Zwei Flaschen Dettinger Rosstriebkellerei
Wir trinken von der Dettinger Rosstriebkellerei die beiden alkoholfreien Sprudler Quirha und Donum.
Es ist inzwischen gute Tradition, dass der Januar von mir genutzt wird um alkoholfreie Alternativen zu entdecken. Leider scheint es mit jedem Jahr schwieriger zu werden, hier spannende Neuentdeckungen zu machen. Zumindest landen wir auch im restlichen Jahr eigentlich fast immer wieder bei den gleichen Flaschen und mangels Jahrgangsunterschieden schmeckt das dann zwar genau so gut wie zum Zeitpunkt des Darüberschreibens, aber für einen neuen Beitrag taugt es deshalb eben nicht. Und obwohl wir, wie bei PiWis, bei jeder Wein-Veranstaltung alles Alkoholfreie probieren was uns so über den Weg läuft, sind die meisten Produkte entweder langweilig oder zu süß oder langweilig und zu süß. Wenn das Neuentdeckte dann auch noch von hier kommt, dann ist das noch ein bisschen besser. Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild am Albtrauf stark und sind dazu noch wichtig für die Artenvielfalt. Weil die Pflege der Wiesen aufwändig ist und dieser Aufwand in keinem Verhältnis zum möglichen Ertrag steht, werden viele Wiesen ihrem Schicksal überlassen und das sieht man dann sowohl den Bäumen als auch den Früchten an. Ein Puzzlestück um dem entgegen zu wirken können, sind vielleicht Produzenten wie die Dettinger Rosstriebkellerei, die denen, die alte Sorten ungespritzt anbauen und sortenrein lesen, einen Preis deutlich über dem sonstigen Markt bezahlen. Seit ein paar Jahren leiten Timo Dollinger und Valerie Eberle die Kellerei im Ermstal. Einem wunderschönen Fleckchen Erde, aber ich bin auch nicht ganz unbefangen in diesem Urteil. Unter dem Dach des Labels Kulinalb werden außerdem lokale Produkte von der schwäbischen Alb vertrieben und auch das, finde zumindest ich, ist eine gute Sache. Die Basis für die beiden alkoholfreien Sprudler Quirha und Donum sind eben diese alten Sorten, Champagner Renette, Boskoop, Gewürzluike und Co. Dazu kommen dann Quitte und Rhabarber beziehungsweise für den Roten Kirschen und Johannisbeere. Mir ist zwar schon klar, dass Quitte und Rhabarber irgendwie zu Quirha verwurstet werden können, so richtig begeistert bin ich von der Namensgebung aber nicht. Jetzt einen Quirha denke ich mir dann halt doch nicht.
Verschenktes Potential bei den Namen, weil in der Nase ist der Quirha super frisch mit viel Apfel. Die Quitte erahnt man, wenn man weiß, dass sie da ist. Den Rhabarber sucht man beim Riechen vergeblich. Zwischendrin ist da noch etwas Kräuteriges, das an Waldmeister erinnert. Im Geschmack sind Rhabarber und Quitte dann viel deutlicher da als beim Riechen. Ich hatte ja schon zu Anfang geschrieben, dass zu viel Süße ganz vielen Alkoholfreien das Genick bricht. Das hier ist ein Ritt auf Messers Schneide was das angeht. Die Flasche sagt 8,8 Gramm Zucker, allerdings pro 100ml und nicht pro Liter. Das ist mehr als etwa die Sparkling Teas von van Nahmen haben, aber weniger als viele Priseccos. Wenn es ein bisschen zu warm wird im Glas, dann ist das für meinen Geschmack trotzdem zu viel. Die Quitte gibt Struktur, der Rhabarber die Säure und auch die alten Sorten haben natürlich eine gute Portion Säure in sich. Das ist schon lecker, so richtig gut ist das aber zum scharfen Stir Fry mit viel Gemüse und Reis. Da kommt die Frucht so richtig durch und es wird sehr cremig im Mundgefühl. Da lasse ich auch mal einen Kabi Kabi sein dafür.
Im Donum ist viel Kirsche erstmal. Sehr viel Kirsche. Erstaunlich wie viel mehr sich das dann durchsetzt, aber ist natürlich auch viel weiter weg vom Apfel als das eine Quitte ist und auch viel massentauglicher. Vielleicht ist auch einfach mehr davon drin. Die Frucht ist wirklich schön. Super klar, frisch, ein bisschen Bonbon und dahinter dann Cassis. Und hier trinkt sich das genau so wie es riecht. Die Säure hat Zug und obwohl die Zuckerangabe nur unwesentlich kleiner ist, wirkt es erstmal viel trockener. Die Süße ist aber natürlich trotzdem da. So richtig komplex sind Fruchtseccos selten, eigentlich nie, aber hier gibt es schon auch was zu entdecken wenn man die Nase ins Glas hält. Wo der Weiße vor Allem als Kabiersatz zum Essen geglänzt hat, trinke ich den hier einfach so leer. Und während er so aus dem Glas verschwindet geht die Kirsche zurück und die Johannisbeere wird intensiver und intensiver. Irgendwann macht auch hier die Süße satt, aber bis dahin ist es wirklich schön. Toller Fruchtsaft mit Blubber drin.