Foradori - Sgarzon Teroldego 2018
Wir trinken eine Flasche Sgarzon Teroldego 2018 vom Weingut Foradori aus dem Trentino.
Ich musste kurz nachschauen, da sich in den letzten Jahren doch die eine oder andere Flasche auf dem Blog angesammelt hat und ich mir nicht ganz sicher war. Aber es ist tatsächlich der erste Wein aus dem Trentino. Nicht nachschauen musste ich bei der Frage ob es auch die erste Flasche Teroldego sein würde. Italien ist einfach ein niemals endender Topf an autochthonen Rebsorten, in dem man ohne lange wühlen zu müssen ständig eine neue Sorte findet, die man garantiert noch nie im Glas hatte. Laut Wikipedia sind über 1000 Rebsorten registriert und immerhin noch über 400 Sorten in einer DOC zugelassen. Teroldego ist eine dieser vielen Rebsorten. Wir trinken heute eine Flasche Sgarzon 2018 vom Weingut Foradori. Die Einstufung Vigneti delle Dolomiti IGT erstreckt sich über das Trentino hinaus auch auf Südtirol und einen Teil Venetiens und entspricht ungefähr dem deutschen Landwein, auch wenn Indicazione Geografica Tipica irgendwie romantischer klingt. Elisabetta Foradori leitete das gleichnamige Weingut seit 1985, hat inzwischen aber die Zügel an die nächste Generation weitergegeben. Sie hat schon früh damit angefangen Weinberge mit alten Klonen von Teroldego zu bepflanzen und hat damit natürlich den Grundstein dafür gelegt, dass es im Weingut heute eine wahnsinnige Vielfalt an verschiedenen Weinen dieser Rebsorte gibt, die auch international Einiges an Beachtung finden. Die Trauben für disen Wein stammen aus der eher kühlen Einzellage Sgarzon, die zwischen den beiden Flüssen Etsch und Noce ganz in der Nähe des Weinguts liegt, und sie werden, wie alle Trauben des Weinguts, biodynamisch bewirtschaftet. Dieser Sgarzon liegt für etwa 8 Monate in Tonamphoren auf der Maische und wird anschließend unfiltriert gefüllt. Seit ein paar Jahren gibt es auch noch einen weiteren Wein aus der gleichen Lage, der noch länger in Amphoren ausgebaut wird.
Der Wein riecht tief und dunkel. Da sind Beeren, da ist Kirsche und es ist immer so eine Note Frische dabei, die ich nicht ganz greifen kann. Da ist ein bisschen Blutorange, etwas Flieder und auch ein bisschen Holz, obwohl der Wein ja gar nicht im Holz ausgebaut wurde. Hinter der Frucht kommt dann richtig viel Würze. Einen kurzen Augenblick lang hat man direkt nach dem Aufmachen auch noch das Gefühl von Kohlensäure auf der Zunge, das aber nach den ersten zwei, drei Schwenkern direkt wieder verschwunden ist. Was nicht verschwindet ist die Säure. Davon ist deutlich mehr im Wein als man beim Riechen hätte vermuten können und das macht den Wein wirklich extrem frisch im Mund. Genau diese Säure zieht dann nämlich so enorm den Gaumen hinten runter, dass man pausenlos trinken könnte. Der Gerbstoff ist super weich und trocknet nur ganz leicht hinter der Frische her. Das ist richtig gut.
Die Frucht wird ein bisschen heller über Nacht, kirschiger, weicher und ein bisschen süßer in der Nase. Das ist jetzt Wohlfühlrotwein, Wellness für die Nase und ein Duft zum Reinlegen. Weich, intensiv, fruchtig mit einem winzigen bisschen Laktik dabei. Beim Trinken hat er aber genau gar nichts von seiner Säure einbüsen müssen. Beim ersten Schluck ist das dann tatsächlich auch ein ziemlicher Gegensatz zwischen dem wie das riecht und dem wie das schmeckt. Wobei, gar nicht mal so sehr wie das schmeckt, eher zwischen dem was das auf der Zunge macht. Das kommt aber mit jedem weiteren Schluck immer mehr zusammen und fängt an sich perfekt zu ergänzen. Samtig in der Nase, mit Zing auf der Zunge. Ein toller Wein und ein guter Startschuss für weitere Weine aus Italien in den nächsten Wochen. Und es wird auch garantiert wieder Rebsorten geben, von denen ich davor noch nie gehört habe. In Italien geht das schließlich noch eine ganze Weile lang.