Goisot - Gondonne 2019
Wir trinken aus dem Burgund eine Flasche Gondonne Chardonnay 2019 von Goisot.
Eigentlich war ein Zweiflaschenbeitrag geplant, Pinot Noir und Chardonnay. Dem hat der erste wirklich poröse Korken meiner Weintrinkerkarriere allerdings einen schnellen Strich durch die Rechnung gezogen. Irgendwann musste es aber auch mal passieren, dass wir mal so einen richtig schlimmen Korken erwischen. Es sind schließlich in den letzten Jahren etwas mehr als nur ein oder zwei Flaschen Wein, die der Postbote uns an die Haustüre tragen musste, zusammen gekommen. Und das Stück Baumrinde im Rotwein war wirklich das schlimmste Stück Baumrinde bisher. Mit weitem, sehr weitem Abstand. Schon im Karton undicht, komplett durchgesuppt, sichtbare Kanäle durch und durch und ein wunderbarer Essiggeruch, der dann auch den Flascheninhalt nicht verschont hat. Passiert. Schade natürlich um den Wein, aber das so zu sehen war doch auch mal interessant. Für den Beitrag übrig geblieben ist der Chardonnay. Dessen Reben wachsen auf Kalkstein in der Lage Gondonne, was zwar Burgund ist, aber in der Appelation Côtes d’Auxerre südwestlich von Chablis etwas abseits vom Rest liegt. Der Domaine Goisot bin ich zum ersten Mal in meinem liebsten Weinpodcast, den WRINT Flaschen begegnet. Das ist inzwischen auch schon wieder ziemlich genau drei Jahre her und seit dem hatten wir die Weine immer mal wieder auf dem Tisch und es war jedes mal wirklich schön. Dieses Abseits-vom-Schuss-Liegen hat ganz nebenbei noch den Vorteil, dass die Weine immernoch relativ günstig zu haben sind. Die Goisots bewirtschaften ihre Weinberge seit den 90ern biologisch und inzwischen biodynamisch. Der Wein wird spontan vergoren und dann in gebrauchten Holzfässern ausgebaut.
Da ist erstmal kaum Frucht in der Nase. Dafür viel Cremigkeit, Kräuter und etwas Stein. Dann kommt Mango und ein paar helle Nüsse. Die Mittrinkerin sagt Cashew, und da Nüsse bei mir nur als Pestogrundlage dienen, verlasse ich mich da gerne auf ihren Geschmackssinn. Das ist wieder einer dieser Weine, die unglaublich tief und komplex und gleichzeitig sehr zurückhaltend dabei sind. Auf eine sehr laute Art und Weise leise sein ist eben auch eine Qualität. Und so schmeckt das dann auch. Das hat richtig Zug, Struktur und Kraft und gleichzeitig ist der Chardonnay weich, samtig und harmonisch. Ich bin mir sicher, dass der Wein ziemlich am Anfang seiner Entwicklung steht. Aber das ist schon so rund, so ausgewogen, dass mir nichts fehlt oder man noch warten müsste.
Es war ziemlich viel los und so haben wir tatsächlich vergessen, dass der Wein im Kühlschrank wartet. Jeder Glasstopfen, der uns als Flaschenverschluss über den Weg läuft wird aufbewahrt und darf dann solchen Flaschen als Kühlschrankverschluss dienen. Das ist tatsächlich ziemlich praktisch. Und auch eher selten porös. Wir überspringen also Tag zwei und landen direkt im dritten Abend aus der zwar offenen, aber wieder verschlossenen Flasche. Das ist bei vielen Weinen auch der Tag, an dem sich dann ziemlich viel tut. Hier ist das nicht so. So wirklich viel verändert hat sich das nämlich nicht. Wie erwartet riecht der Wein ein bisschen reifer. Es ist mehr Struktur da und mehr Kernobst und weniger Exotik. Zurückhaltend ist es immer noch und Kanten gibt es auch keine. Das ist mehr Strukturwein als Fruchtwein, der vor allem vom Mundgefühl lebt und nicht so sehr vom Geruch. Hinten auf der Zunge eine Mischung aus Apfelschale und Kerngehäuse, auf der Zungenmitte viel Säurezug und an den Lippen das Gefühl von salziger Meeresluft. Ich mag das wirklich gerne.
Ähnliche Beiträge
- Domaine Rougeot - Saint-Romain La Combe Bazin 2021
- Domaine Denis Carré - Auxey-Duresses Les Vireux 2021
- De Moor - Mont de Milieu 2018