Mesquida Mora - Sòtil 2018
Wir trinken eine Flasche Sòtil 2018 vom Weingut Mesquida Mora auf Mallorca.
Mallorca leidet vermutlich ziemlich darunter, dass in jedem Kopf sofort die Assoziation Ballermann laut aufschreit wenn die Insel irgendwo erwähnt wird. Und damit einher geht dann auch der unvermeidliche Gedanke an die Eimer voll Sangria mit einem Blumenstrauß voll Strohhalmen. Dabei gibt es auf der Insel so viel mehr zu entdecken. Der Weinbau hat eine lange Tradition dort, ist allerdings im Zuge der Reblausplage fast verloren gegangen. Erst 1991 wurde die erste Ursprungsbezeichnung eingetragen, der dann in den folgenden Jahren andere gefolgt sind. Und auch Mesquida Mora, das Weingut hinter dem Wein dieses mal, wurde erst 2012 von Barbara Mesquida gegründet. Der Sòtil wird aus der autochthonen Rebsorte Callet gekeltert. Die Reben wachsen in den Lagen Els Ermassos und Es Pou de sa Carrera, zwei der acht Weinberge die das Weingut biodynamisch bewirtschaftet. Der Wein durchläuft einen biologischen Säureabbau und wird in gebrauchten Barriquefässern, Amphoren und Stahlfass ausgebaut.
Die Frucht ist rot und beerig. Eher dunkel als hell und mit einer Note Pflaume. Das riecht nach Holz und ein bisschen nach Zimt und fühlt sich auf der Zunge ziemlich kühl an. Dazu kommen dann beim Trinken angeditschte Erdbeeren, die es nach dem ersten Schluck auch in die Nase schaffen. Sowieso immer spannend, wie der erste Schluck dann den Geruch nochmal verändern kann. Das ist weich und super frisch, der Gerbstoff hat trotzdem Kraft und macht hinten ein bisschen Pelz auf der Zunge. Das wirkt gerade so kühl und frisch, dass ich das überhaupt nicht im Süden verortet hätte.
Über Nacht kommen erdige Noten dazu. Da ist etwas Balsamisches und weiter das Holz. Alles ist viel würziger geworden über Nacht und auch ein bisschen wärmer in der Aromatik. Das was am Tag zuvor noch so gar nicht nach Süden schmecken wollte, bringt jetzt doch ein kleines bisschen die Sonne mit ins Glas. Trotzdem bleibt natürlich die Frische der Säure erhalten. Vielleicht ist genau das, das Klima der Insel, das man da schmeckt. Schon warm, aber auch immer das Meer in der Nähe. Zumindest gefällt mir die Vorstellung, dass Geschmack und Herkunft gerade schön zusammenpassen. Und trotz der Sonne und Wärme wurde so gelesen, dass der Wein auf lediglich um die 12 Prozent Alkohol kommt. Das hilft der Frische garantiert auch ein gutes Stück.
Mit mehr Luft wird der Gerbstoff mürber und die Erdbeere kommt wieder deutlicher hervor. Da ist ein bisschen Vanillepudding, die Würze, der Balsamessig und sowieso ist das super komplex. Ich habe weder Erfahrung mit Callet noch mit Weinen vom Weingut oder von Mallorca, aber ich denke, dass das so wie es gerade ist ziemlich trinkreif sein dürfte. Würde der Wein noch mürber werden, dann würde vielleicht in bisschen die Spannung verloren gehen, der Zug und der Widerstand, den ich so mag. So wie jetzt ist das aber großartig.