Le Roc Des Anges - Ùnic 2020
Wir trinken aus dem Süden Frankreichs vom Weingut Le Roc Des Anges eine Flasche Ùnic aus 2020.
Es ist kein Geheimnis, dass ich Weine aus dem Roussillon gerne mag und über die Jahre sind sowohl Matassa als auch die Domaine de l’Horizon mehrfach hier im Blog aufgetaucht. Nur unweit westlich davon, in Montner, gründete Marjorie Gallet 2001 das Weingut Le Roc Des Anges. Nur kurz vorher war sie nach Abschluss der Agrarhochschule ins Roussillon gezogen. Stéphane, den sie schon in der Hochschulle kennen gelernt hat, ist dann 2008 mit ins Weingut eingestiegen und die beiden verantworten seit dem die Weine gemeinsam. 2014 erfolgte der Umzug in den Nachbarort Latour-de-France, wobei der neue Sitz, wenn man sich das auf der Karte einmal anschaut, eigentlich ziemlich genau zwischen den beiden Orten liegt. Die biodynamische Bewirtschaftung der Weinberge hat Marjorie noch vor der Gründung des eigenen Weinguts während einer Station im Weingut Gauby kennengelernt und auch die Reben von Le Roc des Anges werden biodynamisch bewirtschaftet. Die Stöcke für den Ùnic wachsen in einem einzelnen Weinberg auf verwitterten Schieferböden und wurden 1991 gepflanzt. Der Wein wird komplett aus Grenache Noir gekeltert und nach der Handlese spontan vergoren, bevor er für acht Monate reifen darf.
Das riecht nach Süden. Nicht nach Wärme oder Marmelade, das ist kühl und frisch, aber die Art wie der Wein würzig ist, die Kräuterigkeit, die erinnert mich irgendwie an den Süden. Das ist am Anfang ein bisschen zurückhaltend, erdig, mit roter Frucht und eben der kräuterigen Würze. Auf der Zunge ist von Anfang an eine gute Portion Säure im Spiel, hinter der dann nochmal ebensoviel Textur wartet. Nicht kratzig, sehr fein, aber schon viel davon. Der Wein will Luft und wenn er die bekommt, dann macht er immer mehr auf. Das wird immer tiefer, immer komplexer. Das ist nichts zum Nebenhertrinken. Man würde zu viel verpassen. Wenn man ihn dann aber nicht nebenher trinkt, wenn man sich darauf einlässt, sich fokussiert, dann wird man hier dafür belohnt.
Die Frucht macht über Nacht einen großen Schritt nach vorne. Da sind jetzt Blaubeeren und Kirschen, gemischt mit balsamischen Noten und ein bisschen Fleischsaft. Gleichzeitig ist der Wein auf der Zunge noch mehr geradeaus. Die Säure ist klarer und alles wirkt viel geschliffener, feiner, balancierter. Die Textur ist viel sanfter geworden und insgesamt ist das viel saftiger jetzt. Die ersten beiden Stunden nachdem er am zweiten Tag von Kühlschranktemperatur zur Trinktemperatur gefunden hat sind wirklich großartig. Leider scheint diese Flasche dann aber ein Mehr an Sauerstoff nicht besonders zu mögen und für mich baut es ein bisschen ab. Irgendwie scheint das, was es so spannend gemacht hat immer wieder hinein zu riechen, so ein bisschen zu verfliegen. Ich für mich finde, dass das anfängt nach Rotwein zu riechen. Das ist jetzt natürlich nicht die ganz große Erkenntnis, dass Rotwein nach Rotwein riecht, aber das meine ich nicht. Es bekommt einfach so eine Note, die mir nicht so zusagt. Woran das genau liegt weiß ich natürlich nicht. Ob es der Wein selber ist, ob es diese Flasche ist, vielleicht war der Korken nicht ganz perfekt, keine Ahnung. Und normal wäre das dann auch der Moment in dem ich mir überlege, ob ich dann überhaupt darüber schreiben mag. Aber weil der erste Abend so gut war, und die ersten beiden Stunden dieses Abends noch viel besser, will ich mir diese Frage heute nicht stellen müssen. Hätte ich mehr davon im Keller, dann würde ich vermutlich jetzt regelmäßig mal eine Flasche probieren um zu schauen, wo sich das hin entwickelt. Habe ich aber leider nicht und deshalb bleibt für mich nur diese Einzelerfahrung mit eben genau dieser Flasche. Und manchmal ist das dann eben so wie jetzt, wo man ein bisschen ratlos ins Glas schaut. Und im Gegensatz zur Nase, hat er am Gaumen gar nichts verloren. Da ist immer noch diese tolle, saftige Textur, die Frucht, die Struktur, die Länge und die Würze. Schön ist das eben immer noch. Nur leider ein bisschen weniger schön als vor ein paar Stunden.