3.3.2024

Zwei Flaschen Xose Lois Sebio

Wir trinken zwei Flaschen Wein von Xose Lois Sebio aus seiner Viños de Encostas Reihe: Eine Flasche O Con 2021 und eine Flasche Salvaxe 2021.

Das Projekt Karton direkt leeren statt verräumen geht ungehindert weiter. Auch diese beiden Flaschen sind eine Messeentdeckung. Und tatsächlich hatte ich Xose Lois Sebio noch nie vorher gehört und es war reiner Zufall, dass er am Stand quasi direkt neben Can Descregut seine Weine aufgebaut hatte. Can Descregut wäre mir zwar genausowenig ein Begriff gewesen, aber wie es der Zufall will, wurden genau diese Weine einige Tage vorher bei den WRINT Flaschen besprochen. Ganz großartige Weine im Übrigen. So kam dann das Eine zum Anderen, wir hatten O Con und Salvaxe im Glas und wussten direkt, dass aus dem Glas mindestens jeweils eine Flasche werden muss. Xose Lois Sebio macht Weine in Galizien im Nordwesten Spaniens. Neben den Weinen des Familienweinguts, werden unter dem Namen Viños de Encostas Trauben von kleinen Erzeugern zugekauft, die ihr jeweiliges Terroir besonders gut zum Ausdruck bringen sollen. Beide Weine heute sind aus dieser Serie. Die Trauben sind dann je nach Produzent mal biologisch erzeugt, mal biodynamisch und auch mal konventionell. Alle Trauben kommen in geringen Mengen aus kleinen, außergewöhnlichen Lagen. Nicht alle Weine werden jedes Jahr erzeugt, es gibt das, was gut funktioniert und den Ansprüchen des Winzers gerecht wird. Der O Con ist ein reinsortiger Albariño, der auf Schieferböden in Küstennähe im Rías Baixas an etwa 75 Jahre alten Reben wächst. Der Wein startet die Gärung im Edelstahl und wird dann in große Holzfässer umgefüllt um dort langsam bei niedriger Temperatur weiterzugären. Salvaxe ist eine Cuvée aus Albariño, Treixadura, Godello, Verdello und anderen Rebsorten mit Reben, die zwischen 70 und 110 Jahre schon in der Region Ribeiro im Weinberg stehen. Da bekommt der Begriff Alte Reben nochmal eine ganz andere Bedeutung. Auch hier wird die Gärung im Edelstahl gestartet um dann im Holz fortgeführt zu werden. Der Ausbau erfolgt in einer Mischung aus alten und neuen Holzfässern für etwa 8 Monate.

Der O Con wirkt fein und kühl in der Nase und gleichzeitig intensiv. Da ist mehr Gefühl als dass man tatsächlich Geschmäcker zuordnen könnte. Vielleicht ein bisschen Birne. Und auch beim Trinken ist da viel mehr Gefühl als Geschmack. Nein, das ziehe ich zurück, da ist natürlich Geschmack, da ist viel Geschmack, Würze, Frische, Struktur. Nur wie schon beim Riechen spürt man das Alles viel mehr unterbewusst, als dass man jetzt da sitzt und denkt, dass das gerade Apfel und Zitronen sind, die man da schmeckt. Das ist ja immer so eine Sache mit der Herkunft und wie viel man tatsächlich schmeckt, wenn man gleichzeitig schon weiß wo der Wein herkommt. Aber auch hier meint man, dass die Frische der salzigen Meeresbrise durchs Glas weht. Und überhaupt weiß ich direkt beim ersten Schluck wieder warum ich das am Messestand direkt fett angestrichen habe.

Über Nacht wird das Aroma etwas wärmer. Noch intensiver, noch dichter. Da ist jetzt deutlich mehr Frucht, mehr Kernobst, etwas Mango vielleicht auch. Und dem entgegen läuft die Entwicklung der Säure, die jetzt viel mehr Zug auf die Zunge bringt. Dann kommt wieder Struktur und am Ende setzt sich leicht gelbe Zitrusfrucht auf der Zunge fest. Das fühlt sich so ein bisschen an wie die Creme einer Limettentarte. Viel Frische, viel Saftigkeit, die Ätherik von frisch geriebener Zitrusschale und ein Touch Süße. Es fühlt sich weniger straff an als am ersten Abend, voller, aber auch ausgeglichener. Es packt mich ganz genauso.

Der Salvaxe erinnert so direkt nach dem Einschenken ein bisschen an Bier. Irgendwo zwischen IPA und Bananenweizen und viel besser als sich das jetzt vielleicht liest. Das muss wohl die Mischung aus minimal verbliebener Hefenote, Zitrus, Kräuterigkeit und der leicht gelben Frucht sein. Das legt in Sachen Intensität noch eine Schippe drauf, ist dichter, kraftvoller. Und auch beim Trinken kommt mehr Cremigkeit an, mehr Zitrus, mehr gelbe Frucht und auch mehr Intensität.

Und auch dieser Wein wird dichter mit einem Tag mehr Zeit in der geöffneten Flasche. Aber auf eine andere Art und Weise. Es bleibt viel cremiger, viel mehr noch auf der Zunge als schon beim Riechen. Da ist etwas Rauch, Melone und Stein. Die Säure ist eher Ananas als Zitrus, weicher, sanfter und balancierter. Das schmiegt sich so an die Zunge an bevor es den Rachen runter läuft. Und es verändert sich im Glas über den ganzen Abend. Da ist mal was Florales dabei, da sind mal Honigmelonen dabei und dann wieder der Stein. Die beiden Weine haben Zeit verdient und Aufmerksamkeit. Sicher auch Zeit im Keller, denn wenn man so recherchiert, liest man öfter mal wie gut die Weine reifen können. Dafür war ich jetzt zu ungeduldig. Ich bin aber wirklich froh, dass wir da am Stand hängen geblieben sind. Unser Spanisch ist zwar genau so schlecht wie unser Französisch, aber wir haben uns trotzdem okay verständigen können. Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass die beiden Flaschen sogar die ersten beiden Weißweine aus Spanien hier im Blog sind. Und auch sonst haben wir Spanien in Weiß eigentlich viel zu selten im Glas. Umso schöner, so eine Entdeckung gemacht zu haben.

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