Frank John - Kalkstein 2016
Wir trinken von Frank John aus der Pfalz einen Pinot Noir Kalkstein aus 2016.
Bevor über den Jahreswechsel nochmal ein thematischer Fokus gesetzt wird, schieben wir zum dritten Advent noch eine Flasche Rotwein aus der Pfalz ein. Frank John hat mit Familie 2002 den Hirschhorner Hof übernommen und erzeugt dort von Anfang an Weine nach biodynamischen Grundsätzen. Zuvor war er als Betriebsleiter in Deidesheim beim Weingut Reichsrat von Buhl angestellt und ist außerdem noch gefragter Berater in ganz Europa zu biologischem und biodynamischem Weinbau. Das eigene Sortiment ist ziemlich reduziert auf Spätburgunder und Riesling in still und schäumend. Mit dem Jahrgang 2020 ist zusätzlich noch eine Cuvée aus Riesling und Sauvignon Blanc ins Sortiment gerutscht. Die Trauben werden alle von Hand gelesen und spontan vergoren. Die Reben für den Kalkstein Pinot Noir stehen, wie der Name schon vermuten lässt, auf Böden mit hohem Kalkanteil. Nach der Gärung und einem biologischen Säureabbau reift der Spätburgunder noch für bis zu zwei Jahre in 225 und 500 Liter Holzfässern. Gefüllt wird dann ohne Filtern und mit wenig Schwefelgabe.
Der Wein riecht sanft würzig und nach roter Frucht. Da ist Kirsch und etwas Pfeffer. Das ist alles eher leise als laut und man muss sich ein bisschen Zeit nehmen. Wenn man das tut, dann tauchen da noch Kardamom, Leder und ein bisschen Waldholz auf. Auf der Zunge startet der Pinot mit Blutorange und Kirsche. Das Tannin ist samtig und fein und bleibt ewig auf der Zunge liegen. Die Textur ist insgesamt wirklich schön. Und wenn man dann durch schlürfen die Sauerstoffzufuhr ankurbelt entwickelt das Alles dann doch auch noch eine unerwartete Portion Grip und Zug. Das geht richtig gut los.
Und in genau diese Richtung läuft die Entwicklung auch über Nacht weiter. Das ist sanft und gleichzeitig intensiv und das in der Nase und auf der Zunge. Das riecht nach roten Beeren, Kirsche und etwas Schokolade. Für mich könnte der Waldboden noch intensiver sein, aber das ist dann irgendwie auch meine Schuld. Hätte ich einfach noch ein paar Jahre länger gewartet, dann hätte sich das garantiert von selbst erledigt. Wobei ich finde, dass der Wein im jetzigen Stadium sowieso so viel Spaß macht, dass das egal ist. Über Nacht ist das, was am ersten Abend herbeigeschlürft werden musste, dann auch dauerhaft im Wein. Da ist mehr Grip und Textur an der Zunge, mehr Zug. Da kommt zuerst die Säure, dann Struktur, dann nochmal Säure und dann gleitet das so sanft samtig voller Kirsche und ein wenig Holz nach hinten weg. Obwohl 2016 jetzt nicht unbedingt gestern war, zeigt der Wein überhaupt kein Alter. Und auch die nicht allerschlanksten 13,5% sind so perfekt eingebunden, dass sie gar nicht auffallen. Ich mag 2016 ja sowieso ganz gerne und der Wein hier ist da keine Ausnahme. Das ist so weich, elegant und schmeichelhaft und hat trotzdem Zug und Tiefe. Toll.