelesen, spontan vergoren und dann im gebrauchten Holzfass ausgebaut. Im Jahr 2013 wurden 2700 Flaschen gefüllt.
Der Wein riecht trocken, etwas rauchig und kühl. Da ist Vanille, Leder, Gestrüpp und schwarze Johannisbeeren. Das ist gleichzeitig rustikal und trotzdem irgendwie auch sehr elegant und geschliffen. Im Mund leistet der Gerbstoff noch Widerstand, ist aber gleichzeitig richtig gut eingebunden. Und auch hier ist der Wein eher kühl, saftig und ein bisschen rustikal. Das startet richtig stark und obwohl er ja neun Jahre auf dem Buckel hat inzwischen merkt man ihm das eigentlich überhaupt nicht an.
Mit Luft wird alles runder, ein kleines bisschen schmeichelhafter. Wobei er das sowieso schon war in seiner Rustikalität. So ein bisschen wie eine urige Kneipe, mit ihren abgewetzten Holzbänken, hart aber so gut eingesessen, dass es super bequem ist. Die Gerbstoffe werden weicher, aber auch nie so richtig samtig. Das leicht grünliche Gestrüppige weiß das gut zu verhindern. Dafür gewinnt er an Frucht, die mehr und reifer wird. Pflaume ist da und dunkle Kirsche. Der Wein lebt total von dieser Kante die er hat, dieses minimal Unangepasste das sich durch alles zieht, durch die Frucht, den Gerbstoff, die Würze, die Säure, überall.
Nach einer Nacht in der geöffneten Flasche hat man das Gefühl, dass der Wein bei weicher werdendem Gerbstoff immer mehr Frische und Säure entwickelt. Das ist kein Fruchtwein, obwohl er Frucht hat und das ist auch kein easy drinking, obwohl er inzwischen so saftig geworden ist. Das ist ein Wein voller Gegensätze und trotzdem perfekt rund. Ich mag das sehr.