Bernhard Ellwanger - Lemberger SL Grossheppacher Wanne 2018
Wir trinken aus dem Remstal eine Flasche Lemberger SL Grossheppacher Wanne 2018 vom Weingut Bernhard Ellwanger.
Wir beenden die kleine Württemberg-Reihe so wie wir sie angefangen haben: Mit Lemberger. Und die Klammer ist sogar noch ein bisschen klammeriger, da das Weingut Bernhard Ellwanger genau wie Wachststetter Teil der Junges Schwaben Gruppe ist. Hier bekommt allerdings nicht der Lemberger, sondern der Sauvignon Blanc das Label aufgeklebt. Der Lemberger SL Grossheppacher Wanne muss, oder vielmehr darf, ohne den von mir wenig geliebten zusätzlichen Aufkleber oberhalb des normalen Etiketts auskommen. Sven Ellwanger, der zusammen mit Schwester Yvonne das Weingut inzwischen verantwortet, macht Wein in Großheppach (knapp über 4500 Einwohner, und ja, es gibt Kleinheppach daneben, und ja, das ist noch kleiner) im Remstal. Seit 2013 lassen sich die Beiden ihr nachhaltiges Arbeiten unter dem FairChoice Label zertifizieren. Die Reben wachsen in der Großheppacher Wanne auf Kieselsandstein und wurden für diesen Wein nach der Ernte im Jahr 2018 für vier Tage kalt mazeriert und dann über drei Wochen auf der Maische vergoren. Anschließend ging es noch für 2 Jahre ins Barrique.
Das riecht man dann natürlich auch. Das ist dicht, rot, dunkel und beerig in der Nase mit viel Würze und ein bisschen holzigem Gestrüpp dazwischen. Man hat das Gefühl, dass da nicht viel dazwischen passt, so eng ist der ganze Geruch noch zusammengezwängt. Das schreit quasi nach Luft und dem soll natürlich nachgegeben werden. Aber nie ohne Probeschluck. Da kommt dann richtig viel Säure mit. Das ist super frisch und saftig und hat natürlich hinten raus dann Gerbstoff. Aber ich mag die Textur sehr und irgendwie wirkt das beim Trinken schon viel offener als beim Riechen. Da kommt auch die rote Frucht und das holzige Gestrüpp dazu, das dann deutlich die Oberhand gewinnt. Dass 2018 dann doch auch schon 5 Jahre her ist inzwischen merkt man der Flasche hier zumindest keine Sekunde an.
Über die Nacht ist der Wein noch gerbstoffiger geworden. Nicht unangenehm viel und auch nicht kratzig, einfach mehr davon. Ein Glück ist da Säure, die sich von der Zungenmitte aus durch das Tannin schneidet und den Weg frei macht für die Frucht. Trotzdem ist das anspruchsvoller geworden beim Trinken. Da ist schon gut Widerstand und es passiert einiges an Zunge und an den Backen. Ich persönlich mag den Wein so noch lieber als am ersten Abend. Der Geruch ist immer noch so dicht wie am ersten Abend mit dieser Mischung aus Würze und Frucht. Da ist richtig Energie drin, die auch mit langsam anwachsender Harmonie bei mehr Temperatur und Sauerstoffkontakt nicht verschwindet.
Und weil das die letzten Wochen schon immer mal wieder richtig gut funktioniert hat, gibt es auch hier einen dritten Abend mit dem verbliebenen Rest in der Flasche. Und wie auch schon öfter geschmeckt in den letzten Wochen ist es wohl der dritte Abend, der den Weinen ihre komplett charmante Seite entlocken kann. So ein bisschen hat sich das ja schon am Ende des vorherigen Abends angekündigt, aber dass es so weitergeht ist nun wirklich nie garantiert. Die Frucht ist jetzt richtig weich und voll und reif geworden, immernoch sehr dunkel, da ist eine Mischung aus Vanilleschoten und Zimtstangen in der Nase und im Mund ist das jetzt richtig anschmiegsam. Gerbstoff und Säure, Arm in Arm und am Ende schaut noch ein bisschen Kirschgebäck vorbei. Das ist warum man sich Zeit nehmen sollte mit so einem Wein. Das ist, mal wieder, an jedem Abend ein anderer Wein. Nicht besser, nicht schlechter, anders eben und wenn man was davon verpasst, ja dann verpasst man was davon.