Zwei Flaschen Marcus Hees
Wir trinken von Marcus Hees von der Nahe eine Flasche Auener Sauvignon Blanc 2020 und eine Flasche Pinot Rosé Brut aus 2017.
Man passt mal kurz nicht auf und schon ist das Jahr fast wieder rum. Sauvignon Blanc und rosaroter Blubber sind vermutlich nicht das, was man mit der Temperatur vor der Haustüre direkt assoziieren würde, aber das macht ja nichts. Wir trinken das jetzt einfach trotzdem. Die beiden Flaschen kommen von Marcus Hees aus Auen an der Nahe. Nie gehört bisher? Macht auch nichts, geht mir nämlich auch so. Auen liegt etwas nördlich von Monzingen, was mit seinem Halenberg dem hiesigen Weintrinker dann schon eher was sagen dürfte. Marcus Hees führt das Weingut in inzwischen neunter Generation und kann auf eine Familientradition im Weinbau bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück blicken. Obwohl die Nahe natürlich vor Allem Rieslinggebiet ist, hat sich Marcus 2011 entschieden Sauvignon Blanc zu pflanzen. Der wird nach der Ernte spontan vergoren und in 500 Liter Fässern auf der Vollhefe ausgebaut. Außerdem trinken wir noch eine Flasche Pinot Rosé Jahrgangsschaumwein aus 2017. Dieser wird nach der Ernte im gebrauchten Barrique vergoren und ausgebaut und darf dann noch über 30 Monate auf der Flasche reifen bevor er dann mit knapp unter 4 Gramm Restzucker dosiert wird. Das ist ganz schön viel Zeit auf der Flasche für die unter 20 Euro, die aufgerufen wurden.
Der Sauvignon Blanc startet ziemlich leise. Da ist ein bisschen Reduktion, ein bisschen Stein und exotische Frucht ist da natürlich auch. In der Nase wirkt das eher dunkel als hell, mit etwas Lychee und ein bisschen grün. Im Mund ist der Wein dann super knackig und hat jede Menge Maracuja, die im Duft irgendwie gar nicht auftaucht. Das ist wirklich super frisch. Das ist zwar deutlich Sauvignon Blanc, aber mit der Frische und auch der Mineralität ist da so viel Spannung, dass das auch mich direkt abholt.
Der Wein hat einen Tag später etwas leicht Hefiges in der Nase. Ich finde, dass die Frucht gemessen daran, dass das Sauvignon Blanc ist, relativ dezent bleibt. Das ist zwar intensiv aber nicht intensiv fruchtig und hat inzwischen auch eine wirklich schöne Cremigkeit in der Nase und Textur auf der Zunge entwickelt. Sehr stark.
Der Pinot Rosé wollte fast von selber aus der Flasche. Die Kapsel und die Agraffe haben sich bei der ersten leichten Berührung im Prinzip von selber aufgelöst. Ich bin wirklich froh, dass der Korken so tief in der Flasche gesteckt hat, dass der nicht auch autonom die Entscheidung treffen konnte mir entgegen zu schießen. Wäre ja nicht der Erste, der das tut. So ist dann doch der Inhalt im Glas gelandet und nicht etwa am Dachfenster.
Der Inhalt entschädig dann für den kurzen Schreckmoment. Da ist rote, null kitschige Frucht, viel Herbe und ein bisschen Brot. Der Blubber ist reichlich da, aber super fein, so fein wie das eben nur viele Monate auf der Flasche hinbekommen. Wie schon im Sauvignon Blanc ist da jede Menge Frische im Wein, das ist zitrisch und hat ein bisschen Laktik. Die Mittrinkerin murmelt leise Zitronenbuttermilch von gegenüber. Rosé Schaumwein ist manchmal eher belanglos habe ich das Gefühl und der hier ist das überhaupt nicht. Das hat Zug und Kraft und ist durch die schöne Frucht trotzdem irgendwie auch sehr charmant und die Flasche leert sich dann tatsächlich noch fast wie von selbst.