15.1.2023

Drei Flaschen Klaar

Wir trinken von Klaar Fruchfermente eine Flasche Prunehilde 2021, eine Flasche Mary Jane 2021 und eine Flasche Elderonora 2021.

Der Januar kann einem fast ein bisschen Leid tun. Kaum ein anderer Monat wird wohl mit so vielen Vorsätzen begonnen und trocken, halb-trocken, vegetarisch oder vegan durchgezogen oder eben nicht durchgezogen. Und obwohl spannende Getränke mit ohne oder zumindest mit weniger Alkohol eigentlich das ganze Jahr interessant sind, habe auch ich die letzten Jahre den Januar intensiver als andere Monate genutzt in diesem Bereich auf Entdeckungsreise zu gehen. Da die letzten Jahre die ein oder andere Entdeckung dabei war, die immer wieder den Weg in unsere Gläse gefunden hat, ist das inzwischen auch ein liebgewonnenes Ritual, mit dem auch in diesem Jahr nicht gebrochen werden soll. Ganz frei von Alkohol wird es zwar nicht, dafür aber im Vergleich zum Wein doch deutlich reduziert. Die drei Getränke dieses Mal kommen von Klaar Fruchtfermente. Klaar macht seit 2019 Trinkbares aus Früchten und ist inzwischen Teil einer kooperativen Hofgemeinschaft am Schaalsee östlich von Hamburg. Wir probieren drei ziemlich unterschiedliche Flaschen heute, die aber alle als Basis auf den Apfel setzen.

Prunehilde 2021 ist ein Apfelwein reinsortig aus Holsteiner Cox, der mit Schlehen zusammen fermentiert wurde und als nicht sprudeliger Cider mit 7% Alkohol heute die Flasche mit den meisten Umdrehungen. Für die anderen Beiden wird Apfeltrester im Stile einer von Trauben bekannten Piquette nochmal mit Wasser aufgegossen und so zu einer dünneren Variante des Apfelweins, was gleichzeitig noch eine ganz großartige Art der Resteverwertung darstellt und hier Pomquette heißt. Für die Mary Jane wird der Tresteransatz von Boskop, Ingrid Marie, Elstar und Finkenwerder Herbstprinz mit Arianne Hopfen eingekocht und mit Cascade gestopft. Bei der Elderonora wird Holsteiner Cox Trester mit einem Ansatz aus Holunderbeeren und Holunderblüten aufgegossen und anschließend mit Honig und Holunderbeermaische spontan vergoren. Es wird unfiltriert und ohne Schwefel gefüllt. Nach den ersten eigenen Experimenten mit spontan vergorenem Apfelmost ohne Schwefel oder Reinzuchthefen letzte Saison, habe ich noch ein kleines bisschen mehr Wertschätzung für solche Produkte bekommen.

Obwohl bei Prunehilde auf dem Etikett non-sparkling steht, zischt die Flasche beim Aufmachen, ist dann aber danach doch ziemlich still unterwegs. Das riecht sehr nach Cider, ist klar, apfelig und mostig. Ich mag die Farbe im Glas, die je nach Güte des Aufschüttelns mehr oder weniger Stückchen enthält. Im Hintergrund kündigt sich in der Nase die Schlehe in Form von Marzipan schon an. Im Mund ist die Säure knackig und das hat super viel Zug. Neben dem Apfelcider-Geschmack ist da dann auch noch etwas, das ich nicht so richtig zugeordnet bekomme. Das dürfte dann die Schlehe sein. Ich mag das sehr und was ich auch mag ist, dass man den Funk und die Hefigkeit in gewissem Rahmen selbst dosieren kann. Mehr Schütteln heißt mehr Funk im Glas.

Elderonora riecht erstmal vor Allem nach Holunderblüten und nur ein bisschen nach Most. Außerdem ist da ein bisschen Granatapfel und wie auch schon bei Prunehilde ein bisschen Wildheit und Gäraromatik. Und lustigerweise gerade im leeren Glas kommt der Honig voll in die Nase. Da ist erstaunlich viel Komplexität dahinter. Auf der Zunge kommen eher die Beeren als die Blüten zum Tragen, das ist minimal mostig, etwas funky, etwas hefig und erinnert auch ein kleines bisschen an Johannisbeeren. Und für mich, der Holunderblütensirup nur als Sirup mit deutlicher Süße kennt, ist diese trockene Holunderaromatik eine echte Entdeckung. Das ist wie schon Prunehilde richtig gut.

Mary Jane erinnert nach dem Öffnen erstmal mehr an Bier als an Apfel und leider fehlt ein bisschen der Blubber in dieser Flasche. Nach und nach kommt dann auch der Aromahopfen hervor, man hat ein bisschen Orangina, etwas Grapefruit und ein paar grüne, hopfige Noten. Im Mund ist das super frisch und natürlich ebenfalls leicht hopfig. Gleichzeitig wirkt hier die Säure aber am saubersten im Vergleich zu den anderen beiden und damit auch am zahmsten. Das leidet ohne eigenes Dafürkönnen gerade ein bisschen darunter, dass die Erkenntnis, dass Apfel und Hopfen sehr gut zusammen funktionieren schon früher bei anderen Getränken eingetreten ist. Deshalb ist das gerade am wenigsten neu oder spektakulär für mich, aber dadurch natürlich nicht weniger lecker. Schön, dass sich Klaar mal wieder als so eine Entdeckung im Januar herausgestellt hat, die ich auch außerhalb des Januars öfter trinken werde.

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