9.6.2024

Maison Stéphan - Côte-Rôtie 2017

Wir trinken diese Woche einen Syrah aus 2017 mit einem kleinen Anteil Viognier vom Maison Stéphan von der Côte Rôtie.

So richtig viel weiß ich nicht von der Rhône. Die Weine trinke ich zwar gerne, sie sind aber immer irgendwo Einkaufsbeifang, ein gutes Angebot hier, eine interessante Einzelflasche da. Um den Karton voll zu bekommen. Ihr kennt das sicher. Ein bisschen überraschend ist es dann aber doch für mich, dass bisher tatsächlich kein einziger Wein von da den Weg hier in den Blog gefunden hat. Es ist also höchste Zeit dafür und ich nutze die Gelegenheit um mein Wissen ein bisschen aufzufrischen. An der Rhône wird je nach Quelle und Jahresstand auf zwischen 60.000 und 80.000 Hektar Fläche Wein angebaut. Ganz Deutschland kommt laut dem statistischen Bundesamt (und die müssen es ja wissen) 2023 auf knapp über 100.000 Hektar. Trotzdem ist die Rhône damit bei Weitem nicht Spitzenreiter in Frankreich. Auf den Flächen stehen vor Allem rote Sorten. Der flächenmäßig deutlich kleinere Norden mit einem eher kontinentalen Klima ist bekannt für den Syrah, im Süden mit eher mediterranem Klima ist es dann Grenache oder verschiedene Cuvées. In Châteauneuf-du-Pape, sicher der bekannteste Appelationsname im Süden, sind 13 Rebsorten zugelassen, rot und weiß, die mitunder auch alle gemeinsam im Wein landen. Die großen Namen im Norden sind unter Anderem Hermitage, Saint-Joseph und eben Côte Rôtie. Weiße Rebsorten gibt es natürlich auch, das sind dann meistens Viognier, Marsanne oder Roussanne. Die steilen Weinberge der Côte Rôtie liegen ganz im Norden des Gebiets. Wenn man das dann auch auf die Flasche schreiben will, dann muss es immer hauptsächlich Syrah sein, es dürfen aber auch bis zu 20% Viognier beigemischt werden. Da fällt mir ein, dass mir diese Kombination, Rotwein mit einem Schuss Weisswein für die Frische, und sogar ganz spezifisch Syrah mit einem Schuss Viognier nicht etwa aus Frankreich, sondern aus Neuseeland in den Wrint Flaschen 2016 das erste mal über den Weg gelaufen ist. Das Gedächtnis funktioniert manchmal doch erstaunlich gut.

Wer den Titel gelesen oder das Bild angeschaut hat, wird festestellt haben, dass Côte-Rôtie hier dann auch auf der Flasche steht, es muss also Syrah sein und es darf Viognier dabei sein. Zu 2017 finde ich keine Angaben, der Vorgängerjahrgang war aber 90% Syrah mit 10% Viognier, deshalb gehe ich einfach mal davon aus, dass das bei diesem Wein auch so sein wird. Es scheint so zu sein, dass der Wein inzwischen als Lagenwein unter dem Namen Les Binardes gefüllt wird. Zumindest wenn man danach geht, dass das Etikett des 2018er Les Binardes dieser Flasche täuschend ähnlich sieht. Und deutlich teurer geworden ist leider, aber damit ist der Wein ja nicht alleine. Jean-Michel Stéphan hat erst 1994 angefangen an der Rhône Wein zu machen. 2017 ist dann sein Sohn Romain mit ins Weingut eingestiegen, erst im letzten Jahr auch sein anderer Sohn Dorian. Das zusammen ergibt dann das Maison Stéphan. Schon 1995 wurde auf biologische Landwirtschaft umgestellt, und, so schreibt es das Weingut selber, 1997 der erste Jahrgang Naturwein abgefüllt. Dabei findet man auch einen Hinweis auf die Regeln der L’Association des Vins Naturels. Die Trauben für den Côte-Rôtie werden mit Stil und Stängel spontan vergoren und dann für ein Jahr im Edelstahl ausgebaut. Gefüllt wird ohne oder mit minimaler Schwefelbeigabe.

Da ist richtig viel Würze in der Nase, dicht, intensiv, aber auch super fein. Da sind rote Beeren, Trockenobst, Kytta Salbe und etwas Struppiges. Und Oliven sind da, aber nicht die in Lake, sondern die, die trocken einvakuumiert werden, schrumpelig, super nervig am Stein klebend, aber gleichzeitig extrem tief im Geschmack und super lecker. Genau das ist da im Wein. Und ganz dahinter dann tatsächlich auch ein bisschen Alkohol, obwohl der Wein eigentlich nur 13% auf die Waage bringt. Beim Trinken bleibt aber keine Spur mehr davon. Der Gerbstoff streichelt samtig weich die Zunge entlang, da ist Frucht und dann doch auch ziemlich viel Struktur. Da sind Kirschen und die dazu passenden Steine und da sind Kräuter. Auf jeden Fall ist es einer dieser Weine, bei denen man die Nase nicht mehr aus gem Glas bekommt, wenn man sie einmal rein gesteckt hat. Jedes mal riechen macht eine neue Tür auf und auch die Schnapsigkeit hinten raus verschwindet komplett. Ich dachte mir, dass Wein aus dem Süden Frankreichs und Essen aus dem Süden Frankreichs vielleicht ganz gut zusammen gehen und habe Daube Provençale nach Siebeck gekocht und es ist ein absoluter Traum zusammen. Ich bin ein bisschen verliebt mal wieder. In das Essen, aber auch in den Wein dazu.

Nach der Nacht im Kühlschrank riecht das kurz nach Babyfeuchttüchern. Vielleicht ist das die natürliche Geruchsevolution der Kytta Salbe, da es aber nach zwei Schwenkern verfliegt, halte ich mich nicht allzulange mit diesem Gedanken auf. Danach folgen Thymian, Rosmarin und überhaupt ein bunter Strauß mediterraner Kräuter. Und ja, ich habe zwischendurch mal gelüftet, das ist wirklich aus dem Wein und keine Kochüberbleibsel des Vorabends. Der Wein ist komplett trocken und das nicht nur im Sinne von fehlendem Zucker sondern inzwischen auch mit Trockenobst und angetrockneten Sträuchern. Und auch die Alkoholnote, die kurz nach dem Öffnen im Wein war, taucht nie wieder auf. Man hat das Gefühl, dass richtig was passiert ist im Glas, in der Flasche und im Wein über Nacht. Dass Luft hier wirklich noch nötig ist, dass da noch jede Menge Potential für viele weitere Jahre schlummert. Und gleichzeitig ist das Stadium gerade einfach genial. Das schmeckt nach Süden, ist dabei aber weder besonders heiß noch in irgendeiner Art und Weise fett. Da ist Frische, Feinheit und dann so viel Würze dahinter. Kräuter, ein Schuss Maggi-Umami, und Frucht. Ein Wein, der den Abend füllt, bei dem man die Nase ins Glas hängt, einen Schluck probiert und sofort wieder rein riechen möchte. Und der auch zum Essen genial funktioniert. Vielleicht wird es doch Zeit, sich mal intensiver mit der Rhône zu beschäftigen. Oder zumindest öfter mal den Karton damit aufzufüllen.

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