17.12.2023

Ziereisen - Hard 2018

Wir trinken vom Weingut Ziereisen aus Baden eine Flasche Chardonnay Hard aus 2018.

Dass ich die Weine von Ziereisen sehr schätze, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Die Vielfalt der Weine, die Hanspeter Ziereisen mit Familie und Team da unten ganz im Süden von Baden erzeugt, ist groß und es gibt noch reichlich Entdeckungsmöglichkeiten. Eine davon ist Chardonnay. Also richtiger Chardonnay und nicht etwa Gutedel, der in eine Chardonnay Blindprobe geschmuggelt wurde, was anscheinend auch ganz gut funktionieren soll. Die dreistufige Klassifizierung im Weingut von Rebsortenweinen über Premiumweinen hin zur Jaspisserie ist unverändert. Der Chardonnay Hard steht am oberen Ende der weißen Premiumweine und ist gleichzeitig der kleine Chardonnay im Haus neben einem Jaspis eine Stufe darüber. Nachdem die Trauben auf dem für die Region typischen Jurakalk gewachsen sind, werden sie spontan vergoren und dann nach etwas Maischestandzeit für etwa 20 Monate im kleinen Holzfass ausgebaut. Dabei liegt etwa ein Zehntel des Weins in neuen Fässern. Gefüllt wird, wie alles bei Ziereisen, als Landwein.

Der Wein ist erstmal reichlich zurückhaltend. Da ist eine Mischung aus Rauch und leicht flintiger Reduktion. Zwischen Stein und Holz bleibt die Suche nach Frucht in den ersten Momenten ergebnislos, dafür findet man etwas herben Waldhonig, der da ziemlich gut rein passt. Auf der Zunge ist der Chardonnay cremiger als gedacht, hat gleichzeitig aber einen ziemlichen Säurebiss und hier tatsächlich gelbes Steinobst. Das ist kühl, straff und elegant und auch hier mit etwas Honig im Abschluss. Sehr gut, aber schon auch noch ziemlich jung. Und überhaupt bilde ich mir ein, nicht besonders viel vom doch besonders warmen Jahr 2018 zu bemerken. Ich kenne aber natürlich auch keinen Hard aus einem kühleren Jahr, wie 2021, als Vergleich.

Am nächsten Abend ist das ein bisschen weicher geworden, tatsächlich haben es Frucht und auch Cremigkeit in die Nase geschafft. Da sind sehr reife, dunkelgelbe Steinfrüchte, der Honig und weiter Stein und Rauch. Und obwohl die Aromatik so in ihrer Beschreibung deutlich reifer klingt als noch am ersten Abend, hat der Wein die Frische null verloren. Die Säure auf der Zunge erinnert an Zitrusfrucht und Maracuja und bleibt ewig liegen. Mit noch mehr Zeit wird aus dem gelben Steinobst immer mehr Apfel, Apfelringe sogar. Die Fruchtgummis, nicht das getrocknete, gesunde Zeugs. Dazu irgend eine pflanzliche Note, die so ein bisschen an Schmerzsalbe auf Kräuterbasis erinnert. Klingt wild, ist aber ziemlich großartig. Und mit dieser Entwicklung im Duft wird es immer straffer beim Trinken. Das Holz wird kantiger, die Säure bekommt mehr Zug. Das ist schon wieder so ein Fall, wo die erste Entwicklung im Glas ganz erwartet in Richtung mehr Reife geht, er sich dann aber entscheidet auf den Zeitmaschinenknopf zu drücken und wieder jünger zu werden. Das fühlt sich jetzt tatsächlich irgendwie noch jünger an als am ersten Abend und trotzdem nicht mehr zu jung.

Da passiert einfach richtig viel beim Trinken. Und was mich eigentlich noch mehr beeindruckt als jeder einzelne Wein von Ziereisen, ist der Fakt, dass mich jeder einzelne Wein beeindruckt. Egal wo ich ins Regal gegriffen habe, es war immer gut. Und obwohl das hier einer der bisher höchsten Griffe in eben dieses Regal war und sicher auch einer der spannendsten Weine bisher, habe ich nicht die Lust verloren einfach mal einen Heugumber aufzuschrauben. Ich erinnere mich immer gerne an eine Unterhaltung auf einer Weinmesse mit einem Champagnerwinzer, der uns erklärt hat, dass es ganz einfach sei, seine große Cuvée zu machen. Er müsse einfach nur von Allem das Beste nehmen. Die Kunst sei, das auch in den Stufen darunter hinzubekommen. Und genau das kann Ziereisen einfach. Trotzdem habe ich jetzt Lust auch mal einen Jaspis zu probieren.

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