30.6.2024

Fritz Haag - Brauneberg Juffer Sonnenuhr 2017

Wir trinken eine Flasche 2017er Riesling aus der Lage Juffer Sonnenuhr in Brauneberg vom Weingut Fritz Haag.

Eine Flasche Brauneberg Juffer Sonnenuhr Großes Gewächs 2017 vom Weingut Fritz Haag auf einem Holztisch, mit einem Weinglas und Büchern im Hintergrund sowie einem Korken und einem Korkenzieher im Vordergrund.

Eigentlich sollte man meinen, dass Rieslingdurst ein einfach zu lösendes Problem ist. Ordentlicher Riesling in das Glas, dann in mich und zack fertig, kein Rieslingdurst mehr. Die Flasche, die ich auserkoren hatte, war aber trotz Schraubverschluss einmal komplett durchoxidiert. Bernstein und Sherrynase ist dann nicht unbedingt das worauf ich Lust hatte. Das passiert extrem selten mit Schraubverschluss, aber es passiert auch da. Dann gab es noch eine Flasche Brauneberg Juffer, ohne Sonnenuhr, die in jüngerer Vergangenheit ein ähnliches Schicksal erlitten hat. In diesem Fall allerdings mit Baumrinde im Flaschenhals. Geöffnet bei der Familie der Mittrinkerin, in Karlsruhe, und Weine scheinen, zumindest anhand meiner persönlichen Stichprobe, den Transfer vom schönen Württemberg nach Baden schlecht zu verkraften. Wer will es ihnen verübeln. Im Ergebnis ist das dann egal. Zwei mal Ausguss. Vielleicht war das aber auch himmlische Fügung, die mich etwas unsanft darauf hinweisen wollte, dass der Juffer, ohne Sonnenuhr, aus ähnlichem Jahrgang hier schon aufgetaucht ist. Jetzt also mit Sonnenuhr. Da ich schlicht keine Flasche Sonnenuhr aus 2016 besitze, was im Übrigen unglaublich Schade ist, da ich 2016 bei Riesling wirklich sehr mag, gibt es eben 2017. Die passenden Weinberge dazu liegen immer noch genau gegenüber von Brauneberg und dem Weingutsgebäude von Fritz Haag auf der anderen Seite der Mosel. Letztes Jahr waren wir vor Ort, das nächste mal dürfte Mythos Mosel also im übernächsten Jahr in diesem Abschnitt stattfinden. Und es sieht tatsächlich im echten Leben ganz ähnlich aus wie auf dem Etikett. Die Juffer Sonnenuhr ist das Filetstück mitten in der Lage Juffer, direkt um die namensgebende Sonnenuhr. Von denen gibt es ja einige im Moseltal, man will ja schließlich überall wissen, wie spät es ist.

Die wunderschöne gelbe Frucht lässt mich die beiden Ausgusserlebnisse sofort vergessen. Dazu ein bisschen nasser Stein und ein minimaler Anklang von Reife, der sanft darauf hinweist, dass 2017 nicht gestern war. Tränke man nur, man erahnte es nicht, so frisch ist das. Da ist noch mehr gelbe Frucht auf der Zunge als schon beim Riechen. Da sind Birnen, reife Äpfel, Mirabelle und Nektarinen. Da ist aber auch Stein, Struktur, Kräuter und eine super frische Säure dahinter. Wenn ich nicht wüsste, dass der Wein trocken ist, dann würde ich das anhand der süßen Frucht niemals erraten. Andererseits sagt man ja nicht umsonst auch gerne moseltrocken und ich habe keine Analytik zur Hand. Da ich kein Trockenfetischist bin, ist mir das sowieso egal. Schon gar nicht, wenn ich, wie hier, die Nase nichtmal aus dem leeren Glas bekomme. Das ist so schön. Und man wird das Gefühl nicht los, dass der Wein gerade erst angefangen hat zu reifen. Diese Frucht ist einfach genial. Und dann, wenn der Wein gerade nach hinten verschwunden ist, dann trocknen die Lippen ab. Ein bisschen wie am Meer. Das ist groß und gleichzeitig so einfach zu trinken, dass die Flasche alleine kein Problem wäre. Aber wir trinken auch diese Flasche über mindestens zwei Abende. Mehr werden es in diesem Fall ganz sicher nicht.

Und Abend Zwei startet nicht weniger schön. Ein Obstkorb von Maracuja bis Multivitaminsaft, von Apfel bis Ananas. Alles da. Der Wein ist cremiger geworden, etwas reifer und süßer. Honig ist da jetzt. Und gleichzeitig auch deutlich mehr Saftigkeit. Da ist richtig Zug drauf. Die steinigen Kräuter, der texturierte Grip, die geben Spannung in den Wein. Nichts mit Schlabberlook am Sonntag. Habe ich schon erzählt, wie schön ich die Frucht finde? Ja? Egal. Bei allem Spaß, den ich mit einer kargen Steinwüste im Riesling haben kann, bei Weinen so trocken, dass man einen Schluck Wasser braucht, das hier macht mindestens genausoviel Spaß. Vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr. Rieslingdurst ist eben doch ein einfach lösbares Problem. Zumindest mit so einem Riesling im Glas. Das ist einer der Weine, die im Kopf bleiben. Und das nicht weil man zu viel davon getrunken hat.

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